Im Tagblatt, in der Alpenländischen Morgenzeitung und in der Österreichischen Zeitung konnte man folgende Artikel lesen. Sie wurden etwas gekürzt und unserer Zeit angepasst.
Unzulänglichkeiten in der Tabakversorgung.
Aus Vorderstoder schreibt man uns:
Der Amtsschimmel hat sich glücklich an das Hungern gewöhnt und es ist
aussichtslos, dass es noch gut wird und somit aus der Welt verschwindet.
Der Amtsschimmel hat sich glücklich an das Hungern gewöhnt und es ist
aussichtslos, dass es noch gut wird und somit aus der Welt verschwindet.
Die Tabakzuweisung wird nach dem im Frieden gehabten Monatsumsatz des einzelnen
Trafikanten in Geld perzentuell berechnet. Nun kommen für unsere Leute vielfach
die Trafiken in Hinterstoder und Roßleiten in Betracht.
Heute sind aber diese Leute zum größten Teil in Vorderstoder eingeschrieben.
Es kommt sehr oft vor, dass man teure Zigaretten sendet. Der Betrag ist freilich
gleich geblieben, aber das Quantum wird kleiner.
Während nun Hinterstoder Tabak genug für Stammkunden hat, können in Vorderstoder
oft 30 Personen trotz der Karte nichts mehr erhalten.
Jetzt sollen die Industrieorte doppelt so viel bekommen.
Glauben die Behörden,
dass man in den anderen Orten keine Not an allem leidet? Wozu haben wir eine
Tabakkarte, die den Tabakbezug regeln soll?
O. Heiliger Amtsschimmel!
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In Zeiten politischer Umwälzungen wurde in Zeitungen auch zwischen den Zeilen gelesen.
Alpenländische Morgen Zeitung 9. Februar 1934
„Wir werden Österreich von diesen Elementen säubern!"
Einen bezeichnenden, schlaglichtartig gewisse Verhältnisse beleuchtenden Vorfall melden uns Freunde unseres Blattes aus Hinterstoder.
Einen bezeichnenden, schlaglichtartig gewisse Verhältnisse beleuchtenden Vorfall melden uns Freunde unseres Blattes aus Hinterstoder.
Kam da Samstag den 4. Februar 1934 abends mit dem letzten Postkraftwagen ein Mann, dessen Aussehen
und Gehabe so typisch war, dass man aus seinem Namen „Dinstag" gar keine Schlüsse mehr
zu ziehen brauchte. Er stieg dort in einem Gasthof ab, trug sich in den Meldezettel
bescheiden als Dr. Dinstag, Journalist und Schriftsteller ein, geboren 1885. Die Rubrik
Ort der Geburt wurde aus uns unerklärlichen Gründen leider von besagtem Dinstag nicht
ausgefüllt. Zuständig heute natürlich Wien! (Ob und wo früher entzieht sich ebenfalls unserer Kenntnis.)
Stolz erklärte er dem Gastwirt, er sei von einer großen neuen freien Wiener
Presse und beabsichtige (wie üblich!) einen fremdenverkehrspropagandistischen Bericht über die Schönheiten des Stodertales zu schreiben!
Als er sich, wie uns mehrere Augenzeugen mitteilen, an ein einheimisches Mädchen heranzumachen und mit ihr zu „schäckern" versuchte,
hielten sich sämtliche in der Wirtsstube anwesenden Gäste gegen dieses zudringliche Benehmen auf, wobei er allerdings auch einige empörte Bemerkungen der sonst so geduldigen Ortsbewohner
zu hören bekam. Nachdem er noch gebeten hatte, sein Zimmer ja sehr warm zu heizen und nachdem
er es als eifriger Förderer des Fremdenverkehrs auch nicht verabsäumt hatte, den mit Bedienung,
Beheizung und Beleuchtung ohnedies nur auf zwei Schilling erstellten Zimmerpreis noch um etliches herab zuhandeln, zog er sich zurück.
Als nach 11 Uhr mehrere Gäste vor die Haustür traten,
sahen sie besagten Herrn vor dem Hause ängstlich herumschleichen. Sie stellten ihn zur Rede,
worauf er erklärte, sie würden schon am nächsten Morgen von der Behörde alles erfahren.
Trotzdem der Herr Fremdenverkrehrspropagandist sich erst um 10 Uhr am nächsten Tag wollte wecken lassen, war er um 5 Uhr früh mit dem ersten Postkraftwagen bereits abgefahren (wie traurig und bedauerlich)! Sein Bett trug keine Spuren, dass er darin gelegen wäre, er kann höchstens in angekleidetem Zustand zusammengekauert am Rande seines Bettes gesessen sein. Vor seiner „Abreise", um nicht Flucht zu sagen, aus diesem, wie ungastlichen Ort, es wird hoffentlich nicht viele
solche Orte geben, scheint er aber noch einen Klageruf oder ein geplantes Telephonat zu Papier gebracht und dann vergessen zu haben, denn im leeren Fremdenzimmer fand sich folgender Zettel:
„Sofortigen Bericht an die Landesregierung in Linz und Strafuntersuchung bei Gericht in Wien
wegen gefährlicher Drohung und Schmähung. Hoffe, dass es einer Autorität und Gelehrten von Namen (vermutlich Einstein, Anm. der „M.-Z ") gelingen wird, die Horde von niederträchtigen Halunken
zur Rechenschaft zu ziehen. Auch sofortigen Bericht an die Fremdenverkehrskommission.
Namen anführen ist überflüssig, da ja der ganze Ort hier versammelt war. Alle diese
Verbrecher werden diesmal der Strafe nicht entgehen. Eine Kulturschande, wie sie bei den Feuerfressern in Australien nicht möglich wäre.
Wir werden Österreich von diesen Elementen
säubern!
Diesem Dokument und den Aussagen unserer mehrfachen Gewährsmänner braucht nichts hinzugefügt
zu werden. Es spricht Bände. Das Dokument ist in Wirklichkeit noch um etliches krasser und wir
haben nur aus Gründen des Anstandes und des guten Tones die stärksten Stellen weggelassen.
Da sich die zahlreichen, am fraglichen Abend in der Gaststube Anwesenden diese unmittelbar
auch auf sie bezughabenden Beleidigungen selbstverständlich nicht gefallen lassen, wurden
bereits von ihnen die nötigen Schritte eingeleitet, denn vorderhand sind „wir" doch noch in
unserem deutschen Vaterland Österreich!
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Auszug aus einem Artikel für „Werbeplanung und Werbegestaltung“
Die weitverbreitete Meinung, dass ein Werbefachmann ausschließlich wirkungsvolle Reklamemittel zu erfinden hat, ist insofern unrichtig, als der Werbeplaner auch ein erfahrener Kaufmann sein muss. Darum ist auch „Marktforschung" ein besonders wichtiger Faktor des Lehrplanes. Bei der Werbung muss vor allem von den Bedürfnissen und der Aufnahmefähigkeit des Marktes ausgegangen werden. Auch die beste und einfallsreichste Reklame für Reinseidenstrümpfe wird in Hinterstoder keinen Erfolg zeitigen, weil der Artikel dort überhaupt nicht gefragt und verkäuflich ist. (In dem kleinen, entlegenen Bergdorf).
So ist es auch mit der „Werbepsychologie", deren Aufgabe es ist, die Reaktion des Publikums auf eine bestimmte Art von Werbung zu erkunden, ehe ein Fehlschlag zeigt, dass man auf dem Holzweg ist. Außer den theoretischen Fächern, wie Werberecht, Werbemittelkunde, Staatsbürgerkunde, werbliche Wirtschaftslehre usw., sind die praktischen Übungen von großer Bedeutung.
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