Freitag, 10. Februar 2023

Aus dem Leben gegriffen.

 

Historiograph August Hirsch (geb.1817, gest.1894)
Arzt, Epidemiologe, Medizinhistoriker

Prager Tagblatt 2. August 1905
Ein Mitarbeiter der „Frankfurter Zeitung“ berichtete folgende hübsche Anekdote aus dem Leben des trefflichen medizinischen Historiographen August Hirsch aus Berlin.
Hirsch war ursprünglich zum Kaufmann bestimmt und kam zu einem sehr angesehenen Großhändler in die Lehre. Da er die Kladden (Geschäftsbücher) und Kontokorrentbücher mit allerlei Allotria (Unfug) versah wurde er entlassen. Nach vielen Jahren, als Hirsch bereits berühmt und ordentlicher Professor war, begegnete er seinem inzwischen zum Kommerzienrat avancierten früheren Lehrmeister in Berlin.
„Hirsch“, rief dieser, „Du nichtsnutziger Schlingel, was ist aus Dir geworden“. „Ordentlicher Professor an der Universität in Berlin“, erwiderte er. „Na, es freut mich wenigstens, dass Du ordentlich geworden bist!“

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Karikatur von Anton Bruckner, Komponist (geb.1824, gest.1896)
  mit Kritikern (Hanslik, Kalbeck und Heuberger)

Tagblatt 8. März 1932
Ein Berliner befragte Bruckner einst, wie es käme, dass man so wenig von seinen Kompositionen höre.
„Mir geht es halt so wie Meister Beethoven", entgegnete Bruckner, „den verstanden die Ochsen auch lange nicht“.

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Philosoph Immanuel Kant (geb.1724. gest.1804)

Prager Tagblatt 17. Juni 1923
Der große Philosoph Immanuel Kant führte ein liebeleeres. einsames Junggesellendasein. Gern hatte er eigentlich nur seinen Diener Lampe, an dessen Erfahrung war er gewöhnt und an dessen Treue glaubte er. Aber nach vielen Jahren stellte sich heraus, dass dieser Lampe stahl. Er wurde entlassen. Nun gab es in Kants methodisch abgeteiltem Leben eine gewisse Stunde am frühen Abend, da rückte er seinen Sessel an das offene Fenster, spannte ab und erlaubte sich etwas anderes zu sein als ein zermalmender logischer Hammer.
Und täglich kehrten nun seine Gedanken an Lampe zurück, zu seiner Sorgfalt und Pflege. Er sehnte sich nach diesem Dieb und schämte sich doch Moralist, der er war, seiner Sehnsucht auf das bitterste. Deshalb schrieb er auf ein Stück weißen Karton die Worte: „Lampe muss vergessen werden!“ und stellte diesen Karton allabentlich hin auf die Fensterbank. Man fand ihn noch in seinem Nachlass.

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Prager Tagblatt 19. Dezember 1925
Ein einfältiger Bauernjunge sollte ein Nachbarmädchen heiraten. Er fürchtete sich aber sehr. Der Vater sprach ihm Mut zu.
"Du hattest es leicht." fiel ihm der Sohn ins Wort. „du hast die Mutter genommen; ich aber muß eine ganz fremde Person heiraten."

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