Freitag, 1. März 2024

Was Menschen wollen

Im Tagblatt und im Neuen Wiener Tagblatt  konnte man folgende Anekdoten lesen. Die Artikel wurden etwas gekürzt und unserer Zeit angepasst.

Leonhard Euler (geb.1707, gest.1783)
Schweizer Mathematiker, Physiker, Astronom.


Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe) 21. Oktober 1869
Zu dem Mathematiker Euler kam eines Tages ein Pfarrer und sagte:
„Herr, es ist aus, alle Religiosität ist aus dem Volke geschwunden, ich habe heute über alle Schönheiten der Schöpfung vorgetragen und habe alle meine Beredsamkeit angewendet, den Leuten zu sagen, wie schön doch die Welt ist, in der sie leben und die Leute haben gegähnt und sind eingeschlafen.“
„Nun", sagte Euler, "ich will Ihnen raten, schildern Sie den Leuten mit Ihrer Beredsamkeit die Welt nicht so, wie man vor einigen tausend Jahren die Welt gemeint hat, dass sie sei, sondern schildern Sie sie so, wie wir jetzt wissen, dass sie wirklich ist, sagen sie ihnen, dass die Sonne 1,200.000 Mal größer ist als die Erde, sagen sie ihnen, dass das Licht 42.000 Meilen in der Sekunde macht und drei Jahre braucht, um von dem nächsten Fixstern zu uns zu kommen.“

Am nächsten Tag kam der Pfarrer wieder und sagte: „Herr, ich bin in Verzweiflung, ich habe Ihren Rat befolgt und die Leute haben sich zu Ausdrücken der Begeisterung hinreißen lassen, welche dieser heiligen Stätte nicht würdig waren.“

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Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe) 10. August 1874
Wir kennen eine geschichtlich verbürgte Anekdote über die Gründung einer Akademie der Wissenschaften in einem vormaligen deutschen Kleinstaat.
Der hochherzige Fürst eröffnet als Stifter der Akademie die erste Sitzung, indem er den Gelehrten folgende Frage vorlegte: „Wie kommt es, dass ein Gefäß mit Seewasser, bis an den Rand gefüllt, nicht überfließt, wenn man einen Meeresfisch hineingibt, dagegen aber sofort überläuft, wenn ein Flussfisch hineingegeben wird?“
Die Physiker und Zoologen zerbrachen sich die Köpfe, sie rieten hin und her, stellten Hypothesen zur Erklärung dieser Naturerscheinung auf, erhitzten sich im Streit gegeneinander, schalten sich gegenseitig Dummköpfe und Esel – nur ein einziges Mitglied saß still und gab kein Votum ab. "Was meinen sie dazu?" fragte der Fürst den stummen Zuhörer. "Durchlaucht", erwiderte dieser, "verzeiht mir die Frage, haben Durchlaucht sich höchst selbst davon überzeugt, dass die Geschichte mit dem Fisch wahr ist?“ Da lachte der Fürst und sprach: „Das ist der einzige richtige Forscher unter euch, der nicht früher nach der Ursache grübelt bis er sich von der Existenz der Erscheinung überzeugt hat.
Die Fischgeschichte ist eben nicht wahr, ist von mir ersonnen worden“.
Die Physiker und Zoologen sahen sich einander verdutzt an – und nun begannen sie erst recht darüber zu zanken, wer von ihnen der größere Ignorant, und wer dann Recht gehabt hätte – wäre nur erst die Geschichte wahr gewesen.

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Alexandre Dumas (geb.1802, gest.1870)
Französischer Schriftsteller

Die Melonenrente Alexandre Dumas.
Der Redakteur von "La Renaisiance" Henry Lapauze erzählt in seiner Zeitschrift folgende hübsche Anekdote von Alexandre Dumas. Besonders gerne ass Alexandre Dumas, der ein echter Gourmet war, Melonen, besonders jene aus der Gegend von Cavaillon.
Eines Tages besuchte ihn ein Mitglied des Gemeinderates von Cavaillon um von ihm einige Exemplare seiner Werke für die Gemeindebibliothek zu erbitten, „Gut, gut," sagte Dumas, „ich werde Ihnen von allen meinen Werken je ein Exemplar schicken, ungefähr fünfhundert Bände", er übertrieb ein bisschen, "aber ich fordere dafür eine Jahresrente von zwölf Cavaillon-Melonen."
Dumas Forderung wurde bewilligt. Alle Melonenzüchter von Cavaillon wetteiferten miteinander das Versprechen ihres Gemeinderates zu erfüllen und so erhielt Dumas viele Jahre hindurch bis an sein Lebensende regelmäßig seine Melonenrente.

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Tagblatt 8. März 1931 Ärzte-Anekdote.
Ein junger Mann bittet einen Arzt um eine diskrete Unterredung und stellt das folgende Verlangen: „Ich hätte gern von Ihnen eine ausgiebige Bluteinspritzung von einem Chinesen, einem Neger oder sonst was Ausgefallenem!"
„Nanu, warum denn das?" „Ich habe in der Zeitung die interessanten Artikel über Blutgruppen und Vaterschaft gelesen. Nun komme ich möglicherweise selbst in die Lage, mich einer solchen Untersuchung unterziehen zu müssen und da möchte ich mich gern vorher weitgehend umgruppieren."

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