Erinnerungen an die Kindheit in einem Stodertaler
Bauernhof in den 1930er Jahren.
"Wir waren 2 Mädchen und 2 Buben im Alter zwischen 7
und 14 Jahren und wuchsen vor rund 70 Jahren in einem kleinen Bauernhof im
Stodertal auf.
Wir Kinder waren mit den Tieren sehr verbunden. Die Kühe
hatten alle einen Namen und sie hörten auch darauf. Wenn die Schweine in das
Freie gelassen wurden und sich auf der Wiese wälzten wurden sie von uns am Hals
gekrault und grunzten vor Vergnügen.
Man kann sich vorstellen wie schrecklich es für uns war,
wenn eine Sau geschlachtet werden mußte.. Wenn sich Schweine auch im Dreck wälzten, war
es doch lieb anzuschauen, wie sich das Mutterschwein um ihre kleinen Ferkel
kümmerte. Als ich das zum ersten Mal sah, saugten 12 kleine Schweinchen die
Milch aus der Mutter und ich konnte über den friedlichen Anblick nicht genug
staunen. Die Alte blieb ruhig liegen und die Kleinen schliefen alle ruhig nach
dem Trinken ein.
Das Schweine schlachten war furchtbar. Damals wurden die
Tiere nicht betäubt sondern einfach niedergeworfen und mit einem großen, langen
Messer in den Hals gestochen. Das arme Schwein schrie, röchelte und zuckte am
ganzen Körper. Dann wurde es in einen großen Trog gelegt und mit Pech und
Asche, dem "Saupech" eingerieben und mit einer Kette bearbeitet, so lange
herumgedreht und gezogen bis alle Borsten weg waren. Auch die allerletzten Borsten
und Haare mußten entfernt werden.
Wenn der "Sauabstecher" zu uns kam haben sich meine
Geschwister und ich sofort im Bergwald versteckt. damit wir das Schreien nicht
hören mußten. Aber oft hörten wir trotzdem die Todesschreie bis zu uns auf den
Berg herauf.
Nach dem Schlachten wurde das Blut in einem Eimer
aufgefangen. Großmutter rührte ständig im Eimer damit das Blut nicht stockte
und klumpig wurde. Davon wurden später die "Blunzen" (Blutwürste)
gemacht.
Nach dem Schlachten bekamen alle heißen Tee mit Rum oder Zwetschkenschnaps zum Aufwärmen.
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