Freitag, 23. Dezember 2016

Erinnerungen an das Schifahren in den 1930er Jahren.

Eine damalige Schülerin erinnert sich an diese Zeit zurück.
"Unsere Schier waren lange Eichenbretter. Die Lauffläche war das blanke Holz und befestigt wurden diese Bretter mit einer Riemenbindung an den Schuhen. Wir Kinder fuhren überall hinunter. Wenn es einen Hohlweg hinunter ging konnten wir keine Schwünge machen und mit der Bindung aus Riemen und den glatten Holzflächen ohne Stahlkanten ging das nicht so leicht. Wenn es zu schnell wurde gab es nur eine Möglichkeit. Wir bremsten mit den Stecken, die wir zwischen die Beine nahmen.
Wenn der Schnee feucht war, klebte er auf dem blanken Holz und bildete einen dicken Belag.
Wir haben die Schi mit Kerzenwachs und Parafin eingewachselt.
Anfangs benützte ich meine Schier nicht als Sportgerät sondern als Fortbewegungsmittel. Meine Fahrweise war dementsprechend. Damals wußten wir noch nichts von Pisten, Stahlkanten und Sicherheitsbindung. Alles was wir wußten war, daß das Schifahren eine einzige Freude und der Schnee ein wunderbares Geschenk des Himmels war. Mein älterer Bruder lernte mir den Telemarkschwung und den Christianschwung. Vom Gegenschulterschwung und Fersenschub hörte ich erst später in Schikursen. Bei meiner Schwester sind alle Bemühungen, ihr Schifahren zu lernen, fehl geschlagen. Ein einziges Mal schaffte sie es bei einem Bruder mitzufahren. Sie stellte sich auf seine Schi und hielt sich bei ihm fest. Diese Fahrt endete nach einem kurzen Stück mit einem Fiasko. Sehr zum Vergnügen von uns Zuschauern.
Manchmal lösten sich die Schier mit der einfachen Riemenbindung von den Füßen und machten sich selbstständig. Wir mußten sie dann unten am Abhang in den Schneewehen zwischen den Bäumen suchen.
Für die Schüler wurde von der Volkschule Hinterstoder auch ein Abfahrtslauf ausgetragen.
Zum Start vom "Sturm" weg hatten sich 14 Teilnehmer gemeldet. Ich war mit 10 Jahren die Jüngste und auch die Dünnste von allen. Nach einem zähen Aufstieg, bei dem uns der scharfe Wind die Eisnadeln in das Gesicht warf, erreichten wir den Start.
Ich stand ganz links in der Reihe und rechts von mir stand der Toni. Wir mußten alle auf ein Signal hin gleichzeitig losfahren und wer als erster das Ziel erreichte, hatte gewonnen. Ich war voller Angst und Startfieber. Dann ging es los und wir starteten. Wer wird als erster unten sein? Der Anführer schrie "aufpassen!" Ziel war die Wiese beim alten Feuerwehrdepot. 1-2-3-los. Alle 14 zischten wir durch den flockigen Pulverschnee in den Steilhang hinein. Der Wind warf mir eine Schaufel Schneeflocken in das Gesicht. Ich sah nichts als Schnee und hörte nur die Stimme von Willi: "Lass es laufen, lass es rauschen..." Dann lag er schon in einem Schneeloch und ich habe ihn erst am Nachmittag bei der Preisverleihung wieder gesehen.

Gewonnen hatte den für die damaligen Verhältnisse schweren Abfahrtslauf der Ludwig. 2. wurde der bärenstarke Toni und 3. wurde trotz aller Angst ich".



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