Freitag, 13. September 2024

Aus vergangenen Zeiten.

Auch der Kaiser muss müssen.

Kaiser Franz Joseph I (geb.1830. gest.1916)

Aus Bad Ischl wird berichtet:
Einst ging in Bad Ischl eine Anekdote von Mund zu Mund die sich bei einer Audienz beim Kaiser abgespielt haben soll.
Die Oberin der Krankenschwestern am Kaiserin Elisabeth-Spital, Schwester Sylvia Mrazek, wurde vom Kaiser in Audienz empfangen, um sich für das ihr verliehene Verdienstkreuz zu bedanken.
Die Audienz wurde für Ischl bewilligt, da die Schwester infolge ihres Berufes keine Zeit hatte, nach Wien zu reisen. In der Audienz nun fragte, wie man erzählt, die Schwester, nachdem sie ihren Dank abgestattet hatte: „Wie lange werden Eure Majestät noch in Ischl bleiben? Hoffentlich recht lange bei dem schönen Wetter," worauf der Kaiser erwiderte: „Nein, nein, im September muss ich wieder nach Wien." Da fragte die Schwester: „Majestät, der Kaiser sollte auch müssen?" Nun lachte der Kaiser herzlich: „Ja, auch der Kaiser muss öfters müssen. Wie oft muss ich, wenn ich auch gerne anders möchte."

                                                      ********

Über die Ehescheidung:
Zu einem Pfarrer kam einst eine Bäuerin mit der dringenden Bitte sie von ihrem
Mann zu scheiden, weil er so grob und roh mit ihr sei und häufig über ihre Wirtschaft schimpfe.
Der Pfarrer sagte, eine Scheidung sei unmöglich, aber die Bäuerin antwortete, es sei unmöglich, dieses Leben weiter zu ertragen und es werde ein Unglück geben, wenn die Scheidung nicht komme.
Darauf versprach ihr der Pfarrer, er werde also die Scheidung durchführen, aber nur unter der Bedingung, dass ihm die Bäuerin eine Schüssel Salz bringe, in welche jede Frau im Dorf einen Löffel voll Salz beigesteuert habe. Die Bäuerin, tat wie ihr geheißen und forderte von jeder Nachbarin ein bisschen Salz in ihre Schüssel.
Natürlich wurde sie gefragt, wozu sie das Salz brauche und gab die Geschichte ihrer Ehe zum besten. Darauf lachten alle Nachbarinnen und jede erzählte ihr, wie schlimm es in ihrer eigenen Ehe aussehe und was sie alles geduldig von ihrem Mann ertragen müssen. Als nun die Bäuerin mit der vollen Schüssel zu dem Pfarrer zurückkehrte, fragte sie dieser lächelnd, ob sie sich noch immer scheiden lassen wolle. Die Bäuerin verneinte, denn sie hatte durch Zuhören gelernt, dass keine Ehe ein Bienenstock mit lauter Honig sei.


Lessings Magd.

Gotthold Ephraim Lessing (geb.1729, gest.1781) war ein bedeutender Dichter der Aufklärung.
In einem verschollenen Aufsatz hat Max Ring eine Lessing-Anekdote erzählt, die er der Mitteilung eines Freundes in Wolfenbüttel verdankte. Dort lebte noch ums Jahr 1840 eine uralte Putzfrau, die bei Lessing gedient hatte.
Einige Verehrer des Dichters suchten die alte Frau auf, um von ihr etwas über das Leben Lessings zu erfahren. Dabei fragten sie sie auch danach, ob der Dichter geraucht habe. Die Magd, die auf ihren früheren Herrn überhaupt nicht allzu gut zu sprechen war antwortete unwirsch in ihrem plattdeutschen Dialekt:
„Hei harre nix. hei kunne nix, un' dachte ok nix, aber schmöken dau hei 'e ganzen Dag." (Er hatte nichts, er konnte nichts und taugte auch nichts, aber rauchen tat er den ganzen Tag.)

Freitag, 6. September 2024

Alte Zeitungen erzählen Geschichten aus der Vergangenheit

In der Linzer Tages-Post, im Linzer Volksblatt und in den Oberösterreichischen Nachrichten  konnte man folgende Artikel lesen. Sie wurden etwas gekürzt und unserer Zeit angepasst. 


(Linzer) Tages-Post 3. Juni 1893
Aufgefundene Leiche. Am 20. Mai 1893 fand, wie der „Steyrer Alpenbote" meldet, zu Hinterstoder Michael Löger, welcher ausgeschickt war, um Gemskrückel zu suchen, auf dem Berg „Langriegl" auf einem abgelegenen Platz, zu welchen von keiner Seite ein Weg führt, einen männlichen Leichnam, wovon er bei der Gemeindevorstehung in Hinterstoder die Anzeige erstattete. Eine in Klaus zufällig anwesende Gendarmerie-Patrouille, welche dies in Erfahrung brachte, begab sich im Verein mit dem Finder auf den Fundort, woselbst sie den Leichnam unter einem Baum auf der Erde liegend fanden. Derselbe war schon ganz verwest. Bei der Durchsuchung der Kleider fand man in der inneren Brusttasche ein Arbeitsbuch, welches auf dm Namen Thomas Korcensky lautete und nach welchem der Tote in Macicich im Jahre 1875 geboren und dahin zuständig, ledig, katholisch und Schneidergehilfe war und zuletzt vom 1. August bis 19. September 1892 beim Schneidermeister Winkelbauer in Niklasdorf gearbeitet hat. Der aufgefundene Leichnam wurde nach Hinterstoder gebracht, woselbst die gerichtsärztliche Obduktion vorgenommen wurde. Durch diese wurde konstatiert, dass der Mann eines natürlichen Todes gestorben ist, und zwar dürfte zufolge totaler Erschöpfung ein Herzschlag eingetreten und der Tote mindestens acht Monate dort gelegen sein. Der zu Mitterstoder Nr. 7 wohnhafte Josef Hackl erzählte, als er von diesem Leichenfund hörte, dass am 9. Oktober 1892, gegen
4 Uhr nachmittags, zwei Handwerksburschen, ein Schmied und ein Tischler, ganz erschöpft zu ihm kamen und um Nachtherberge ersuchten und auch erhielten. Diese berichteten damals, dass sie noch mit einem dritten Reisegefährten, einem Schneidergehilfen, glaublich von Mitterndorf in der Steiermark weggereist seien, beim Passieren des „Salzsteigs“ sich vergangen hätten und der Schneidergehilfe ganz erschöpft im Gebirge zurückgeblieben sei.

                                                        ********


Linzer Volksblatt 8. Juni 1911 
Eine Fuchsgeschichte.
Es ist schon längere Zeit her, so wird erzählt, dass zwei Jäger einen Fuchsbau auffanden. Der alte Fuchs entkam, die Jungen wurden ausgetrieben. Einer davon wurde erwischt, in den Rucksack gesteckt und dieser auf einen Ast gehängt. Die Jäger eilten sodann den zwei anderen Jungen nach. Doch waren diese schon in Sicherheit. Als man zurückkam, frohen Herzens darüber, wenigstens noch einen Fuchs erwischt zu haben, sah man, dass der aufgehängte Rucksack am Boden lag. Der kleine Gefangene hat es durch seine Bewegungen soweit gebracht, dass der Rucksack auf die Erde fiel. Hier war es ihm nun ein Leichtes zu entkommen.

                                                      ********

Gioachino Rossini (geb.1792, gest.1868)
Italienischer Komponist

Oberösterreichische Nachrichten 1. Juni 1949
Während eines längeren Aufenthaltes m Wien (1821—1823) war der Komponist Rossini des öfteren auch bei Fürst Metternich zu Gast geladen.
Eines Tages fragte ihn der charmante Hausherr:„Womit beschäftigen Sie sich jetzt, Meister?" „Ich arbeite an einer Oper, Durchlaucht, die „Semiramis" heißen soll. Jetzt bin ich gerade bei einer Stelle, wo die assyrische Königin ihren toten Gemahl in einer heroisch tragischen Arie zu beweinen hat, aber" „Aber?... Es fehlt Ihnen wohl ein passendes Motiv dazu?" fragte Metternich. „Durchlaucht haben es erraten!" pflichtete Rossini bei. „Es fehlt mir eine Melodie, die den Schmerz, die Klage gehörig und deutlich zum Ausdruck bringt!"- Da glitt über das schön geschnittene Gesicht des Diplomaten ein schelmisches Lächeln. Dann sagte er:„Solche von Schmerz und Klage erfüllte Melodien haben viele deutsche Lieder. Ich werde Ihnen gleich einmal eines davon vorsingen!" Und zum höchsten Erstaunen der Anwesenden sang Metternich die allbekannte Melodie Nägelis: „Freut euch des Lebens". Rossini war entzückt. Er verstand zwar den deutschen Text nicht und lauschte nur der Melodie. Und als der Fürst geendet hatte, rief er aus: „Ich danke. Euer Durchlaucht für den Genuß, den Sie mir bereitet haben. Aus dieser Melodie spricht in der Tat eine süße, ergreifende und dabei gewaltige Melodie, wie ich sie gerade für meine Arie brauche. So wie ich nach Hause komme, werde ich dieses prachtvolle Thema bearbeiten!" Daher kommt es, dass der Opernfreund in Rossinis Oper „Semiramis" zuerst in der Ouvertüre und dann in der erwähnten Arie plötzlich vertraute Töne an sein Ohr klingen hört: das verarbeitete „Freut euch des Lebens"...

Freitag, 30. August 2024

Über große und kleine Gauner wird berichtet.

In der Linzer Tagespost und in der Welser Zeitung konnte man folgende Artikel lesen. Sie wurden etwas gekürzt und unserer Zeit angepasst. 


(Linzer) Tages-Post 24. Februar 1912
Gewehrdiebstahl.
Aus Hinterstoder wird uns am 21. Februar 1912 geschrieben:
Wie wir Ende Dezember 1911 berichtet haben, wurde am 10. Dezember 1911
dem herzoglich württembergischen Jäger Alois Sanglhuber in Hinterstoder Nr. 29
aus dem Vorhaus des Gasthauses Schmalzerhof der Franziska Wieser in Hinterstoder ein Hinterladergewehr im Werte von 70 Kronen von unbekannten Tätern gestohlen.
Anfang dieses Jahres wurde ein gewisser Leopold Klinser, Knecht in Hinterstoder, verdächtigt, diesen Diebstahl verübt zu haben und auch angezeigt. Wie sich jetzt nun herausstellt, hat das fragliche Gewehr der in Spital am Pyhrn am 13. Juli 1889 geborene und nach Pichl, Bezirk Kirchdorf, zuständige ledige Knecht Franz Schweiger in Hintertambergau Nr. 14, der ohnehin wegen mehrerer Eigentumsdelikte vorbestraft ist, gestohlen. Schweiger wollte das Gewehr dem Knecht Johann Berner in Hintertambergau um 20 K verkaufen und teilte ihm mit, dass das Gewehr ein gestohlenes Jägergewehr sei. Berner wies aber dieses Angebot zurück und erstattete bei der Gendarmerie die Anzeige. Das dem Schweiger abgenommene Gewehr erkennt Sanglhuber als sein Eigentum.

                                                    ********


Welser Zeitung 27. Mai 1903
Verhaftung.
Otto Draxler, Bäckergehilfe aus Hinterstoder, Bez. Kirchdorf, zuletzt bei Herrn Weisker in Linz bedienstet, übernachtete hier vom 24. auf 25. April 1903 im Gasthaus Nr.24 in der Fabriksstraße gemeinsam mit dem Bäckergehilfen Franz Oberhumer und meldete sich als Ferdinand Pinninger, Bäckergehilfe in Molln an. Am 26. April erkrankte er an Scharlach. Während der ärztlichen Behandlung kam zu Tage, daß er sich falsch angemeldet hatte.
Über den Grund der Falschmeldung befragt, gestand er, in Linz einem Bäckergehilfen eine Zither im Werte von 24 Kronen herausgelockt, dieselbe bei einer Partei in Linz, Römerstraße Nr.33, gegen 8 Kronen versetzt und diesen Betrag mit seinem Genossen Franz Oberhumer geteilt zu haben. Er wurde infolge dessen verhaftet.

                                                                            ********


Welser Zeitung 30. September 1932
Kecker Diebstahl eines Motorrades. 
Zwei Burschen im Aller von 18 und 20 Jahren stahlen am 18. September, um etwa 22 Uhr, ein vor dem Gasthaus Pießlinger in Windischgarsten stehendes Motorrad des Schi-Erzeugers Isidor Lindbichler aus Hinterstoder und flüchteten auf dem Kraftrad durch den Markt Windischgarsten in Richtung Klaus. Ein Gendarmeriebeamter der Gendarmerie Windischgarsten konnte den Dieben zwar die Diebsbeute abnehmen, nicht aber die Diebe selbst fassen, denen es gelang, in der Dunkelheit zu entkommen. Die Täter sind mittelgroß, der eine hat blondes, der andere braunes Haar, beide waren mit Sportkappen bekleidet.


                                                      ********


Linzer Tages-Post 28. Dezember 1876
Wilddiebe.
Der Jäger Gaigg des Prinzen zu Württemberg hat vor einigen Tagen
in seinem Revier zu Hinterstoder eine aus fünf Köpfen bestehende Bande von
Wilddieben gestellt, wovon er einem das Gewehr abnahm, sich jedoch dann, als die ganze Gesellschaft gegen ihn losging, zurückziehen musste. — Ein Teil dieser Bande ist eruiert und wird der gesetzlichen Strafe nicht entgehen, während der andere Teil bisher noch nicht gefunden wurde.

Freitag, 23. August 2024

Geschichten vom Rauchen

Im Grazer Tagblatt  konnte man folgende Anekdoten lesen. Die Artikel wurden etwas gekürzt und unserer Zeit angepasst.

        George Sand eigentlich Amantine Dupin de Francueil
                                                 Französische Schriftstellerin (geb. 1804, gest.1876)

Grazer Tagblatt 30. Dezember 1930
Eine starke Raucherin war die berühmte französische Schriftstellerin George Sand, die hochbegabte Freundin Alfred de Mussets. Als sie im Jahre 1837 eine Reise ins Ausland antrat, äußerte sie sich einem Freunde gegenüber: „Sollte während meiner Abwesenheit die Republik proklamiert werden, so möge man mir alles wegnehmen und zerteilen, nur nicht das Porträt meiner Großmutter, meine Pfeife, Tinte und Feder."

                                                     ********

Marie zu Hohenlohe Schillingsfürst
(geb.1837, gest.1920)

Zu den passionierten Raucherinnen war auch die Gemahlin des dritten Reichskanzlers, des Fürsten Hohenlohe zu zählen. Sie pflegte während ihres Sommeraufenthaltes auf ihrem Schlösschen bei Altaussee ebenfalls mit Eifer der Rauchgepflogenheit zu huldigen und bediente sich dabei gern eines kurzen Pfeifchens, in dem allerdings ein auserlesenes Kraut brannte. Mit Vorliebe benützte sie einen Tabaksbeutel zur Aufbewahrung ihres Tabaks und freute sich unbändig, wenn ein steirischer Bauer, der sie um Feuer ansprach, den von ihr gespendeten Tabak „sakrisch guet" fand.

                                                     ********

König Eduart VII (geb.1841, Gest.1910)

König Eduard VII. war bekanntlich einer der leidenschaftlichsten Raucher der Welt. der sich tagsüber nicht fünf Minuten lang von seiner gewohnten schweren Import-Zigarette trennte.
Als seine Gemahlin, damals noch Prinzessin von Wales, einst von einer Hofdame gefragt wurde, ob sie es für gerecht halte, dass die Männer allein das Monopol des Rauchens haben sollen, entgegnete die Prinzessin, sie könne und wolle sich über die medizinische und moralische Seite dieser Frage nicht aussprechen und wolle daher nur bemerken, dass da die Männer, ihrem eigenen Geständnis zufolge, Sklaven der Gewohnheit des Rauchens sind, die Frauen jedoch Bedenken tragen sollten, sich gleichfalls in das Joch dieser Gewohnheit zu begeben."

                                                     ********

Königin Margherita von Italien
(geb.1851, gest.1926)

Anders die Königin Margherita von Italien. Gemahlin von Umberto, die sich einmal der Prinzessin von Wales gegenüber äußerte: „Ich kann über manchen Fehler meines Mannes hinwegkommen und vieles bei ihm entschuldigen, eines aber könnte ich ihm nie verzeihen, nämlich wenn er Nichtraucher wäre. Wenn mein Gatte, der König, übler Laune ist, reiche ich ihm seine Pfeife, ist er gut gelaunt, so gebe ich ihm eine Zigarette und will ich ihn zu etwas ganz Besonderem verleiten, so bringe ich ihm eine Zigarre. Mit einer Pfeife kann ich ihn beruhigen, mit einer Zigarette entzücken und mit einer Zigarre kann ich ihn meinem Willen gefügig machen."

                                               ********

Prager Tagblatt 22. Juli 1928
Die ehemalige Prinzessin Sch. ist ebenso fromm wie wohlerzogen. Sie geht durch ihren Wald. Ein Förster, den sie leutselig anspricht, klagt ihr über die neuen hässlichen Zeiten:
„Wäre es denn früher möglich gewesen, Durchlaucht, dass die Liebespaare schon an Wochentagen im Wald verschwinden? Und wissen Durchlaucht, was das Gesindel heutzutage im Wald macht?"
Die Prinzessin erbleicht und errötet. „Sie werden es nicht glauben, Durchlaucht, was diese gottlosen Menschen im Walde tun: sie rauchen!"

Freitag, 16. August 2024

Aufenthaltsbewilligung und Wohnungsanforderung

Es hat Zeiten gegeben, da war es gar nicht so leicht als Ferienhausbesitzer in Hinterstoder auch den Urlaub hier im eigenen Haus verbringen zu dürfen. 

Tages-Post am 7.Jänner 1922

Wien, 7.1.1922. (Wohnungsanforderung und Aufenthaltsbewilligung). Der Kaufmann Bernold Rosenberg aus Budapest hatte in Hinterstoder ein Haus gekauft, in welchem er sich eine Wohnung für den Sommeraufenthalt reservierte. Da er jedoch diese Sommerwohnung weniger als drei Monate benützte, wurde die Wohnung von der Bezirkshauptmannschaft Kirchdorf angefordert. In seinem dagegen an die oberösterreichische Landesregierung ergriffenen Rekurse machte er geltend, er wäre gerne drei Monate und länger in Hinterstoder geblieben, allein er habe die Aufenthaltsbewilligung nicht erhalten, weshalb er den Ort verlassen musste und in seinem eigenen Haus nicht wohnen könne. Eine Wohnung, die nur deshalb unbenützt sei, weil der Wohnungsinhaber als Fremder keine Aufenthaltsbewilligung erhielt, könne nicht angefordert werden.

Die oberösterreichische Landesregierung wies den Rekurs ab, weil nur die Tatsache, dass die Wohnung weniger als drei Monate benützt wurde, nicht aber, warum sie nicht benützt wurde für die Anforderung maßgebend sei. Gegen die Entscheidung ergriff Rosenberg die Beschwerde an den Verwaltungsgerichtshof, vor welchem heute der Beschwerdevertreter darauf hinwies, dass die Unmöglichkeit, eine Wohnung zu bewohnen, berücksichtigt werden müsse.
Der Verwaltungsgerichtshof wies die Beschwerde als unbegründet ab, weil es für die Wohnungsanforderung gleichgültig sei, aus welchem Grund die Wohnung weniger als drei Monate benützt wurde.

    Hinterstoder in den 1920er Jahren





    Freitag, 9. August 2024

    Berichte aus alten Zeitungen

    Im Grazer Volksblatt, in der Linzer Tagespost, im Grazer Tagblatt und im Prager Tagblatt konnte man folgende Artikel lesen. Sie wurden etwas gekürzt und unserer Zeit angepasst.

    Grazer Volksblatt 12. Januar 1929
    Unter dem Titel „Eine Mahnung an Touristen - Lebendig begraben“ schrieb das Grazer Volksblatt einen Artikel, der gekürzt hier wiedergegeben wird.
    Einst wurden manche Höhlen von „Schatzsuchern" häufig erkundet. Manche von ihnen sind für immer in der Höhle verschwunden und die Gebeine wurden erst nach Jahrhunderten gefunden und mancher Schatzsucher ruht vielleicht für ewig in seinem grandios erhabenen, schrecklichen Grabmal. Sinter hat die Gebeine überzogen, sie sind versteinert, wie die Sage vom Kaiser im Untersberg bei Salzburg erzählt. Die Welt weiß nichts von ihm.
    In der „Kreidelucke" bei Hinterstoder muss solch ein Versteinerter im ewigen Schlaf liegen. Ein Höhlenforscher erzählt, er kletterte einmal den Kamin am Ende des Hauptganges hinauf und entdeckte eine riesige Kluft, die schief von oben nach unten den Berg spaltet. Zu seinem Erstaunen gewahrte er Fußspuren in dem steilen Lehmhang die hinaufführten, so weit der Lichtstrahl der Lampe reichte. Während er noch unschlüssig war, ob er es allein wagen sollte, nachzusteigen, wurde sein Erstaunen noch einmal gesteigert durch die Wahrnehmung, der in den Lehm eingeritzten Jahreszahl „1820".
    Da fiel ihm erst auf, dass die noch recht gut erhaltenen Fußeindrücke nur hinein, aber nicht mehr heraus führten! Mit Schauder verließ er die Stätte, ohne das Geheimnis lüften zu wollen.

    Kreidelucke

                                                        ********

    (Linzer) Tages-Post 31. Juli 1906
    Vermisster Tourist.
    Aus Hinterstoder wird uns vom 28.d.M. berichtet: Die Nachsuche um den abgängigen Touristen Polland wurde unter Beisein des Bergführers Auer und des Gendarmerie-Postenführers am 26. und 27.d.M. ohne Erfolg vorgenommen.
    Das Gebiet zwischen Prielkreuz, Weitgrub, Elmgrub, Feuertal bis zum Einstieg in die Fleischbänke wurde durchstreift ohne Spuren zu finden.
    Polland verließ das Prielkreuz um 6 Uhr abends bei Nebel ohne Führer um über das Tote Gebirge zu gehen. Nachts fiel ziemlich viel Schnee. Ein solches Beginnen ist unglaublich. Über dem Brotfall kreisten Raben. Zwei tüchtige Steiger suchten die Brotfallwände ab, kehrten jedoch auch erfolglos zurück. Sollte Polland in eine der hie und da lauernden Wetterluken (tiefe, brunnenartige Löcher) gestürzt sein?
    Seit 25. Juli weilt der Schwiegervater Pollands hier in Hinterstoder. Der Abgängige hat eine Frau und zwei Kinder.


                                                           
                                                          ********

    Grazer Tagblatt 18. Dezember 1909
    Kaum von einem anderen König der Gegenwart werden so viele (und so gute) Anekdoten erzählt, wie von König Leopold II von Belgien. 
    So kam er einmal in Paris in ein dichtes Gedränge vor dem Hotel „Bristol". „Was gibt es denn zu sehen?" fragte er einen der Wartenden. „König Leopold muss gleich kommen," war die Antwort, worauf er meinte: „Wenn ich Ihnen einen guten Rat geben darf, dann gehen Sie ruhig nach Hause. König Leopold ist des Wartens nicht wert." Damit schlug er sich seitwärts in die Boulevards. 
    Im Gespräch mit Fremden, das durch irgend einen Zufall zustande kam, konnte Leopold überhaupt ein wenig boshaft werden. 
    In einem französischen Modebad hatte er einmal das Missgeschick, als er gerade aus dem Wasser kam, mit einem fremden Herrn zusammenzustoßen, der ihn ein wenig grob anredete und entrüstet sagte: „Wissen Sie nicht, dass ich ein Mitglied des Pariser Stadtrates bin?"— „Dann bitte ich in der Tat tausendmal um Verzeihung," sagte König Leopold, „denn ich bin nur der König von Belgien".

    Leopold II König von Belgien
    (geb.1835, gest.1909)

                                                         ********

    Prager Tagblatt 9. September 1928
    „Bekäme ich je noch eine Tochter", sagte Tolstoi, „ich würde sie zum Ballett schicken, das ich der Universität bei weitem vorziehe. Denn beim Ballett werden nur die Beine deformiert, auf der Universität aber leidet der Kopf."

    Lew Nikolajewitsch Graf Tolstoi 
    (geb.1828,  gest. 1910)
    Russischer Schriftsteller, Klassiker.