Freitag, 29. März 2024

Der berühmte Maler der Alpen E.T.Compton und das Stodertal

In der "Linzer Tagespost" und im "Volksblatt" konnte man folgende Artikel lesen. Sie wurden etwas gekürzt und unserer Zeit angepasst.

       E.T.Compton                          gezeichnet von seinem Sohn
                                                            Edward Harrison Compton ca. 1915 

Linzer Tages-Post 4. März 1920
E. T. Compton in Hinterstoder.

Von dort schreibt man uns: Seit bald sieben Wochen kann sich Hinterstoder glücklich schätzen, wieder Meister Compton, den Maler der Alpen, beherbergen zu können. Der geschätzte Gast weilt nämlich wieder zum Besuch im „Erholungsheim", bei der ihm seit langem befreundeten Familie Schachinger, deren Einladung ihn nach unserem Oberösterreich zog. Sonst wäre er,
da das große Atelier in seinem Künstlerheim am Starnbergersee wegen Kohlenmangels diesen Winter nicht benützbar war, während der schlimmen Zeit mit seiner Frau nach London gegangen, wo sein ältester Sohn Chefarzt im deutschen Hospital ist. Zum letzten Mal weilte Compton im Herbst mehr als zwei Monate hier. Um so herzlicher wurde er diesmal empfangen. Bei seiner Ankunft hatte das Töchterlein des Hauses, Erika, den Eingang mit Tannenreis und Willkommgruß festlich geschmückt und das gemütliche Jägerstübchen im Erholungsheim mutete durch Schneerosen und Waldesgrün wie ein Frühlingserwachen an.
Gleich am Tag nach seiner Ankunft richtete Compton sich sein Atelier ein und machte sich an die Arbeit, noch immer so schaffensfroh und unermüdlich wie in früheren Jahren trotz des überschrittenen Siebzigers. Als erstes Werk entstand diesmal ein Aquarellblatt, sein Künstlerheim darstellend, wobei der Künstler einem Wunsch Schachingers nachkam, dann folgten die großen Ölgemälde „Panorama der schneebedeckten Prielgruppe" und zwei weitere naturwahre und packend gemalte Bilder aus den Felswüsten des Toten Gebirges sowie eine große Anzahl duftiger Aquarelle, feine, entzückend schöne Winterstimmungsbilder aus dem Berchtesgadener Land nach mitgebrachten Skizzenbüchern. Besonders prächtige Blätter hat er auch für Herrn Schachinger aus dem Schweizer Hochgebirge sowie aus dem winterlichen, tiefverschneiten
Stodergebiet geschaffen. So hat denn der Meister den Tag über zu tun, nur gegen Abend unterbricht ein täglich einstündiger Spaziergang seine Atelierarbeit. Eine kurze Mittagsrast in der herrlich klaren Wintersonne auf der Veranda des Erholungsheims bei Zeitung lesen gönnt sich sonst noch der Meister.
Wie geschätzt seine Schöpfungen und Werke sind zeigt die Tatsache dass täglich, auch nach Hinterstoder Anfragen, Aufträge und Wünsche von allen möglichen Seiten einlaufen. 
Der hiesigen Feuerwehr widmete der Meister unlängst für einen Unterhaltungsabend, dessen Reinerträgnis zur Beschaffung von neuen
Schläuchen bestimmt war, ein reizendes Spitzmauerbildchen, das verlizitiert wurde und um das sich ein förmlicher Kampf entwickelte. Schließlich wurde es um 1200 Kronen erstanden. 
Die Linzer haben ja dank Herrn Schachinger erst vor kurzem sich an einer Ausstellung von Comptons Alpenbildern erfreuen können, kein Wunder, dass aus verschiedenen Orten des In- und Auslandes insbesonders von Alpenvereinssektionen, an Herrn Schachinger mit dem Ersuchen herangetreten wurde auch bei ihnen derartige Ausstellungen zu veranstalten. 
Wir in Hinterstoder aber konnten uns der Gegenwart des Künstlers selbst wieder erfreuen, der auch als Mensch so ist wie seine Werke, vornehm, lauter und wahrhaft und von dem der Schriftleiter des Jahrbuches des Alpenvereines H. Heß sagt, dass seine Männlichkeit und Vornehmheit des Denkens und Handelns so gewinnend sind, dass jeder sich glücklich preisen darf, der Comptons Weg gekreuzt hat. Am Donnerstag dürfte leider Compton unser Stodertal wieder verlassen.

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Georg Schachinger

Linzer Tages-Post 20. November 1920
Ein Brief aus der Schweiz.

Jede Schwärmerei hat etwas Liebenswürdiges, solange sie nicht in Narretei ausartet. Die Begeisterung der Theaterbesucher, die sich vor den Wagen einer Diva spannen, ist Narretei. Die Schwärmerei ist um so höher einzuschätzen, je höher ihr Objekt steht und sie kann sich zur wirksamen Förderung einer guten Sache gestalten, wenn sie über platonisches Empfinden hinaus sich praktisch zu betätigen sucht. Ein Musterbeispiel eines solchen praktischen Schwärmers ist unser Landsmann Georg Schachinger aus Hinterstoder, der sich ganz dem Kultus der reifen, in ihrer Art vollendeten Kunst des englischen, längst in deutschen Landen akklimatisierten Malers Compton gewidmet hat.
Compton, der unübertroffene Maler der Hochgebirgslandschaft, hat im Hause Schachingers in Hinterstoder ein zweites Heim gefunden, in dem er alljährlich einige Monate zubringt. Und dort hat er auch einen großen Teil seiner Meisterwerke geschaffen. Es ist rührend, mit welcher Liebe und Begeisterung Schachinger an dem Meister, der ihm ein Freund geworden ist, hängt und wie geradezu leidenschaftlich er für den Künstler eintritt. Als glücklicher Besitzer einer stattlichen Anzahl der schönsten Compton-Bilder geht sein Streben dahin,
das große Publikum mit der Kunst des Meisters, der selbst in bescheidenster Zurückgezogenheit lebt, bekannt zu machen.
In Erinnerung ist noch die prächtige Compton-Ausstellung, die Schachinger den Linzern bot. Dann aber entschloss er sich, seinen Bilderschatz auch weiteren Kreisen des Auslandes vorzuführen und er ging mit seinen Compton-Bildern zunächst in die Schweiz, wo er gegenwärtig noch weilt. Er hat dort bereits in mehreren Städten sehr erfolgreiche Compton-Ausstellungen veranstaltet und er hatte die große Freude, überall entzückte Bewunderer seines Meisters zu finden. Augenblicklich befindet sich Schachinger in einem der schönsten Gebiete der schönheitsreichen Schweiz in Montreux, von wo er uns vor einigen Tagen ein Schreiben sandte, dem wir die folgenden Zeilen entnehmen: 
„Vor kurzem erhielt ich von der „Deutschen Berg- und Sport-Film-A.G in Freiburg eine Einladung zur Teilnahme an einer Tour auf die Cabane Betemps in der Eisregion des Monte Rosa-Massivs. Ich nahm die Einladung dankbar an und weilte in Gesellschaft von zwei Damen und vier Herren die, von Tiroler Führern begleitet, die großen Zermatter Hochtouren künstlerisch verfilmten, inmitten der grandiosen Eiswelt des Monte Rosa, wo zwölf Riesengletscher von allen Seiten herniederströmen. Von dort gings herab ins Rhonetal, in den warmen, sonnigen Süden, an die in allen Reisebüchern als „zauberisch schön" gepriesenen Gestade des Genfer Sees die noch im vollen Rosen- und sonstigen Blumenflor prangten. Reizende Ortschaften, wie Territel, Weyrour, Glion, Caud, Les Planches, Narens, Vevey ziehen sich an den herrlichen Seeufern entlang oder klettern die Berghänge hinauf und bilden viele Stunden weit eine einzige große Kolonie von Hotels, Villen und Landhäusern. Berühmte Weinberge liegen ringsum. Eine gottvolle Gegend, die nachgewiesener maßen die geringste Sterblichkeit in Europa aufzuweisen hat. Ich nahm in Montreux Aufenthalt, wo mir im „Palace Hotel", dem größten und vornehmsten Hotel der Schweiz, zur Veranstaltung der nächsten Compton-Ausstellung ein schöner Saal zur Verfügung gestellt wurde. Hier wurde mir eine freudige Überraschung zuteil.
Dieser Tage erhielt ich durch den Grafen Esterhazy eine telegraphische Einladung nach Schloss Prangins. In der Schnellzugsstation Nyon erwartete mich ein Auto, das mich dann zugleich mit einem Herrn des derzeit in Genf tagenden Völkerbundkongresses nach Pranqins brachte. Der im Telefonbuch der
französischen Schweiz unter Nyon 40 als „Domaine Imperiale de Prangins" bezeichnete Besitz ist ein hochinteressantes, altes, prächtig renoviertes Schloss, das zur Zeit der Revolution eine Zufluchtsstätte des französischen Adels war. Es liegt mit seinen Dependenzen mitten in einem großen Waldpark an einem 
schönen blauen See, der mit seiner Brandung und durch seine große Ausdehnung fast den Eindruck des Meeres macht. 
Wundervoll ist der Ausblick auf die fernen Berge Savoyens, auf den Montblanc—
das Ganze eine friedliche Idylle von köstlicher Schönheit...
Nach meiner Ankunft wurde ich dem Diner beigezogen und hatte dann nachmittags die Ehre, meinen Schatz, die Compton-Bildersammlung im großen Speisesaal des Schlosses der ehemaligen Kaiserfamilie vorlegen und erläutern zu können. Hiebei waren außer dem früheren Kaiserpaar Karl und Zita noch die Mutter Maria Josefa und Marie Theresia (beide sind selbst feinsinnige Künstlerinnen in Malerei und Goldschmiedearbeit), sowie der frühere Erzherzog Eugen anwesend. Später wurde auch noch der ehemalige Kronprinz Otto mit einigen Geschwistern, sowie Graf Ledüchowski und Flügeladjutant Esterhazy beigezogen.
Alle äußerten ihr vollstes Entzücken und eine ehrliche große Freude über die Schönheit der Compton-Bilder und über die Meisterschaft, mit der der Künstler die der Natur der Hochgebirgswelt abgelauschten Stimmungsbilder so unerreicht und vollendet wiederzugeben versteht. Maria Josefa, die schon früher wiederholt die Zermatter Compton-Ausstellung besucht hatte, betonte besonders, dass die
Bilder, je öfter man sie sieht, einem desto mehr gefallen und dass man immer neue Schönheiten in ihnen entdeckt. Das frühere Kaiserpaar dankte mir herzlichst für den schönen Kunstgenuss, erkundigte sich mit lebhafter Teilnahme nach dem Befinden meines Freundes Compton, der leider derzeit an den Folgen einer Blutvergiftung am rechten Fuss leidet und bat mich, dem Künstler freundliche Grüße und die besten Wünsche zu baldiger Genesung zu übermitteln. Dann trugen
sich beide noch in das Gedenkbuch ein und verabschiedeten sich von mir in der liebenswürdigsten Weise. Vor meiner Abreise überreichte mir der Flügeladjutant noch ein Kuvert mit einer wahrhaft fürstlichen Frankenspende für den humanen Zweck, den die Schweizer Compton-Ansstellungen verfolgen.

Herr Schachinger weist in seinem Schreiben dann noch darauf hin, dass die an ihn ergangene Einladung einen seltenen Fall darstelle, da das ehemalige Kaiserpaar ganz zurückgezogen lebe und niemanden empfange und rühmt die außerordentliche Liebenswürdigkeit, mit der er in Prangins empfangen wurde.
Er werde den Besuch in Prangins als eine der schönsten und interessantesten Erinnerungen seiner an Eindrücken so reichen Schweizer Reise buchen.

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Linzer Volksblatt 26. März 1921
Maler E. T. Eompton gestorben.
Wien, 25. März. Blättermeldungen aus München zufolge ist dortselbst der bekannte alpine Landschaftsmaler Theodor Compton im Alter von 72 Jahren verstorben.
Der Engländer Edward Theodor Compton war 1849 in Stocke Newington bei London geboren und hat am 26 Juli 1919 in voller körperlicher und geistiger Frische seinen 70. Geburtstag gefeiert. Compton lebte schon seit dem Jahr 
1867 in Bayern, das seine zweite Heimat geworden ist. Mit seiner im Jahre 1867
unternommenen ersten Reise in die Schweiz entschied sich für immer die Richtung seiner Kunst. Er wurde zum Maler des Hochgebirges und ist es geblieben bis an sein Lebensende. Selbst Hochtourist, der selbst in hohem Alter noch die schwierigsten Partien machte, schöpfte er seine Bilder durchwegs aus eigener Betrachtung der verschiedenen Gebirgsszenerien.
Man kann ruhig sagen, dass Compton der vollendetste und volkstümlichste Alpenmaler der letzten Jahrzehnte war. Er hat es geradezu zu einer   Weltberühmtheit gebracht und seine herrlichen Bilder machten die Schönheit unserer Alpenwelt in den fernsten Ländern bekannt. Auch zu unserem Oberösterreich stand der verewigte Künstler in engen Beziehungen. 
Durch Jahre hindurch weilte er in den Sommermonaten in Hinterstoder, wo ihn mit der Familie des Herrn Georg Schachinger innige Freundschaft verband. Prachtvolle Bilder mit Darstellungen aus dem Toten Gebirge waren die Früchte dieser Aufenthalte im Stodertal.
Herr Schachinger konnte im Laufe der Jahre eine herrliche Sammlung von Compton-Bildern anlegen, die anläßlich einer Ausstellung in den Räumen des o.österr. Kunstvereines in Linz im Herbst 1919 allgemeine Bewunderung erregten. Im Vorjahr ging Herr Schachinger mit seinem kostbaren Schatz in die Schweiz, wo er derzeit noch weilt. Er veranstaltete in allen größeren Orten Ausstellungen der
Bilder Comtons und hatte, wie aus wiederholten in unserem Blatt veröffentlichten Briefen hervorging Gelegenheit, die Bilder verschiedenen hohen Persönlichkeiten zu zeigen. 
Die Comptonbilder sind durch unzählige Reproduktionen bekannt geworden, aber erst vor dem Original wird einem die ganze Tiefe des Erlebnisses offenbar, das Compton in seine Alpenbilder hineingelegt hat. Das Andenken an den großen Künstler wird stets mit unserem Land verknüpft bleiben.

Sonntag, 24. März 2024

Palmsonntag 24. März 2024 in Hinterstoder







                                                              


                                                    

                                                      Fotos: Traude Schachner

 

Freitag, 22. März 2024

Willkommen im Stodertal

In der "Linzer Tagespost" und im "Volksblatt" konnte man folgende Artikel lesen. Sie wurden etwas gekürzt und unserer Zeit angepasst.

Spitzmauer, Gemälde von E.T.Compton

Spitzmauer Gipfel

Linzer Tages-Post 11. September 1897
„Österreichisches Matterhorn!" 
Aus Hinterstoder wird uns geschrieben: Am 25. August bestiegen sechs Personen über die jähe Nordwand diese imposante und schönste aller Felsenzinnen des „Toten Gebirges", um das von Herrn Karl Wurm (Urfahr) und Herrn G. Schachinger jun. (Linz) gewidmete Gedenkbuch oben am Gipfel zu hinterlegen.
Dasselbe war schon im vorjährigen Spätherbst von letztgenanntem Herrn bis zum Eingstieg der Klinserscharte getragen worden, weil aber die Tour infolge massenhaften Neuschnees und einfallenden Nebels nicht durchgeführt werden konnte, dort einstweilen unter einem großen Felsblock deponiert worden. In der vorvergangenen Woche nun wurde, nach zweitägigem Zuwarten im dichten Nebel im Karl Krahl-Schutzhaus (Prielschutzhaus), am 25. August, der endlich herrliches, reines Wetter verhieß, zeitlich früh 4 Uhr aufgebrochen, um den selten gemachten, hochinteressanten, aber sehr scharfen Aufstieg über die Nordwand des Berges auszuführen. Teilnehmer der Partie waren:
Als Führer Herr G. Schachinger jun. (Linz), Sommergäste: Fräulein Marie Aigner (Linz) und Med.-Doktor Franz Schönpflug (Harland), Schulleiter Josef Angerhofer (Hinterstoder) und dessen Sohn Franz Angerhofer (Student in Kremsmünster), sowie der Zimmermann Franz Stummer (Tambergau) als Träger.

In der Klinserscharte um 6 Uhr angelangt, genossen die Teilnehmer den herrlichen Anblick der von der aufgehenden Sonne beschienenen, rotglühenden, wuchtigen Wände der Spitzmauer und des Prielmassivs. Hier mussten die großen photographischen Apparate zurückgelassen werden und man stieg über die links herabziehenden, ungeheuren Schutt- und Geröllhalden recht steil und mühsam aufwärts in einer Stunde bis zum Kamin an der Nordwand, wo kurze Rast gehalten und auch Stärkung eingenommen wurde. Ein Rudel flüchtender Gemsen, unter deren Füßen kleine Steinlawinen niederprasselten, machte auf eine in diesem wenig begangenen Gebiet und speziell an solch jähen Mauern eminent hohe Steinschlaggefahr recht deutlich aufmerksam. Punkt 7 Uhr erfolgte der Einstieg in die Wand rechts neben dem Kamin, wo die letzten Reste einer Schneelawine ein schmutziges, steil geneigtes kleines Eisfeld bilden—der Kamin selbst sieht eben gar nicht vertrauenserweckend aus und hängt im letzten Teil über. Anfangs ging's auf gut gangbaren Felsbändern aufwärts, dann folgten unangenehme Platten, kleine Kamine, eine senkrechte Wand, je höher hinauf, desto schärfer wird der Aufstieg, und es muss tatsächlich Tritt für Tritt und Griff um Griff den Felsen abgerungen werden. Hier und da mahnten lockere Blöcke und morsches Gestein zur allergrößten Vorsicht. Ungefähr in der Mitte der Wand, wo die Schwierigkeiten den Höhepunkt erreichen, schien auf einmal ein Fortkommen überhaupt nicht mehr möglich und ein Zurücksteigen mit so viel Personen auch gewagt. Dem mutigen und entschlossenen Eingreifen der mitgehenden Dame war es zu danken, dass auch diese wirklich schlimme Stelle glücklich überwunden wurde. Herr G. Schachinger jun. ging als erster voraus und hing mit beiden Händen an einer schmalen Felsrippe, schlechte Tritte, kaum bandbreit, unter den Füßen, Fräulein Marie Aigner, eine kühne, unerschrockene Bergsteigerin, die alles Lob verdient, als zweite folgend hatte einen besseren Stand, sie zog Herrn Schachinger, der sich selbst nicht so viel rühren konnte, ganz resolut die Schuhe aus, ließ ihn auf ihre Schultern steigen— und bald war wieder weiter oben ein fester Griff erfasst,— ein Schwung und fort gings wieder.
Solche Stellen verursachen namentlich bei Teilnahme so vieler Leute freilich eine arge Verzögerung; besonders zeitraubend ist die Anwendung des Seiles bei den Nachfolgenden und das Hinaufseilen der Bergstöcke und des Rucksackes. Bald darauf erwies sich der Fels wieder als besser gangbar und nach vierstündiger anstrengender Arbeit stand die Partie um 11 Uhr vormittags zur größten Freude aller Teilnehmer oben am „Spitzmauerplan". Herr G. Schachinger jun. hatte die Partie, obwohl er nie diese Seite begangen, ganz richtig und auf der besten Route hinaufgeführt, sein Pfadfindertalent hat ihn auch diesmal nicht im Stich gelassen. (Diese Rollte wäre entschieden die kürzeste und sogenannte „ideale" und dürfte bei zwei gleich guten Steigern um mehr wie zwei Stunden weniger Zeit beanspruchen als der gewöhnliche weite Umweg ins Tote Gebirge hinaus.
 
Vom „Spitzmauerplan" erreichte man leicht in einer halben Stunde den Gipfel 2416 Meter, wo über drei Stunden bei herrlicher Fernsicht und gänzlicher Windstille verweilt wurde und die Übergabe und Hinterlegung des sicherlich schönsten aller Gipfelbücher eine kleine, seltene Feier bildete. Das Buch, von Herrn Karl Wurm in Lederschnitt prächtig ausgeführt und mit einem Aquarell von L. Haase jun. (Linz), die Spitzmauer im Morgenglühen darstellend geschmückt, befindet sich in einem starken zweifachen Zinkgehäuse und wurde unter den Steinblöcken der Pyramide deponiert. Herr G. Schachinger jun. hatte sämtliche ihm bekannt gewordene Besteigungen, vom Jahre 1858 angefangen, bis jetzt, sorgfältig eingetragen, das heißt dieselben, soweit es aus den oben vorgefundenen Karten, Führerbüchern, Fremdenbüchern im Schutzhaus und im Jaidhaus des Herrn Hackl möglich war, mühsam herausgesucht und der Reihe nach zusammengestellt. Dorfschulmeister Angerhofer als best bekanter Poet schrieb folgendes kleine Gedichtchen ein:
„Wandauf sein ma gstieg'n, unsa sechs in da Früah. A Buach hab ma bracht und— a z'schund'ne Knia. Viel Nam habn nu Platz in dem Büachl da drin, Drum: Bergfahra auf! Zu da Spitzmauer hin!" 
Mit dem Wunsche: „Gott schütze dieses Buch und alle, die diesen herrlichen Gipfel besteigen," wurde der Abstieg angetreten, der auf dem gewöhnlichen Wege über die Hochscharte, Weitgruben und Klinserscharte vor sich ging; von da zum Schutzhaus, wo abends noch eine kleine gemütliche Nachfeier der gelungenen Partie, die allen in angenehmster Erinnerung bleiben wird, stattfand.

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Linzer Tages-Post 13. April 1906
Hinterstoder: Gründung eines Verschönerungs- und Fremdenverkehrsvereines.

Auf Anregung mehrerer Herren konstituierte sich hier am 8. April 1906 dieser Verein. In die Vorstehung wurden nachstehende Herren gewählt:
Josef Angerhofer, Schulleiter, als Obmann, Hans Hackl, Gasthofbesitzer, als Obmannstellvertreter, Ferdinand Gellner, k. k. Förster, als Schriftführer,
Karl Vogl, Bäcker, als Kassier, zu Ausschussmitgliedern die Herren: Anton Lehner, Pfarrer, Dr. Adolf Hauer, Arzt, Georg Schachinger, Besitzer der Fremdenpension und des Erholungsheimes in Hinterstoder, Anton Hackl, Gasthofbesitzer, Stephan Ramsebner, Bürgermeister und Ökonom und Johann Fessl, Ökonom. Von seiten der Gemeinde Hinderstoder wurden die Herren Felix Auer, Zimmerpolier und Ignaz Fessl, Ökonom und Spediteur in die Vorstehung entsendet.
Diese Vertreter der Gemeinde haben in der Vorstehung Sitz und Stimme. Am Konstituierungstag zählte dieser Verein bereits 21 Mitglieder, darunter mehrere Herren von auswärts.

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Volksblatt für Stadt und Land 14. März 1895
Das Reden ist gar nicht so schwer, man muss nur erst über die Feuerprobe hinaus sein.
Ein etwas beschränkter Bursche ging mit seinem Vater auf die Brautschau. Der Vater, der seinen Sohn kannte, begleitete ihn und sagte: „Halte das Maul und rede kein Wort, denn wenn man hört, wie dumm du bist, bekommst du das Mädchen gewiss nicht. Der Junge befolgte den Rat seines Vaters und sprach während des Essens kein Wort. 
Nach dem Essen aber musste er hören, wie eine der jüngeren Töchter des Hauses zur anderen sagte: „Ist das aber ein dummer Kerl“, worauf der Brautwerber zu seinem Vater eilte und sagte: „Nun darf ich schon getrost reden. Die wissen es schon“.

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Linzer Tages-Post 18. März 1909
Aus Hinterstoder, 16. März, wird uns berichtet:
 
Das Wetter ist jetzt herrlich. Metertiefer Schnee bedeckt unsere herrliche Gebirgslandschaft. Der Wintersport wird noch eifrigst betrieben. Die Schneerosen oder „Schneekaderl", die ersten Frühlingsblumen, blühen schon seit einigen Tagen in den blinkenden Schneewiesen. Die Hirschfütterung in der Polsterlucke erfreut sich heuer eines besonders starken Besuches.

Freitag, 15. März 2024

Es war einmal.

In der Linzer Tagespost und im Grazer Tagblatt konnte man folgende Artikel lesen. Sie wurden etwas gekürzt und unserer Zeit angepasst.                                               

Baumschlagerreith

Linzer Tages-Post 18. Jänner 1878 
Hilflos verschmachtet und gestorben. 
Am 10. Jänner 1878 fand der Besitzer des unbewohnten sogenannten Baumschlagerreithes zu Hinterstoder, welches in der Nähe der Quelle des Steyrflusses liegt, den Knecht und Reservisten des k. k. 4. Dragoner-Regimentes, Heinrich Pieslinger, der bisher in Vordertambergau bedienstet war, tot im Zimmer liegend. Der herbeigeholte Arzt Dömök untersuchte die Leiche und erklärte, dass Pieslinger einer Schusswunde erlegen sei. Da Pieslinger ein passionierter Wilddieb war, so wird vermutet, dass er auf der Wildbahn angeschossen wurde, sich bis zum genannten Reith schleppte und daselbst gestorben sein wird. Da die Verwesung des Leichnams schon weit vorgeschritten war, so dürfte sich dieser traurige Vorfall wohl schon vor längerer Zeit zugetragen haben.

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Kriegerdenkmal in Hinterstoder
                                              
Linzer Tages-Post 1. Juli 1925
Die Bewohner unserer Bergtäler hängen wohl mehr als andere an ihrer Heimat. Als es daher 1914 galt, für die Heimat einzutreten, da waren die Heldensöhne des Stodertales allsogleich in den ersten Reihen unserer Kampftruppen und dort konnte man sie in den vier Jahren schwersten Ringens jederzeit finden.
So kam es denn auch, dass von den Gemeinden Oberösterreichs im Verhältniss zur Einwohnerzahl Hinterstoder die meisten Blutopfer brachte. 64 tote Helden hat Hinterstoder zu beklagen und diese 64 Getreuen zu ehren und ihr Angedenken in würdiger Form weiterleben zu lassen, galt die Enthüllungsfeier des Kriegerdenkmals am Montag den 29. Juni.
Das Denkmal weicht weit von der gewöhnlichen, künstlerisch meist nicht einwandfreien Art der Kriegerdenkmäler ab und passt sehr gut zur ganzen Umgebung. An der Kirchhofmauer, zwischen Kirche und Schule, wurden drei Nischen angebracht, deren mittlere eine lebensgroße Marienstatue mit dem Kind birgt. Die Figur ist aus gebranntem emaillierten Ton und wurde vom Bildhauer Hans Bontilla (Salzburg) angefertigt. In den beiden seitlichen Nischen sind auf Marmortafeln die Namen der Gefallenen und der Vermissten festgehalten. Das Denkmal entwarf Fr. Koppelhuber Steyr.

      
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Linzer Tages-Post 14. Februar 1926 
Hinterstoder Dilettantentheater. 
Die hiesige Theatergssellschaft, deren rührige Tätigkeit Hinterstoder eines der schönsten Kriegerdenkmäler des ganzen Landes verdankt, veranstaltete am 6. 7. und 14. Februar im „Schmalzerhof" wieder einige Vorstellungen, deren Reinerträgnis diesmal der Hinterstoder Feuerwehr zur Anschaffung einer Motorspritze zufließt. Zur Aufführung gelangte der dreiaktige Schwank „Familie Honnemann" von Otto Schwarz. Der rührigen Direktion Kinninger ist zur Wahl dieses äußerst lustigen Stückes zu beglückwünschen. Es wurde außerordentlich gut und flott gespielt und es reicht das Können einzelner weit über Dilettantismus hinaus.
So entfesselten Herr Kinniger als von sich sehr eingenommener Schauspieler Brückner, Herr Pachleitner als kurzsichtiger und daher alles verwechselnder Sanitätsrat Mümmelmann (gleichzeitig Spielleiter) und Herr Gehmair als gern mit verkehrt angebrachten Zitaten um sich werfender Verbrecher Bollerkopp wahre Lachsalven bei dem zahlreich erschienenen Publikum. Auch Herr Mehlmayer als Rechtsanwalt Hannemann, ein Junggeselle, der sich innerhalb weniger Minuten eine Familie zusammenschwindelt, und Fräulein Windscheck als gute Erbtante Jutta aus Kalkutta gaben schauspielerisch recht beachtenswerte Leistungen. Nicht unerwähnt mögen bleiben Fräulein Wieser als resche, fesche Münchner Soubrette, Fräulein Hager als liebreizendes Adoptivtöchterchen der Erbtante, Herr Windscheck als Diener Hannemanns, Fräulein Kaltenbrunner als dessen heimliche Frau und Herr Klotz als bärbeißiger Schutzmann Wendeborn, welche alle zum guten Gelingen der Aufführung beitrugen. Die Regie lag bei Herrn Pepi Wieser in den besten Händen.
Dass einige hier zur Erholung weilende Linzer, die doch gute schauspielerische Leistungen vom Landestheater gewöhnt sind, Tränen lachten, mag als Beweis dafür gelten, dass die Aufführung in allen Teilen eine äußerst gelungene war. Die Hinterstoderer können auf ihre Theatergesellschaft stolz sein.

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Links Oberförster Hummelberger, rechts Dr.Steidle

Grazer Tagblatt 21. Oktober 1928
Der Bart des Dr. Steidle. (Bundesführer der österreichischen Heimwehr) 
Wie aus Steyr berichtet wird, waren dort Gerüchte im Umlauf, die Heimatwehr werde in Steyr am 18. November aufmarschieren. Die Bevölkerung war natürlich „beunruhigt", obwohl man davon nichts merkte, aber Tatsache ist, dass Stadtrat Klement in einer Parteiklubobmännerkonferenz eine bezügliche Anfrage stellte. Das Gerücht ist auf eine Personenverwechslung zurückzuführen. 
In der Vorwoche weilte nämlich zwei Tage lang der Obmann des Oberösterreichischen Landes-Skiverbandes Oberförster Hummelberger aus Hinterstoder in Steyr. Hummelberger mag durch seinen Bart, den er trägt, zu der erwähnten Verwechslung mit Dr. Steidle Anlaß gegeben haben. 
Die ganzen Gerüchte sind auf diesen Umstand zurückzuführen.

Freitag, 8. März 2024

Was "Seinerzeit" geschah.

Im Grazer Tagblatt, in der Linzer Tages-Post und in der Zeitschrift des Alpenvereins konnte man folgende Artikel lesen. Sie wurden etwas gekürzt und unserer Zeit angepasst.

 

Oper in Paris

Grazer Tagblatt 30. Juli 1896
Bei der Aufführung der „Walküre", die Donnerstag in der Pariser Großen Oper stattfand, ereignete sich ein kleiner Zwischenfall. Im zweiten Akt, während Siegmund die ohnmächtige Sieglinde in seinen Armen hielt, sah man einen Menschen in blauer Bluse hinter einer Felsenkulisse hervorkommen und eiligst über die Bühne laufen. Die Engländer im Zuschauerraum glaubten, das sei der, der das treulose Paar belauschte, aber M. Gailbard ließ sich nicht täuschen. Er erkannte in dem Blusenmann einen Maschinisten, der sich verirrt hatte, eilte aus seiner Loge und verhängte über den Schuldigen die entsprechende Strafe. 
Dieser Vorfall erinnert an einen ähnlichen, der sich vor wenigen Monaten in der Grande Opera ereignete und von dem die Eingeweihten noch heute mit sehr zufriedenem Lächeln sprechen. 
Es war während einer „Hamlet"- Aufführung. Der Friedhofsakt hatte eben begonnen. Plötzlich erschien ein sehr modern gekleideter Mann auf der Szene. Schwarzer Salonanzug, schwarzer Hut, weiße Krawatte. Er ging bis fast in die Mitte der Bühne, dort erst bemerkte er seinen Irrtum, sah verwirrt um sich, zögerte, ging wieder ein paar Schritte und wusste nicht, was er anfangen sollte. Vor ihm befand sich ein Dekorationsstück, einen Grabhügel darstellend, circa 80 Zentimeter hoch. Regisseur, Statisten, Schauspieler, die zu beiden Seiten der Bühne am Donnerstag den 23. Juli 1896 hinter den Kulissen standen, winkten und deuteten dem Herrn, er solle sich hinter dem Hügel nieder ducken. Er gehorchte, kauerte sich zusammen und verschwand hinter dem Grabhügel. Unglücklicherweise ist der Friedhofsakt sehr lang. Der schwarze Herr bekam Krämpfe. Er machte Miene aufzustehen, er zeigte, dass er nur auf einen unbewachten Moment warte, um zu entwischen. Sobald er aber den Kopf hob rief man ihm in gedämpften Ton aus der Kulisse zu: Rühren sie sich nicht!— sie sollen ruhig bleiben!—
M. Gailbard rief hinüber: Wird der Idiot hocken bleiben?! 
Und der eingeschüchterte „Idiot" duckte sich von neuem. Endlich, endlich war der Akt zu Ende. Der Idiot kam ächzend aus seinem Versteck hervor. Der Direktor stürzte wütend auf ihn zu, aber plötzlich wich sein Grimm einer grenzenlosen Verlegenheit. Der schwarze Herr war— der Justizminister.

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Linzer Tages-Post 14. Mai 1932 
Anton Bruckner und Goisern. 
Während gegenwärtig durch Veranstaltungen großer musikalischer und anderer Feiern, besonders aus Anlass der Einweihung der Bruckner-Orgel in St. Florian die ganze Bevölkerung Oberösterreichs an die überragende Bedeutung des größten Tondichters des Landes erinnert wird, denkt man auch in Goisern gerne daran, dass der unsterbliche Meister in den Siebziger - und Achtzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts (1870/80) öfter in dem lieben, verträumten Ort weilte und hier Tage der Erholung genoss.
Wenn Bruckner, der damals bei des Kaisers Geburtstagsfeier in der Bad Ischler Pfarrkirche alljährlich die Orgel spielte, das Hofleben in Bad Ischl satt hatte, dann hielt er in Goisern für einige Tage Einkehr. Anfänglich kam Bruckner nur deshalb nach Goisern, um seinen väterlichen Freund, den Lehrer Franz Perfahl, zu besuchen, der einst, als er Schulgehilfe in Ansfelden war, den damals 13jährigen Bruckner im Violinspiel und anderen musikalischen Fächern unterrichtet hatte. Bei seinen Besuchen im Salzkammergut lernte Meister Bruckner bald die landschaftlichen Reize und Schönheiten Goiserns schätzen und lieben, so dass er fortan ein treuer Freund des lieben Tales blieb.
Wenn Bruckner nach Goisern kam, eilte er nach der ersten herzlichen Begrüßung mit seinem Freund Perfahl in die katholische Pfarrkirche. Gewaltig brausten dann die Töne in Fugen und Chorälen, in Thematen und Variationen in allen möglichen Dur- und Moll-Arten durch das Gotteshaus. Auch in der evangelischen Kirche, in der damals ein lieber Freund Anton Bruckners, der Schulmeister Fettinger, als Organist wirkte, spielte Bruckner mit Begeisterung an der Orgel, bis ihm warm wurde; dann zog er gewöhnlich seinen Rock aus. Nach einem Spaziergang kehrte Bruckner gern in der „Goiserermühle", einem beliebten, alten Gasthof ein, in dem die damals über die Grenzen des Salzkammergutes hinaus bekannte, tüchtige Wirtin, Frau Klackl, ihren Gästen so vortrefflichen Kaffee vorsetzte, dass ihn Bruckner nie in seinem Leben vergaß.
Wenn Bruckner auf den Orgeln in Goisern gespielt hatte, streikten sie meist am anderen Tag, denn sie waren nicht so fest gebaut, dass sie das gewaltige Spiel Bruckners ohne Beschwerden ausgehalten hätten. Oft musste ein Orgelbauer geholt werden, der die Instrumente in sorgfältige und erfolgreiche Behandlung nahm. Bruckner kam viele Jahre hintereinander nach Goisern, bis der Tod Perfahls den Freundesbund löste. Von den Goiserern, die mit Bruckner in nähere Berührung kamen, lebt nur noch einer: der Sohn des Schullehrers Perfahl, der pensionierte Gerichtsbeamte Franz Perfahl, der sich heutzutage noch freut, dass er für den großen Bruckner als Jüngling die Orgel aufziehen durfte, auf der er heute selbst mit Fleiß und Liebe den Organistendienst versieht.
Ist auch die Orgel in der katholischen Kirche in Goisern vor mehreren Jahren umgebaut bzw. erneuert worden so spricht man trotzdem noch immer von der Orgel Bruckners. Jene in der evangelischen Kirche ist ebenfalls schon sehr reparaturbedürftig und wird früher oder später umgebaut werden müssen. Unvergessen aber wird bleiben, dass auf ihr der größte Tondichter Oberösterreichs durch sein Spiel Gott den Schöpfer lobte.

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Dr.Fritz Benesch (geb.1868, gest.1949)
Alpinist, Schriftsteller und Fotograf.

Vom Stodertal -  aus der Zeitschrift des deutschen und österreichischen Alpenvereins: Text 1912
Aus dem Toten Gebirge von Dr. Fritz Benesch
Die Stoderer schreiben die Entstehung der Kreidenlucke dem überall aushelfenden Teufel zu. Dem sollen einst— es ist schon lange her,— die Leute von Hinterstoder zu fromm gewesen sein, so dass sein Geschäft ins Stocken geriet. Als alle Lockmittel nichts halfen und sich keine Seele mehr ergattern ließ, beschloss er, das ganze Tal zu ersäufen. Er machte sich daran, den Kleinen Priel und den Steyrsberg auf der anderen Seite der Stromboding übereinander zu werfen, hatte aber seine Kraft doch überschätzt, denn über ein paar Felsblöcke, die man heute noch unten an der Steyr sieht, kam er nicht, trotzdem ihm der schwarze Schweiß so herabrann, dass daraus der heutige Schwarzbach entstand. Da stampfte er in ohnmächtiger Wut auf den Boden, dass man den „Teufelstritt“ heute noch sieht und fuhr unter dem üblichen Gestank durch den Berg in die Hölle. 
Das Loch, das aus dieser Kraftleistung entstand, ist die Kreidelucke. Später soll auf irgend eine Weise ein Schatz hineingekommen sein. Er füllt eine eiserne Kiste, und darauf sitzt ein schwarzer Hund, der den Schlüssel dazu im Maul trägt. 

Auf die Stoderer mochte der Teufel überhaupt schlecht zu sprechen gewesen sein, denn von ihnen wurde er schon einmal scheußlich hinters Licht geführt. Schloss er da einmal mit den Bauern einen Vertrag, wonach er ihnen Reichtum zu verschaffen versprach, wenn sie ihm die Hälfte ihrer Feldfrüchte gäben. Als ihn die Bauern dann fragten, welche Hälfte er wolle, wählte er die obere, weil er sie für die bessere hielt. Da bauten die pfiffigen Bauern nur Rüben und der Teufel erhielt die Blätter. Voll Wut forderte er nun für das nächste Jahr die untere Hälfte der Feldfrüchte. Aber diesmal säten die Bauern Weizen und gaben dem dummen Teufel die Stoppeln, so viel, dass er seitdem die Hölle damit heizt. 

Heute sollen die Stoderer nicht mehr so fromm sein und es wie die Leute vom Hinterberg auf der steirischen Seite halten, wo man nach Rosegger die dritte göttliche Tugend gar zu gerne ins Irdische übersetzt. Das hindert nicht, dass sich die lebenslustige Almerin (Sennerin) doch nebenbei auch für ihren „Zukünftigen“ interessiert und in finsteren Nächten die Zaunstecken zählt, als da um ihre Hütte schlanke, dicke, krumme und gerade, kropfige und bucklige stehen und beim neunten die verlockende Gestalt des Ersehnten mit bebenden Fingern erforscht. Aber auch die „Manderleut“ haben ihre schwachen Seiten. Besonders die Jäger wissen davon viel zu erzählen. Nennt man ja hier die Wilderer einfach „Schützen“. Und welche Schlauheit, welches Raffinement diese Schützen entwickeln, hat einmal eine Ausstellung in Steyr gezeigt. Bei dieser hatte das dortige Kreisgericht in einem eigenen Saal eine Sammlung von Waffen und sonstigen Jagdgeräten ausgestellt, die im Strafverfahren den Wilderern abgenommen worden waren. Die Jury konnte nicht anders, als diesem seltenen Arsenal die höchste Auszeichnung zu geben; so viel raffinierte Schlauheit und Geschicklichkeit war da angewendet worden, um die primitivsten Geräte zu tödlichen Waffen zu machen.

Freitag, 1. März 2024

Was Menschen wollen

Im Tagblatt und im Neuen Wiener Tagblatt  konnte man folgende Anekdoten lesen. Die Artikel wurden etwas gekürzt und unserer Zeit angepasst.

Leonhard Euler (geb.1707, gest.1783)
Schweizer Mathematiker, Physiker, Astronom.


Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe) 21. Oktober 1869
Zu dem Mathematiker Euler kam eines Tages ein Pfarrer und sagte:
„Herr, es ist aus, alle Religiosität ist aus dem Volke geschwunden, ich habe heute über alle Schönheiten der Schöpfung vorgetragen und habe alle meine Beredsamkeit angewendet, den Leuten zu sagen, wie schön doch die Welt ist, in der sie leben und die Leute haben gegähnt und sind eingeschlafen.“
„Nun", sagte Euler, "ich will Ihnen raten, schildern Sie den Leuten mit Ihrer Beredsamkeit die Welt nicht so, wie man vor einigen tausend Jahren die Welt gemeint hat, dass sie sei, sondern schildern Sie sie so, wie wir jetzt wissen, dass sie wirklich ist, sagen sie ihnen, dass die Sonne 1,200.000 Mal größer ist als die Erde, sagen sie ihnen, dass das Licht 42.000 Meilen in der Sekunde macht und drei Jahre braucht, um von dem nächsten Fixstern zu uns zu kommen.“

Am nächsten Tag kam der Pfarrer wieder und sagte: „Herr, ich bin in Verzweiflung, ich habe Ihren Rat befolgt und die Leute haben sich zu Ausdrücken der Begeisterung hinreißen lassen, welche dieser heiligen Stätte nicht würdig waren.“

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Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe) 10. August 1874
Wir kennen eine geschichtlich verbürgte Anekdote über die Gründung einer Akademie der Wissenschaften in einem vormaligen deutschen Kleinstaat.
Der hochherzige Fürst eröffnet als Stifter der Akademie die erste Sitzung, indem er den Gelehrten folgende Frage vorlegte: „Wie kommt es, dass ein Gefäß mit Seewasser, bis an den Rand gefüllt, nicht überfließt, wenn man einen Meeresfisch hineingibt, dagegen aber sofort überläuft, wenn ein Flussfisch hineingegeben wird?“
Die Physiker und Zoologen zerbrachen sich die Köpfe, sie rieten hin und her, stellten Hypothesen zur Erklärung dieser Naturerscheinung auf, erhitzten sich im Streit gegeneinander, schalten sich gegenseitig Dummköpfe und Esel – nur ein einziges Mitglied saß still und gab kein Votum ab. "Was meinen sie dazu?" fragte der Fürst den stummen Zuhörer. "Durchlaucht", erwiderte dieser, "verzeiht mir die Frage, haben Durchlaucht sich höchst selbst davon überzeugt, dass die Geschichte mit dem Fisch wahr ist?“ Da lachte der Fürst und sprach: „Das ist der einzige richtige Forscher unter euch, der nicht früher nach der Ursache grübelt bis er sich von der Existenz der Erscheinung überzeugt hat.
Die Fischgeschichte ist eben nicht wahr, ist von mir ersonnen worden“.
Die Physiker und Zoologen sahen sich einander verdutzt an – und nun begannen sie erst recht darüber zu zanken, wer von ihnen der größere Ignorant, und wer dann Recht gehabt hätte – wäre nur erst die Geschichte wahr gewesen.

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Alexandre Dumas (geb.1802, gest.1870)
Französischer Schriftsteller

Die Melonenrente Alexandre Dumas.
Der Redakteur von "La Renaisiance" Henry Lapauze erzählt in seiner Zeitschrift folgende hübsche Anekdote von Alexandre Dumas. Besonders gerne ass Alexandre Dumas, der ein echter Gourmet war, Melonen, besonders jene aus der Gegend von Cavaillon.
Eines Tages besuchte ihn ein Mitglied des Gemeinderates von Cavaillon um von ihm einige Exemplare seiner Werke für die Gemeindebibliothek zu erbitten, „Gut, gut," sagte Dumas, „ich werde Ihnen von allen meinen Werken je ein Exemplar schicken, ungefähr fünfhundert Bände", er übertrieb ein bisschen, "aber ich fordere dafür eine Jahresrente von zwölf Cavaillon-Melonen."
Dumas Forderung wurde bewilligt. Alle Melonenzüchter von Cavaillon wetteiferten miteinander das Versprechen ihres Gemeinderates zu erfüllen und so erhielt Dumas viele Jahre hindurch bis an sein Lebensende regelmäßig seine Melonenrente.

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Tagblatt 8. März 1931 Ärzte-Anekdote.
Ein junger Mann bittet einen Arzt um eine diskrete Unterredung und stellt das folgende Verlangen: „Ich hätte gern von Ihnen eine ausgiebige Bluteinspritzung von einem Chinesen, einem Neger oder sonst was Ausgefallenem!"
„Nanu, warum denn das?" „Ich habe in der Zeitung die interessanten Artikel über Blutgruppen und Vaterschaft gelesen. Nun komme ich möglicherweise selbst in die Lage, mich einer solchen Untersuchung unterziehen zu müssen und da möchte ich mich gern vorher weitgehend umgruppieren."