Freitag, 16. Dezember 2022

Geschichten von Anno dazumal

Im Prager Tagblatt, in der Gemeindezeitung und im Tagblatt konnte man folgende Anekdoten lesen.

Die Artikel wurden etwas gekürzt und unserer Zeit angepasst.

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                                                   Ignacy Jan Paderewski (geb.1860, gest.1941)
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Prager Tagblatt 19. Mai 1927

Sonate an die Schwiegermutter.
Paderewski, der berühmter Pianist, ließ eines Tages eine seiner Schülerinnen eine Sonate von Schubert spielen. Bevor die junge Dame begann, setzte ihr der Meister auseinander, dass der Komponist bei der Niederschrift zweifellos an eine Frau gedacht habe und dass die Komposition einer unerreichbaren Geliebten gegolten haben müsse. Die Schülerin begann zu spielen. „Hören sie - auf", schrie Paderewski. Nachdem er fassungslos eine kurzen Weile zugehört hatte. „Ihre Sonate hat Schubert nicht für seine Geliebte, sondern für seine Schwiegermutter komponiert!"
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Gemeinde-Zeitung: unabhängiges politisches Journal 19. März 1872
Heizkosten sparen
Unsere Anekdote stammt aus einem der riesigen Paläste der Ringstraße in Wien. Der Eigentümer des Palastes kommt nach Hause und findet den Familiensalon übermäßig stark geheizt. Da schimpft er seine Frau unwirsch an: „Was fällt Dir ein, Sarah, so stark heizen zu lassen,“ sagt er. „Glaubst du, ich habe das Holz auch gestohlen?“
Schade, dass nicht einer unserer modernen Burgtheater-Dichter Zeuge dieses „Zornesausbruches“ gewesen ist. Das so sehr betonte „auch“ birgt ja doch wirklich den Gehalt einer ganzen Sittenkomödie in sich.

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Tagblatt 28. September 1929
Eine Anekdote von dem berühmten Hypnotiseur Onovrof.
Onovrof ist eigentlich Italiener und heißt Venoni. Da aber russisch Mode ist, hat er den kleinen Namenwechsel vorgenommen.
Onovrof war einmal in New York und hatte ein Engagement für 1000 Dollar die Woche — was damals noch eine hohe, sehr hohe Summe war. Doch in dem Vertrag stand ein Paragraph, der die Direktion ermächtigte auf die halbe Gage herunterzugehen, wenn seine Zugkraft nicht groß genug sei. Man versuchte diesen Paragraphen geltend zu machen, aber Onovrof wollte darauf nicht eingehen, sondern wandte sich an seinen Impresario, der ihm einen großen Erfolg zusicherte.
Er mietete den größten Saal von New York, die Plätze sollten zum Einheitspreis von 2 Dollar verkauft werden. Der Impresario schlug vor, Onovrof sollte das neue Programm mit seinen hypnotischen Nummern füllen und zum Schluss würde gezeigt werden, wie er einen lebendigen Menschen aufessen würde. „Was soll ich tun?" fragte Onovrof verwundert.
— „Lassen Sie das nur meine Sorge sein“ beruhigte ihn der Impresario.
Zwei Tage später stand an allen Litfaßsäulen zu lesen: „Onovrof isst einen lebendigen Menschen!"
Natürlich war die Vorstellung sofort ausverkauft. Und als sie an die letzte Nummer kamen, sagte Onovrof: „Also, meine Herren und Damen, jetzt habe ich die Ehre, Ihnen zu zeigen, wie ich einen lebendigen Menschen aufesse. Darf ich einen von den Herrschaften bitten, sich nach oben zu bemühen?".
Und wirklich kam ein großer, dicker Mann auf die Bühne. Der Hypnotiseur betrachtete ihn und sagte: „Nun, das ist ja ein ordentlicher Bissen. Sie sind also bereit, sich aufessen zu lassen? Wollen Sie dann freundlichst diesen Ärmel hinaufstreifen?" Der Herr tat das, schon etwas bedenklich geworden und Onovrof hieb mit solcher kraft die Zähne in seinen Arm, dass der Mann mit einem lauten Aufschrei entsetzt vom Podium flüchtete. Onovrof wartete eine Weile, dann sagte er mit bedauerndem Achselzucken: „Ja, meine Herrschaften, wenn niemand von ihnen Lust hat, sich aufessen zu lassen, so muss ich leider auf diese Nummer verzichten. Ich danke den Herrschaften für ihre gütige Aufmerksamkeit!"

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