Freitag, 23. September 2022

Impfen oder nicht? Eine Frage auch schon vor 116 Jahren

Im Grazer Tagblatt vom 17. August 1906  konnte man folgende Artikel lesen.
Die Artikel wurden etwas gekürzt und unserer Zeit angepasst.

Ein entlarvter Trick der Impfgegner.
In Ärztekreisen erregt gegenwärtig eine merkwürdige Geschichte viel Aufsehen. Seit zwei Jahren wurde von den Jmpfgegnern in Druckschriften und öffentlichen Versammlungen auf ein Gutachten der Universität Charkow (Russland, jetzt Ukraine) hingewiesen, welches sich gegen die Impfung entschieden aussprach. Dieses Gutachten, nach der Angabe eines in Böhmen erschienenen impfgegnerischen Flugblattes im vorigen Jahr erstattet, bildete seither in allen Petitionen der „Naturheiler" und Vivisektionsgegner (Operationen zu Forschungszwecken) das beweiskräftigste Argument.

Das Gutachten bereitete der Ärztewelt nicht geringe Verlegenheit, da es sich um eine autoritative (mit Autorität ausgestattet) Kundgebung eines Gelehrtenkörpers von Ruf handelte. Sogar im niederösterreichischen Landtag wurde eine impfgegnerische Interpellation (förmliche, parlamentarische Anfrage) unter Berufung auf das Charkower Universitätsgutachten eingebracht. Die Angelegenheit nahm jedoch vor kurzem eine überraschende Wendung.
Professor Paltauf aus Wien, der die Möglichkeit eines solchen Gutachtens nicht anerkennen wollte, wendete sich vor mehreren Wochen an einen in Charkow wohnenden Freund, einen russischen Professor, mit der direkten Bitte um Aufklärungen bezüglich des Schriftstückes. Die Antwort war eine verblüffende.

Der Professor teilte mit, dass das impffeindliche Universitätsgutachten wohl echt, jedoch bereits vor rund vierzig Jahren erstattet worden sei, zu einer Zeit, wo der Nutzen der Impfung noch nicht feststand. Von den seinerzeitigen Verfassern des Gutachtens sind sämtliche bis auf zwei gestorben. Diese beiden noch lebenden Gelehrten seien jedoch seither Anhänger der Impfung geworden.

Prof. Richard Paltauf (1858 - 1924)
 Pathologe (Lehre von den abnormalen
 und krankhaften  Vorgängen
 und Zuständen im Körper)

Grazer Tagblatt 17. August 1906

Die Geschichte, dass die Chinesen früher ihre Ärzte nur bezahlten, so lange sie gesund waren, haben wir wohl schon alle gehört.

Wenn sie krank werden, muss der Arzt sie gratis behandeln, denn gewissermaßen geben sie ihm die Schuld an ihrer Erkrankung.
Es gibt aber noch eine andere Anekdote über die Stellung des Chinesen zu seinem Arzt.
Ein Chinese, der auf Reisen war und sich in einer fremden Stadt befand, fühlte plötzlich das Bedürfnis, einen Arzt aufsuchen zu müssen und zwar erkrankte er gerade in der Nacht, in der die Seelen aller verstorbenen Patienten sich vor dem Hause ihres Arztes versammelten. So kam es, dass vor den Türen aller Ärzte große Versammlungen von Seelen zu finden waren und der kluge Chinese hütete sich, einen von diesen Stümpern aufzusuchen, die den Tod so vieler Menschen verschuldet hatten. Endlich kam er zu einem Arzt, vor dessen Wohnung nur zwei tote Seelen standen und voll Vertrauen begab er sich in die Behandlung dieses Mannes. Am andern Tage erfuhr er, dass der von ihm gewählte Arzt erst seit zwei Tagen praktizierte!
Voll Verzweiflung reiste er Hals über Kopf ab in eine andere Stadt, in der er bessere Ärzte zu finden hoffte.


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