Freitag, 14. Juli 2023

Diesmal ging es noch gut.

In der Welser Zeitung und in der Salzkammergut-Zeitung konnte man folgende Artikel lesen. Sie wurden etwas gekürzt und unserer Zeit angepasst.

                                                    
Welser Zeitung, 9. September 1932
Von der Selbstüberschätzung und der Gefährlichkeit der Berge.
Hinterstoder, 31. August. (Schwierige Rettung von zwei Touristen)
Zwei junge Burschen aus Traun, im Alter von 17 und 18 Jahren, Spenglerlehrling Josef Fischill und Bäckerlehrling Willi Ettinger, waren am Sonntag den 28. August um 8 Uhr früh vom Prielschutzhaus aufgestiegen, hatten sich von zwei Kameraden, die auf den Priel gingen, getrennt und auf dem normalen, markierten Weg die Spitzmauer bestiegen.
Den Abstieg wollten sie über die Nordwand unternehmen, weil ihnen diese Route wesentlich kürzer schien. Die Nordwand der Spitzmauer ist jedoch ein gefährliches Klettergebiet, das erst zweimal im Abstieg bezwungen wurde. Das erste mal von dem Touristen Rödner. Schon beim zweiten Abstieg blieb bekanntlich einer der damals teilnehmenden Touristen an der Wand hängen.
Die beiden Burschen unternahmen den Abstieg, ohne von der Gefährlichkeit des Terrains Kenntnis zu haben. Sie hatten keine Seile bei sich und waren auch sonst für die schwierige Tour nicht genügend ausgerüstet. Nachdem sie schon mehr als 200 Meter in die Tiefe geklettert waren, befanden sie sich plötzlich an einer Stelle in der steilen, stellenweise überhängenden Steilwand, von der sie nicht mehr weiterkonnten. Nun lagen 200 Meter Weges über ihnen und 200 Meter unter ihnen. Fischill stürzte zehn Meter tief ab, blieb aber glücklicherweise auf einem etwa tischgroßen Vorsprung hängen. Er rief seinem Gefährten noch zurück: „Pfüat di Gott, Willi, bei mir gehts dahin!" Gott sei Dank bewahrheitete sich diese Befürchtung nicht. Fischill trug nur eine Fußverletzung davon. Ettinger kletterte ihm nach und beide konnten nun einen Lagerplatz ausfindig machen, der ihnen halbwegs Schutz und Ruhe bot. Das Unglück ereignete sich am Sonntag um halb 4 Uhr nachmittags. Die beiden Touristen gaben nun Signale, die von dem Sohn des Linzer Schuldieners Niederleitner, der im Prielschutzhaus war, gehört wurden. Niederleitner lief in einer halben Stunde vom Schutzhaus zu Tal nach Hinterstoder und mobilisierte dort eine Rettungsmannschaft. Es stiegen sofort mehrere Bergführer auf, die am Montag früh mit den Bergungsversuchen begannen. Es verging jedoch einige Zeit den Einstieg zu finden, der zur Unfallstelle führte. Man hatte sogar schon die Meldung zu Tal gegeben, dass die Bergung unmöglich sei weil man den Zugang nicht finden könne. Am Montag abends gelang dies jedoch und die aus 13 Mann bestehende Linzer Rettungsexpedition konnte nun rasch zur Bergung schreiten. Immerhin bot auch diese noch ungeheure Schwierigkeiten. Ein Mitglied der Rettungsexpedition musste den Weg über die Ostwand nicht weniger als dreimal hin und zurück nehmen. Die beiden Touristen wurden angeseilt, Fischill mußte getragen werden. Sie wurden wieder zur Spitze empor gebracht und dann auf dem normalen Weg ins Prielschutzhaus gebracht.

                                                       ********

        
Salzkammergut-Zeitung 16.Oktober 1952
Um 6 Uhr früh meldete der Hüttenwart des Prielschutzhauses Hans Reicht dem Posten Hinterstoder, dass am Vortag fünf junge Bergsteiger trotz Warnung in die sogenannte Hochkarpfeilerroute der Spitzmauer — eine durch ihre großen Schwierigkeiten besonders gefährliche Klettertour— eingestiegen und bisher nicht zum Schutzhaus zurückgekehrt seien. Daraufhin wurden sofort der Gendarmerie-Hochalpendienst und der Bergrettungsdienst alarmiert. Unabhängig davon nahm Hüttenwart Reicht mit seinem Träger Paul Grünewald die Suche unverzüglich persönlich auf. Dreieinhalb Stunden später konnte er bereits zu Tal melden, dass er sich in der Klinserscharte befinde, er mit den Hilfesuchenden Bergsteigern schon in Verbindung stehe und versuchen wolle, über die Gruberrinne zu den Bergsteigern zu gelangen. Als die fünfköpfige Gend.- Hochalpinistenpatrouille und die 7 Mann starke, unter Führung des aus Linz herbeigeeilten Landesleiters Ignaz Transchitz stehende Einsatzgruppe des Bergrettungsdienstes zwischen 2 und 3 Uhr nachmittags beim Einstieg zur Gruberrinne anlangte und eine Rufverbindung mit Reichl hergestellt werden konnte, signalisierte der Hüttenwart, dass die Bergsteiger gerettet seien.

Reichl hatte gemeinsam mit seinem Träger Grünewald die in der Steilwand aussichtslosen Kletterer der Reihe nach unter schwierigsten, lebensgefährlichen Umständen zum Hochkarpfeiler aufgeseilt und sie dann durch die Gruberrinne, die sie infolge ihrer Erschöpfung auch nicht mehr aus eigener Kraft zu bewältigen vermochten, abgeseilt. Bei den in Bergnot geratenen handelte es sich um eine jugendliche Kletterrunde und zwar den Mechaniker Hans Stockinger (Linz), Elektriker Richard Stabil (Steinbach/Steyr), Drucker Richard Blaimschein (Steinbach/Steyr), Radiotechniker Walter Spindelbalker (Losenstein), Schüler, Franz Eder (Linz) sowie die Zahnarztassistentin Maria Eder (Linz).
Sie waren am 5. Oktober vormittags kurz vor 10 Uhr in drei Seilschaften in die Route eingestiegen und gut 6 Stunden durchgeklettert. Wegen eingetretener Wetterverschlechterung (eisiger Regen, der später in Schnee überging) und infolge Erschöpfung mussten sie gegen 16.30 Uhr etwa 70 Meter unterhalb des Hochkarpfeilergipfels die Fortsetzung der Tour aufgeben und in der Felswand biwakieren. Als am nächsten Morgen ein Weiterkommen infolge der starken Vereisung der Wand völlig aussichtslos erschien, beschlossen sie in der hochnotpeinlichen Lage bis zum erhofften Eintreffen fremder Hilfe auszuharren.

Die sechs jungen Menschen verdanken dem wackeren, entschlossenen Handeln des Hüttenwartes vom Prielschutzhaus ihre Rettung. Hätten sie seinen Ratschlägen und Warnungen Gehör geschenkt und Vernunft bewahrt, wäre ihnen diese Lebensgefahr erspart geblieben!                                          
                                    

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen