Freitag, 14. Januar 2022

Der Pockenpelz.

Der bekannte Biedermeiermaler mit Künstlernamen Hans Canon (eigentlich Johann Strasiripka geb. 1829, gest. 1885) war Schüler von Ferdinand Georg Waldmüller. Über den Beginn seiner Karriere berichtete der „Niederösterreichische Grenzbote“ vom 29.4.1917. Der Artikel wurde etwas gekürzt und unserer Zeit angepasst.

In Bad Ischl erzählte man sich von dem Wiener Maler Canon, der damals schon ein berühmter Mann war, folgende Anekdote aus der Zeit seiner Kämpfe um Anerkennung und Aufträge.

Eines Tages kam ein Herr und bestellte bei ihm ein Portrait. Der erste Auftrag! Er schuf das Gemälde. Das Bildnis gefiel und der Herr ließ seinen kostbaren Pelz bei dem Künstler, damit Canon den Pelzmantel auf dem Bild ohne seinen Träger fertig malen konnte.

Aber Canon hatte Schulden und etwas später kam der Gerichtsvollzieher und wollte ihn pfänden. Keine Beteuerung, kein Lamentieren half, der Pelz wurde gepfändet. Canon war ratlos. Der Auftraggeber wollte am nächsten Tag wiederkommen und seinen Pelzmantel abholen. Was tun? — Canon schrieb in seiner Verzweiflung mit Kreide an die Tür: „Hier sind die Pocken."
Der Auftraggeber kam, las die Schreckenszeile, eilte entsetzt von dannen, setzte sich zu Hause hin und schrieb dem Maler, er möge um Gotteswillen den Pelz behalten oder verbrennen, er wolle ihn jedenfalls nie mehr zurückhaben, da nichts so leicht Krankheiten übertrage als so ein langhaariger Pelz. Canon war mit diesem Bescheid wohl sehr zufrieden, versicherte dem Herrn, sein Bild sei gut desinfisziert und stellt sich in der Folge andern Kunstfreunden nur noch in dem „Pockenpelz" vor, der ihm danach ein würdiges Auftreten verlieh. Das verhalf ihm zu manchem lukrativen Auftrag und zur Grundlage seines späteren Wohlstands. 







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