Erinnerungen einer Schülerin an die Schulzeit vor rund 100 Jahren:
"Unser alter Pfarrer war ein gütiger Mann, trotzdem gelang es
manchen Buben ihn zur Weißglut zu bringen. Einmal mußte der Gustl als
Ministrant einspringen und unserem Pfarrer bei der Sonntagsmesse dienen. Nach
der Messe, in der Sakristei, drehte sich der Pfarrer um und gab dem Gustl links
und rechts eine Ohrfeige. Er hatte nämlich in den Weihrauchkessel, den er schwenkte,
aus reinem Interesse, versuchsweise ein paar Stückchen Radiergummi dazu gegeben.
Der Geruch, der dem Weihrauchkessel entströmte, passte wirklich nicht zur
feierlichen Sonntagsmesse empfand der gütige alte Herr Pfarrer.
In unserer Schulzeit unterrichtete auch einige Zeit ein
hartherziger, jähzorniger Lehrer. Seiner Meinung nach waren manche Schüler
Trottel und Idioten. Ein paar Buben in den letzten Klassen waren wirklich die
reinsten "Rotzlöffel". Einige Buben rauchten heimlich und das war für
den Lehrer ein ganz furchtbares "Verbrechen". Wenn sie erwischt
wurden schlug ihnen der Lehrer mit dem Rohrstaberl auf die Finger. Dabei sagte
er: "Brennts schon? Brennt die Zigarette schon?" Mancher krümmte sich
vor Schmerzen wie ein Wurm, wenn er ihn am Haaransatz über dem Ohr hochzog.
Im Winter bei einem Schikurs haben sich die Buben an ihm
gerächt. Wir waren in einer Schihütte untergebracht wo auch Ausflügler zu Gast
waren. Der Lehrer hatte ein Einzelzimmer. An einem Abend montierten die Buben von der
Aborttüre den Pappendeckel mit "OO" (WC) ab und befestigten das
Schild mit 2 Reißnägel an seiner Zimmertür, die man nicht abschließen konnte. Am nächsten morgen war er ganz
verstört, weil in der Nacht Leute in sein Zimmer stürzten, die Hose
herunter rissen und er sie nur mit Mühe daran hindern konnte, die Notdurft in
seinem Bett zu verrichten.
In der Schule strichen diese "Musterschüler" aus
der oberen Klasse einmal Senf auf den Kathederstuhl des Lehrers. Als er sich
darauf setzte schrie ein Schüler laut, dass dem Herrn Lehrer etwas passiert sei.
Der griff sich sofort an sein Hinterteil und spürte die gelbbraune Masse auf
seinen Fingern. Er rannte sofort hinaus und kam bald wie ein wild gewordener
Stier zurück. Die ganze Klasse musste Unmengen
von Strafaufsätzen schreiben, nachsitzen und die vermutlichen Sünder
mussten auf der letzten Bank, der "Eselsbank", sitzen. Da die Schule
gleich neben dem Friedhof war gab es noch eine Steigerung der Strafe. Der böse
Bub wurde eine Stunde in die Totenkammer, dort wo die Aufbahrungen statt fanden, eingesperrt. Manchen machte das wenig
aus.Mit ihrer Schleuder schossen sie "Apfelputze" (das Kerngehäuse der Äpfel) auf den Lehrer".
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