Freitag, 15. Juli 2022

Ehrliche Geschichten, die sich seinerzeit genau so zugetragen haben

Das Prager Tagblatt vom 25.4.1882 und das Tagblatt vom 12.2.1927 erzählen seltsame Geschichten aus der Vergangenheit.
Die Artikel wurden etwas gekürzt und unserer Zeit angepasst.


Darwins Selbstbiographie.

„Ein Buchhändler belästigte den berühmten Naturforscher mit einem Gesuch um eine Autobiographie. Darwin erwiderte: „Sie können sie sogleich mitnehmen." Dabei übergab er ihm ein Papier, welches er soeben vor den Augen des Buchhändlers beschrieben hatte. Der also Beschenkte erschöpfte sich in Danksagungen und eilte davon. Als er, vor der Tür angekommen, in begreiflicher Neugier, das Blatt öffnete, fand er Folgendes darauf verzeichnet: „Ich heiße Charles Darwin, bin geboren 1809, studierte, machte eine Reise um die Welt, und studiere weiter."

Rache eines Ehemannes.

Die Gattin eines englischen Advokaten entfloh mit einem Leutnant. Ihren Gatten und ein Kind ließ sie zurück. Es gelang, die Spur der Flüchtlingen zu finden und auf telegrafische Anweisung wurde der Leutnant auf einem Bahnhof wegen Diebstahls verhaftet. Der Advokat Dr. Weddell machte nämlich in seiner Anzeige von der entführten Frau gar keine Erwähnung und seine Klage lautete einfach dahin, dass Leutnant Turner aus seinem Hause einen Damenkoffer im Wert von 20 Schilling und eine schwarzlederne Handtasche im Wert von 6 Schilling gestohlen und damit die Flucht ergriffen habe. Die erwähnten Gegenstände bildeten das Reisegepäck der treulosen Frau.


Nestroys Semmelkrieg.

Als die Alt-Wiener Bäckermeister beschlossen hatten, die Semmeln kleiner zu machen, erschien der berühmte Komiker Nestroy in einem Frack auf der Bühne, dessen Knöpfe durch Miniatursemmeln ersetzt waren. Darauf war große Aufregung in der Bäckergenossenschaft, die den Komiker gerichtlich belangte. Nestroy wurde tatsächlich zu 48 Stunden Arrest wegen Beleidigung eines ehrsamen Standes verurteilt. Als er nach Abbüßung seiner Strafe zum ersten mal wieder auftrat, ließ er sich von einem Gegenspieler fragen, wie es ihm denn im Gefängnis ergangen sei und ob er dort nicht Hunger erlitten hätte. „O nein," antwortete Nestroy, „die Tochter des Gefängniswärters, die in mich verliebt ist, schob mir immer Semmeln durch das Schlüsselloch zu."
Die Bäckergenossenschaft betrachtete sich als hinlänglich blamiert und unterließ es daher, noch weitere Debatten mit dem Komiker heraufzubeschwören.

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