Freitag, 28. Juni 2024

Vor langer Zeit geschah es....


Stodertal Topothek neu im Internet.

Seit gestern sind alte Fotos von Hinterstoder und Vorderstoder über die Topothek  abrufbar.
Die Topothek hilft unsere gemeinsame Geschichte in Erinnerung zu behalten.
Sie erzählt mit vielen Fotos und Bildern aus der Vergangenheit unserer Gemeinden.
Seit gestern ist auch Hinterstoder und Vorderstoder über die Topothek im Internet abrufbar.
https://stodertal.topothek.at/
In der Sammlung der Topotheken finden sie unsere Topothek unter Topothek-Oberösterreich-Hinterstoder und Vorderstoder.

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Im Linzer Volksblatt und in der Steirischen Alpenpost konnte man folgende Artikel lesen. Sie wurden etwas gekürzt und unserer Zeit angepasst. 

Linzer Volksblatt 11. Juli 1877

Stoder in Oberösterreich. Am 17. Juni 1877 wurde in Hinterstoder, Ortschaft Hintertambergau, Nähe des Gausrabengutes im Steyrerfluss eine männliche Leiche aufgefunden. Dieselbe war vollständig entkleidet und hatte nur ein färbiges seidenes Halstuch umgebunden. Der Verunglückte, welcher mindestens schon drei Wochen im Wasser gelegen sein musste, scheint ein junger, kräftig gebauter Mann gewesen zu sein und maß 5 Schuh 9 Zoll. Über dessen Herkunft und über die Art und Weise, wie er verunglückte, ob durch Gewalttat, oder durch Selbstmord oder durch Ungeschicklichkeit, darüber herrscht das geheimnisvollste Schweigen. 

Die Vermutung, er habe es vesucht, im Steyrfluss, welcher starkes Gewässer trieb, zu baden, ist nicht stichhaltig. Nachdem die Flösser schon bei der Stromboding Teile von Kleidungsstücken mittelst der Flößstangen aus dem Wasser zogen, welche sie wieder hineinwarfen, weil es nur einzelne Stücke von der Weste, vom Hemd, vom Rock waren, Stücke, welche verraten ließen, dass der Ertrunkene dem besseren Stande angehört haben musste, so ist es wohl zu vermuten, dass dieser Unbekannte weit oberhalb der Stromboding in den Fluß gestürzt sein musste und dass somit die Gewalt des brausenden Gewässers, das scharfe Gestein und das geflösste Holz ein Stück der Kleidung nach dem andern fetzenweise von seinem Körper gerissen habe.
Wird dieser Mann von weiter Ferne gewesen sein, oder ist er ein Österreicher oder Steiermärker ein Viehhändler oder ein Tourist? Wer wird Auskunft geben können?

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Steirische Alpenpost 27. Oktober 1906
Der österreichische Thronfolger und der Maschinist.
Anfangs dieses Monates kam der, bei der k. u. k. Kriegsmarine auf dem Schlachtschiff „Babenberg" dienende Maschinist, Sohn der hiesigen Hotelbesitzerin Frau Elise Schuster, auf zweimonatlichen Urlaub nachhause und als dieser auf der Reise von Pola (dem Kriegsmarine Hafen kommend) die Station Selztal passierte, wurde er am dortigen Perron von einem in einfacher Steirertracht gekleideten Herrn angesprochen. Nach einigen Erkundigungen über die Schiffe in Pola und das Flagschiff „Babenberg“ fragte der Herr, wie ihm die heurigen Seemanöver gefallen hätten. Der junge Reisende erwiderte darauf, sie seien sehr interessant, aber auch ziemlich anstrengend gewesen, weil man sich wegen der Anwesenheit des Thronfolgers habe sehr zusammennehmen müssen.
Darauf sagte der Herr: „Ich habe mir auch die Sommermanöver angesehen und war auf der „Babenberg“ eingeschifft. Ich kann nur sagen, sie haben mir sehr gut gefallen und ich bin sehr befriedigt davon." Dann knüpfte er ein Gespräch mit einem nach Graz fahrenden Mediziner an, welchem der Herr schon sehr bekannt vorkam und der denselben auf einmal erkannte und ihn mit „kaiserliche Hoheit" ansprach.
Es war der Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand. Dem Maschinisten, welcher sich inzwischen auf einer Bank niedergelassen hatte, gab es natürlich einen gewaltigen Riss und sofort aufspringend, stand er „habt acht“. Der Thronfolger aber sagte lächelnd:
„Bleiben S' sitzen und machen`s keinen Krawall. Ich war ja auch auf der „Babenberg“, haben Sie mich damals nicht gesehen, dass Sie mich jetzt nicht erkannten?" Der junge Mann erwiderte darauf: „Ich war während der Anwesenheit Seiner kaiserlichen Hoheit im Schiffsraum und so beschäftigt, dass ich keine Zeit hatte, mich weiter um die Vorgänge auf Deck zu kümmern." Darauf klopfte der Thronfolger dem Matrosen auf die Achsel mit den Worten: „Bravo! Solche Leute brauchen wir, die sich um ihre Pflicht und sonst um nichts kümmern."
Sich in gemütlicher Weise mit unserem Landsmann und den anderen Passagieren bis zum Abgang des Zuges unterhaltend, bestieg der Thronfolger sodann unter lauten Ovationen der Anwesenden den Waggon.

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Steirische Alpenpost 22. Juli 1911
Almhütten-Einbrecher. 
Zu den heurigen Pfingstfeiertagen war in Spital am Pyhrn, Windischgarsten und Liezen in eine ganze Reihe von Almhütten, die über die Feiertage von deren Bewohnern üblicherweise verlassen wurden, eingebrochen und aus denselben sämtliche Kupferkessel gestohlen worden. Es gelangten sechs solcher 
Hütteneinbrüche zur Anzeige und als Täter wurde bald darauf der unstet herumziehende, 34jährige, verheiratete, oftmals vorbestrafte Hadernsammler und Korbflechter Franz Zanchinger aus Scheibbs (N.-Oe.) verhaftet. Mit seinem Neffen ging er über die Pfingstfeiertage auf die Almen um wie beide vor Gericht aussagten, Alpenblumen und Rehkrikeln zu suchen. Dabei brachen sie aber in die verlassenen Almhütten ein und entwendeten die Kupferkessel, die Zauchinger zusammenschlug und dann als altes Kupfer verkaufte. Zauchinger wurde zu einem Jahr, sein Neffe zu zwei Monaten schweren Kerker verurteilt.

In der Vorwoche ist aus der Zwangsarbeitsanstalt Messendorf der Tagelöhner Josef
Kaltenegger entwichen. Kaltenegger, ein berüchtigter Almhüttenmarder der
Obersteiermark und gewiegter Einbrecher, hält sich zur Sommerszeit mit Vorliebe
in den obersteierischen Bergen auf. Der Flüchtige, ein äußerst raffinierter Verbrecher, der schon auf eine stattliche Reihe schwerer Vorstrafen zurückblickt und der Gendarmerie schon manche harte Nuss zu knacken gab, dürfte auch diesmal den Sicherheitsorganen bis zu seiner Habhaftwerdung manches Stück harte Arbeit geben. Kaltenegger ist mittelgroß, 52 Jahre alt, kahlköpfig, hat gesundes Aussehen und trägt blonden Schnurrbart.

Freitag, 21. Juni 2024

Geschichten aus Urgroßvaters Zeiten.

In der Innviertler Volkszeitung, im Innsbrucker Tagblatt und im Czernowitzer Tagblatt konnte man folgende Artikel lesen. Sie wurden etwas gekürzt und unserer Zeit angepasst. 


Innviertler Volkszeitung 15. Jänner 1931
Wie es früher alten Leuten erging erzählt die folgende Geschichte. 
Über das schicksalhafte Leben und den Tod einer alten Pfarrersköchin, die auch einst in Hinterstoder arbeitete wird berichtet.

Heute um halb 8 Uhr früh starb unerwartet schnell infolge Schlaganfalles die 87 Jahre alte Pfarrhofköchin Maria Hawelka, geborene Obermaier. Die Verstorbene war geboren am 1. Jänner 1844 in Weng, sie war eine Maxltochter von Hundslau, wurde in Wien verheiratet mit einem Wiener Tischlermeister aus der Tschechoslowakei, der während des Krieges starb, zu einem Zeitpunkt, wo sie längst gerichtlich geschieden waren. So blieb sie als echte Innviertlerin nach Zdar in Mähren zuständig ohne eine Ahnung zu haben, dass sie Tschechoslowakin und nicht mehr Österreicherin war. Sie glaubte natürlich, Wiener Bürgerin zu sein.

Anlässlich der Altersversorgung kam es zu einem jahrelangen Schriftwechsel zwischen Österreich und der Tschechoslowakei. Das Endergebnis war, dass voriges Jahr die Gemeinde Zdar die Zuständigkeit anerkennen musste, aber nur 
5 Schilling Monatsrente aussprach, aber die Gemeindeangehörige in Natura in Verpflegung übernahm, was ja selbstverständlich ist. Es ist begreiflich, dass die alte Frau nicht in eine wildfremde Gegend mit einer fremden Sprache wollte. So blieb sie Pfarrhofköchin und hätte demnächst die tschechoslowakische Altersversorgung per „100 Schilling" im Jahr erhalten. 
So passte ihr das Ruheplätzchen im Pfarrhof Mining sehr gut. Sie war eine ausgezeichnete Köchin.
Von den vielen Fürstlichkeiten, für die sie in München, Wien und Hinterstoder kochte, werden die meisten vor ihr gestorben sein. Bewundernswert war ihre geistige Frische und ihr Gedächtnis. Noch im vergangenen Herbst fand sie jedes Hühnernest.
In allgemeiner Erinnerung stehen ihre Leistungen anlässlich der Glockentafel 1922 im Pfarrhof und der Primiz 1930. Noch am Vortage vor ihrem Tod entwickelte sie ein ganz modernes Wirtschaftsprogramm und betete den Abend-Rosenkranz mit. In der Früh wurde ihr im Zimmer eingeheizt zum Aufstehen. Eine Zeit darauf kam Erschütterung über den alten Körper; sie sprach noch einige Worte, bekam die Krankenölung und starb nach zwei Stunden. Die feierliche Aussegnung vom Pfarrhof ist am Dienstag um halb 9 Uhr. 
Man mag sagen, was man will, aber bis zum 88. Lebensjahr sich trotz Geldentwertung ehrlich fortbringen, ohne um öffentliche Unterstützung betteln zu müssen, ist eine Leistung, die einer Arbeiterin zur vollen Ehre gereicht.

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Innsbrucker Tagblatt 10. Juli 1869
Die „Debatte“ erzählt folgende pikante Anekdote:
Ein zugereister Schwindler sitzt in einem Café in Wien, in der Leopoldstadt und denkt darüber nach, wie er Jemanden beschwindeln soll. Ein anderer Schwindler tritt ein, wirft rasch einen prüfenden Blick über die Kaffeehausgesellschaft, tritt an den Zugereisten, in dem er zwar nicht den Kollegen, aber sofort den Fremden erkennt, streckt ihm schon von ferne die Hand entgegen und erklärt ihn für einen alten Pariser Bekannten.
Der Zugereiste war nie in Paris, freut sich aber über den Irrtum des Wiener Kollegen, den er für einen Gentleman hält, nicht wenig. Man drückt sich die Hand, fühstückt zusammen, erneuert die alte Bekanntschaft und der Zugereiste findet es ganz begreiflich, dass sein alter Bekannter, als es zum Zahlen kommt, die Börse unangenehmer Weise vergessen hat und noch 5 Gulden braucht. Der Zugereiste zieht sofort eine Fünfernote aus der Tasche und reicht sie dem alten Bekannten, man umarmt sich, man scheidet, der Wiener fühlt, dass ihm seine Uhr fehlt, er will dem Zugereisten nachstürzen, doch dieser fühlt, dass ihm seine Börse fehlt und stürzt zurück und Börse und Uhr werden mit einem höflichen Lächeln, das augenscheinlich beweist, dass sich die Herren als Kollegen erkannt haben, wieder ausgewechselt. 
Geschehen bei „Fetzer“ in Wien am 5. Juli 1869, Nachmittags 3 Uhr!

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Alexandre Dumas (geb.1802, gest.1870)
Französischer Schriftsteller

Czernowitzer Tagblatt 5. Februar 1907
Wer ist der Verrückte?
Eine amüsante Anekdote ist durch einen bekannten Pariser Mediziner, der lange Zeit der Leiter einer großen Klinik war, bekannt geworden. Eines Tages besuchte ihn ein ehemaliger Student, ein biederer provinzialer Arzt und bat ihn, ihm doch einmal einen Verrückten zu zeigen. Er habe noch nie einen wirklichen Verrückten gesehen. „Schön", sagte der Doktor, „seien Sie morgen mein Gast, unter den Anwesenden werden Sie einen Geistesgestörten zu sehen bekommen." Pünktlich fand sich am nächsten Tag der Provinziale zum Dinner ein. Nur fünf oder sechs Gäste waren geladen. Als man zu Tisch ging, flüsterte der Arzt ihm noch unauffällig zu: „Er ist dabei, ich kann ihn nicht extra zeigen, aber Sie werden ihn sofort erkennen." 
Das Dinner war ausgezeichnet, die Weine herrlich und bald war alles in vergnügtester Stimmung. Die besondere Aufmerksamkeit des Provinzialen erregte sofort ein großer, gut gewachsener Mann, in wirrer Unordnung sträubten sich die Haare dieses Menschen, er sprach mit lauter Stimme und mit weit ausholender, schwungvoller Gestikulation, er sprach auch sehr viel und alle Gäste amüsierten sich herzlich über seine wunderlichen Einfälle, über die paradoxen und die geistreichen Scherze des lebhaften Herrn. Alle möglichen Personen ahmt er nach, schlug mit den Fäusten auf den Tisch und lachte laut und schallend. Alle Anwesenden lachten, nur ein schweigsamer Herr saß still und gelassen, verzog keine Miene und verlor nie seine ruhige Gelassenheit. Hie und da ließ er ein Wort fallen, immer knapp, kurz, trocken und schlagend und für die Scherze des Großen hatte er nur ein überlegenes, sarkastisches Lächeln. 
Nach Tisch, als die Herren ins Rauchzimmer gingen, fragte der Gastgeber seinen Freund: „Na, zufrieden?" Der Provinziale war begeistert. „Großartig, dieser Verrückte ist zu amüsant. Was für ein außergewöhnlicher Mensch, was für ein wunderliches Wesen! Der mag viel Mühe verursachen!" „Wie? Ja, wen meinen sie denn eigentlich?
Der Verrückte war jener kleine Mann, der kaum den Mund aufrat. Haben Sie ihn denn nicht gesehen?" „Ja, ja gewiß... Aber wer war denn da der andere, der Aufgeregte?' „Wie. den kennen sie nicht? Das ist ja Alexandre Dumas, der berühmte Schriftsteller!"


Freitag, 14. Juni 2024

Was seinerzeit Sorgen bereitete.

Im Ischler Wochenblatt und im Mährischen Tagblatt konnte man folgende Artikel lesen. Sie wurden etwas gekürzt und unserer Zeit angepasst. Der Text wurde original übernommen.


Ischler Wochenblatt 31. Dezember 1876
Eine verunglückte Gemspürsch.
Aus Windischgarsten wird geschrieben: Im Stodertal, am Fuße des Kastengebirges ist ein Bauernhof, dessen Besitzer man zu den reichsten Bauern des Tales rechnet. Die Jagd in seinem bedeutenden Grundcomplex übt er teilweise selbst aus. 
Am 16. Dezember rüstete sich der sechzehnjährige Sohn des Bauern, um auf die Gemspürsch zu gehen. Da seine Schwester, ein zwanzigjähriges Mädchen, schon öfter auf Gemspürschen mit war und auch schon günstige Erfolge erzielt hatte, so begleitete ihn dieser weibliche Nimrod.
Den ganzen Vormittag hatten sie nach Beute gestrebt, ohne vom Glück begünstigt zu werden. Nachmittag gegen 2 Uhr passierten sie ein gefrorenes Schneefeld und da der Bursche nicht mit Steigeisen versehen war, glitt er aus, stürzte über eine bedeutende Höhe und langte mit gebrochenem Bein und anderen tödlichen Wunden auf einer Eisfläche an, wo er liegen blieb. Der schaudernden Schwester wurde es nur mit großer Kühnheit möglich, zur Stelle hernieder zu steigen, wo der tödtlich Verwundete lag.Man kann sich die Verzweiflung der Schwester denken, welche sich der entbehrlichsten Kleider entledigte, um den röchelnden Bruder einzuhüllen. Nun rannte sie in wilder Hast dem Vaterhaus zu, um die Schreckensbotschaft zu überbringen und schleunigste Hilfe herbeizurufen. Binnen zwei Stunden langte sie erschöpft zu Hause an und erst nach 5 Stunden erreichte man den Unglücklichen, welcher bewusstlos dalag.
In ihrer Verwirrung bemerkte die Schwester nicht, in welch großer Gefahr sie ihren Bruder zurückgelassen hatte; erst die zu Hilfe Eilenden sahen, dass, wenn sich der Verwundete nur um einen Meter weiter gewälzt hätte, er in einen tiefen Abgrund gestürzt wäre.
Mit großer Mühe wurde die schwere Aufgabe des Nachhauseschaffens gelöst. In Folge d
er Gehirnerschütterung gelangte der Verunglückte erst am 3. Tage wieder zum Bewusstsein.

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Die berühmte französische Schauspielerin Sarah Bernhardt besaß eine wunderschöne graublaue Katze, die sie heiß liebte. Eines Tages gab Sarah Bernhardt ein Gastspiel in einer kleinen südfranzösischen Stadt und die Katze begleitete sie selbstverständlich auf dieser Reise. Wie es das Unglück so wollte, lief die Katze eines Abends davon. Sarah war außer sich vor Kummer und ihr Manager riet ihr, eine Annonce im kleinen Blatt des Städtchens aufzugeben. Das tat auch Sarah Bernhardt und sie versprach eine Belohnung von 300 Francs für die damalige Zeit eine sehr große Summe. Am nächsten Tag begab sich die Schauspielerin persönlich in das Zeitungsbüro, um zu hören, ob die Annonce gewirkt habe. Doch als sie in der Redaktion erschien, war kein Mensch zu sehen nur ein uralter Portier. 
„Ist noch keine Antwort auf meine Annonce gekommen?“ Der alte Mann schüttelte den Kopf: „Das ist nicht möglich, denn die Zeitung ist noch gar nicht erschienen. Das gesamte Personal befindet sich auf der Suche nach der Katze!“

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Mährisches Tagblatt 2. April 1894
Eine alte Anekdote erzählt von dem Arzt, dem eine Frau klagte, wie leicht ihr sonst so guter Mann vom heftigsten Zorn erfasst werde. Ein moderner Arzt hätte dem Mann Brom verschrieben, doch dieser alte Heilkünstler besaß ein sympathisches Mittel für die Frau. 
„Ich werde es Ihnen verschreiben“ sagte er zu ihr. „Sobald ihr Mann heftig wird, nehmen Sie von dem Tränklein eine halbe Tasse voll in den Mund und behalten es da, bis es ganz warm geworden ist, aber nicht unter fünf, sechs Minuten."
 
Es scheint, dass der Laborant in der Apotheke das Mittel nur von der Wasserleitung holte, aber davon wusste die Frau nichts. Sie schwört noch heute, dass es ein ganz vortreffliches Mittel sei. Und das ist es auch. Wenn man es nämlich anwendet, so muss man den Mund schließen und schweigen. Wenigstens fünf, sechs Minuten. In dieser Frist verrauscht meistens selbst der Zorn schwer geprüfter Ehegatten, die oft ein Wort in Rage bringen kann. Das Mittel eignet sich auch für andere bemerkenswerte Gelegenheiten. Beispielsweise wenn ein Interviewer in Sicht kommt. Oder wenn ein Denkmal enthüllt wird. Oder wenn man ein Festbankett zu Ehren allerhöchster Herrschaften veranstaltet. Darum habe ich seine genaue Zusammensetzung verraten und die Art der Anwendung beschrieben.

Freitag, 7. Juni 2024

Geschichten von "Vorgestern".

Im Tagblatt, in der Weltpresse und im Grazer Volksblatt konnte man folgende Artikel lesen. Sie wurden etwas gekürzt und unserer Zeit angepasst. 


Tagblatt 27. Juni 1929
Zum Schwindel des Schröckenfux berichtet man uns aus Windischgarsten noch
folgende Einzelheiten:
Die Geliebte des Schröckenfux, die walkürenhafte Mitzi Fuchs, die in den ganzen Schwindel eingeweiht und mit dem verheirateten Mann zum Durchgehen bereit war, pilgerte noch am Tag vor der Festnahme des Schröckenfux zum Gleinkersee und sah den Arbeiten der Taucher zu. Was sie sich dabei dachte, hat sie in echter Charakterfestigkeit leider nicht verraten.—
Die Spiritisten haben in den Schröckenfux-Tanz einige heitere Noten gebracht.
Bald nach dem Verschwinden des Genannten traten die Anhänger des Spiritismus
zusammen und zitierten den „Geischt" des alten gottseligen Schröckenfux.
Dieser tat zu wissen, dass der Verschwundene wirklich im See sei. Damit
nicht zufrieden, verschrieben sie sich noch ein ungemein starkes Medium,
aus Hinterstoder natürlich! Dieses bekundete ebenfalls, Schröckenfux liege
tatsächlich im See und könne nicht in die Höhe, weil er sich mit einem Bein
in den Felsen verwickelt (!) habe! Allah ist groß, aber die Dummheit ist noch
größer!"

Die ganze Geschichte ist im Blog an dieser Adresse zu finden.
http://stodertalfreunde.blogspot.com/2018/07/die-selbstmordkomodie-vom-gleinkersee.html

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George Bernard Shaw (geb.1856, gest.1950)
                                          Dramatiker, Politiker

WELTPRESSE 6. November 1948
Es ist nicht immer so einfach, mit einem berühmten Mann verheiratet zu sein. Das
muss auch die Frau des Mannes, den die ganze Welt unter den Buchstaben GBS. kennt, erfahren, denn die Frau von George Bernard Shaw muss immer guter Laune sein, das verlangt ihr Mann.
Eines Abends hatte Familie Shaw Besuch. GBS erzählt den ganzen Abend Geschichten, eine Anekdote, einen Witz nach dem anderen.
Mrs. Shaw saß ganz ruhig dabei und strickte an einem langen dunkelbraunen Strumpf.
Als eine der Damen liebenswürdig Mrs. Shaw fragte, ob ihr Mann nur selbstgestrickte Strümpfe trage, erwiderte Mrs. Shaw: „Ich stricke nur, um meine Finger zu beschäftigen. Denn täte ich dies nicht, so wäre ich gezwungen, meinen Mann zu erwürgen,so oft habe ich nämlich schon seine Geschichten gehört.“

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Grazer Volksblatt 25. September 1925
Wie aus Hinterstoder gemeldet wird, wurde dort am 23. September um 5 Uhr 44 Minuten ein starkes Erdbeben wahrgenommen. Das stoßförmige Beben dauerte 2 Sekunden und war von solcher Heftigkeit, dass die Bevölkerung teilweise aus dem Schlafe gerüttelt wurde. Um 1 Uhr 30 Minuten desselben Tages wurde von einzelnen Bewohnern eine schwächere Erschütterung verspürt. Es wurde kein Schaden angerichtet.

Donnerstag, 6. Juni 2024

Unser Blog ist heute 12 Jahre alt

Am 6. Juni 2012, genau vor 12 Jahren, wurde zum ersten Mal in diesem Blog über das Stodertal und die Pyhrn-Priel Region berichtet. Seither wurde je nach Aktualität, aber bestimmt jeden Freitag, ein neuer Beitrag erstellt.
Bisher haben Zuseher von mehr als 100 Ländern rund um den Erdball 417 045 mal auf die derzeit 1167 Beiträge  zugegriffen.
Die alten Geschichten aus dem Stodertal sind bereits hier niedergeschrieben. Deshalb wird  auch immer wieder über besondere Anekdoten berühmter Persönlichkeiten aus Zeitungsarchiven erzählt.
Um die Geschichte von Hinterstoder mit Bildern in Erinnerung zu behalten wird derzeit an der Erstellung einer Topothek gearbeitet, die nach Fertigstellung Online gestellt wird.
Wir werden rechtzeitig darauf hinweisen wenn die Topothek online ist. 

Bei allen Lesern möchte ich mich herzlich für ihr Interesse bedanken.             Heinz Schachner 


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