Freitag, 16. September 2022

Hundert Jahre alte Geschichten

Geschichten aus alten Zeitungen.
Die Artikel wurden etwas gekürzt und unserer Zeit angepasst.


HMS Bulwark (1899) 

Prager Tagblatt 14. April 1905

Eine interessante Anekdote ist in Korfu im Umlauf.
Ein britischer Seekadett vom Kriegsschiff „Bulwark“, der in Gesellschaft das Achilleion (Pallast der Kaiserin Elisabeth von Österreich) besucht hatte, fand bei der Rückkehr, dass das Boot, das alle wieder an Bord bringen sollte, zu klein sei. Drei, die keinen Platz fanden, entkleideten sich und schwammen hinüber zu ihrem Schiff. Die Nonnen des nahen Klosters waren darüber nicht wenig echauffiert und beschwerten sich.
Kaiser Wilhelm hörte davon und signalisierte dem Admiral Donville, warum haben ihre Kadetten durch ihr Kostüm die armen Nonnen so geärgert? Der englische Admiral signalisierte zurück: Majestät, sind falsch unterrichtet, von einem Kostüm kann gar keine Rede sein.

Prager Tagblatt 4. April 1930

Das richtige Alter.

„Wie alt sind Sie?" fragte der Richter den Mann, der wegen Diebstahls abgeurteilt werden sollte. „75 Jahre, Herr Präsident" war die Antwort. Der Richter schüttelte verständnislos den Kopf. „75 Jahre? Ja, schämen sie sich denn nicht, in dem Alter zu stehlen?" Der Alte sah ihn verstört an. "Das erste Mal vor Gericht gestanden bin ich da war ich fünfzehn Jahre alt und da hat schon der Richter gesagt, ja schämst du dich denn nicht in dem Alter zu stehlen?“
"Und wie ich dann im besten Alter so dreißig-vierzig Jahr war da bin ich wieder vor dem Richter gestanden und der hat mich wieder gefragt, wie ich dazu komme in dem Alter zu stehlen. Und jetzt bin ich fünfundsiebzig Jahr alt und sie Herr Präsident fragen mich wieder.
Ja erlauben sie, in welchem Alter darf man denn dann stehlen?

Innsbrucker Tagblatt 31. Juli 1874

Eine Rothschild-Anekdote.

Leopold de Rothschild  

Vom verstorbenen Baron Rothschild erzählt man sich folgende Anekdote, die zeigt, wie Rothschild über die Börse dachte. Als ein Freund, den er auf die Börse führte, ihn fragte, worin denn eigentlich "der ganze Schwindel“ mit den Fondsgeschäften besteht, da sagte der erfahrene Mann: „Sie begreifen wohl nicht, was dabei herauskommt, wenn immer die selben Leute miteinander handeln?“– „In der Tat,“ sagte der Neuling, „am Ende müssen Gewinn und Verlust sich doch zuletzt wieder ausgleichen?“– „Zählen Sie einmal die lautesten „Spektakel-Macher" hier“, sagte der Geldbaron darauf.– „Es sind vierzehn an der Zahl.“– „Nun gut– nach vierzehn Tagen kommen wir wieder und zählen aufs neue.“ Also da waren es nur noch elf, die eifrig mit Händen und Füßen gestikulierten. „Sehen sie wohl“, sagte Rothschild zu seinem Freund „die drei, die fehlen, sind von den Anderen aufgefressen worden.“–
„Wie muss man's denn machen, um gut zu spekulieren? “ meinte schließlich schüchtern der Börsenfremdling.– „Wie im russischen Dampfbad – rasch hinein und rasch wieder heraus.“

Paul Friedrich Meyerheim
 (geb.1842, gest.1915)

Prager Tagblatt 16. März 1927

Der berühmte Maler Paul Meyerheim erzählte einmal, es sei ihm von einem Kollegen ein besonders schönes Modell empfohlen worden. Er schrieb der Dame und bat sie ihm mitzuteilen, was sie für die Stunde als Modell beanspruche.
Sie verlangte sechs Mark für die Stunde. Meyerheim antwortete. „Ich erwarte Sie mit großem Vergnügen." Worauf sie umgehend schrieb: „Mit Vergnügen kostet es es zehn Mark."

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen