In der Welser Zeitung und in der Salzkammergut-Zeitung konnte man folgende Artikel lesen. Sie wurden etwas gekürzt und unserer Zeit angepasst.
Welser Zeitung, 9. September 1932
Von der Selbstüberschätzung und der Gefährlichkeit der Berge.
Von der Selbstüberschätzung und der Gefährlichkeit der Berge.
Hinterstoder, 31. August. (Schwierige Rettung von zwei Touristen)
Zwei junge Burschen aus Traun, im Alter von 17 und 18 Jahren,
Spenglerlehrling Josef Fischill und Bäckerlehrling Willi Ettinger,
waren am Sonntag den 28. August um 8 Uhr früh vom Prielschutzhaus aufgestiegen,
hatten sich von zwei Kameraden, die auf den Priel gingen, getrennt und auf
dem normalen, markierten Weg die Spitzmauer bestiegen.
Den Abstieg wollten sie
über die Nordwand unternehmen, weil ihnen diese Route wesentlich kürzer schien.
Die Nordwand der Spitzmauer ist jedoch ein gefährliches Klettergebiet,
das erst zweimal im Abstieg bezwungen wurde. Das erste mal von dem Touristen
Rödner. Schon beim zweiten Abstieg blieb bekanntlich einer der damals teilnehmenden
Touristen an der Wand hängen.
Die beiden Burschen unternahmen den Abstieg, ohne von
der Gefährlichkeit des Terrains Kenntnis zu haben. Sie hatten keine Seile bei sich
und waren auch sonst für die schwierige Tour nicht genügend ausgerüstet. Nachdem sie
schon mehr als 200 Meter in die Tiefe geklettert waren, befanden sie sich plötzlich
an einer Stelle in der steilen, stellenweise überhängenden Steilwand, von der sie
nicht mehr weiterkonnten. Nun lagen 200 Meter Weges über ihnen und 200 Meter unter
ihnen. Fischill stürzte zehn Meter tief ab, blieb aber glücklicherweise auf einem
etwa tischgroßen Vorsprung hängen. Er rief seinem Gefährten noch zurück:
„Pfüat di Gott, Willi, bei mir gehts dahin!" Gott sei Dank bewahrheitete sich
diese Befürchtung nicht. Fischill trug nur eine Fußverletzung davon. Ettinger
kletterte ihm nach und beide konnten nun einen Lagerplatz ausfindig machen,
der ihnen halbwegs Schutz und Ruhe bot. Das Unglück ereignete sich am Sonntag
um halb 4 Uhr nachmittags. Die beiden Touristen gaben nun Signale, die von
dem Sohn des Linzer Schuldieners Niederleitner, der im Prielschutzhaus war, gehört wurden. Niederleitner lief
in einer halben Stunde vom Schutzhaus zu Tal nach Hinterstoder und mobilisierte dort
eine Rettungsmannschaft. Es stiegen sofort mehrere Bergführer auf, die am Montag
früh mit den Bergungsversuchen begannen. Es verging jedoch einige Zeit den Einstieg
zu finden, der zur Unfallstelle führte. Man hatte sogar schon die Meldung zu Tal
gegeben, dass die Bergung unmöglich sei weil man den Zugang nicht finden könne.
Am Montag abends gelang dies jedoch und die aus 13 Mann bestehende
Linzer Rettungsexpedition konnte nun rasch zur Bergung schreiten.
Immerhin bot auch diese noch ungeheure Schwierigkeiten. Ein Mitglied der Rettungsexpedition musste den Weg über die Ostwand nicht weniger
als dreimal hin und zurück nehmen. Die beiden Touristen wurden angeseilt,
Fischill mußte getragen werden. Sie wurden wieder zur Spitze empor gebracht
und dann auf dem normalen Weg ins Prielschutzhaus gebracht.
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Salzkammergut-Zeitung 16.Oktober 1952
Um 6 Uhr früh meldete der Hüttenwart des Prielschutzhauses
Hans Reicht dem Posten Hinterstoder, dass am Vortag fünf junge Bergsteiger trotz
Warnung in die sogenannte Hochkarpfeilerroute der Spitzmauer — eine durch ihre großen
Schwierigkeiten besonders gefährliche Klettertour— eingestiegen und bisher nicht
zum Schutzhaus zurückgekehrt seien. Daraufhin wurden sofort der Gendarmerie-Hochalpendienst
und der Bergrettungsdienst alarmiert. Unabhängig davon nahm Hüttenwart Reicht mit seinem
Träger Paul Grünewald die Suche unverzüglich persönlich auf. Dreieinhalb Stunden später
konnte er bereits zu Tal melden, dass er sich in der Klinserscharte befinde, er mit den
Hilfesuchenden Bergsteigern schon in Verbindung stehe und versuchen wolle, über die
Gruberrinne zu den Bergsteigern zu gelangen.
Als die fünfköpfige Gend.- Hochalpinistenpatrouille und die 7 Mann starke, unter
Führung des aus Linz herbeigeeilten Landesleiters Ignaz Transchitz stehende Einsatzgruppe
des Bergrettungsdienstes zwischen 2 und 3 Uhr nachmittags beim Einstieg zur Gruberrinne
anlangte und eine Rufverbindung mit Reichl hergestellt werden konnte, signalisierte der
Hüttenwart, dass die Bergsteiger gerettet seien.
Reichl hatte gemeinsam mit seinem Träger Grünewald die in der Steilwand aussichtslosen
Kletterer der Reihe nach unter schwierigsten, lebensgefährlichen Umständen zum Hochkarpfeiler
aufgeseilt und sie dann durch die Gruberrinne, die sie infolge ihrer Erschöpfung auch nicht mehr
aus eigener Kraft zu bewältigen vermochten, abgeseilt.
Bei den in Bergnot geratenen handelte es sich um eine jugendliche Kletterrunde und zwar den Mechaniker Hans Stockinger (Linz), Elektriker Richard Stabil (Steinbach/Steyr), Drucker Richard Blaimschein (Steinbach/Steyr), Radiotechniker Walter Spindelbalker (Losenstein),
Schüler, Franz Eder (Linz) sowie die Zahnarztassistentin Maria Eder (Linz).
Sie
waren am 5. Oktober vormittags kurz vor 10 Uhr in drei Seilschaften in die Route
eingestiegen und gut 6 Stunden durchgeklettert. Wegen eingetretener Wetterverschlechterung
(eisiger Regen, der später in Schnee überging) und infolge Erschöpfung mussten sie gegen
16.30 Uhr etwa 70 Meter unterhalb des Hochkarpfeilergipfels die Fortsetzung der Tour aufgeben
und in der Felswand biwakieren. Als am nächsten Morgen ein Weiterkommen infolge der starken
Vereisung der Wand völlig aussichtslos erschien, beschlossen sie in der hochnotpeinlichen
Lage bis zum erhofften Eintreffen fremder Hilfe auszuharren.
Die sechs jungen Menschen verdanken dem wackeren, entschlossenen Handeln des Hüttenwartes vom Prielschutzhaus ihre Rettung. Hätten sie seinen Ratschlägen und Warnungen Gehör geschenkt und Vernunft bewahrt, wäre ihnen diese Lebensgefahr erspart geblieben!
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