Freitag, 26. April 2024

Immer diese Verwechslungen

Im "Neuen Wiener Tagblatt", im "Bregenz/Vorarlberger Tagblatt" und im "Prager Tagblatt" konnte man folgende Artikel lesen, die etwas gekürzt und unserer Zeit angepasst wurden.

Anny Ondra, Max Schmeling

Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe) 11. April 1930
„Die Kaviarprinzessin.“
Wieder ein amüsantes Anny Ondra - Lustspiel. Dieses Mal spielt sie ein kleines Dorfmädel, das im Laden der Tante in Hinterstoder Heringe und andre Dinge verkauft, die der Mensch zu seinem Wohlergehen braucht. Ein junger Diplomat fährt in seinem eleganten Auto durch das Dorf und verliert in ihrem Laden seine Reisekarte nach Paris. Anna findet sie und benützt sie.
Im Schlafwagen trifft sie ihren Märchenprinzen wieder und bringt ihn in die ärgsten Situationen. Er gibt sie für seine Schwester aus und sucht sie in Paris möglichst schnell los zu werden. Dort findet sie einen neuen Gönner: den Negertenor, dessen Platten ihr in Hinterstoder ein Bild der erträumten, ersehnten Welt gaben. Durch seine Protektion wird sie Hotelstubenmädchen. Abermals begegnet sie dem jungen Diplomaten, der sie nicht loswerden kann. Und wieder bringt sie ihn in eine Situation, die beinahe seine Karriere kostet. Sie meint es so gut, aber in ihrer maßlosen Frechheit muss alles schief gehen. Schließlich wird sie per Schub nach Hinterstoder zurückgebracht aber der Märchenprinz kommt ihr nach, um sie zu holen. 
Diese frechen, kleinen Mädels, die vor nichts zurückschrecken, sind bereits Anny Ondras Spezialität. Der Regisseur erfindet immer neue Nuancen für sie, die ebenso originell wie lustig sind. So sieht sie zum Beispiel auf dem Koffer des Diplomaten die Aufschriften der Hotels; nun reißt sie von den verschiedenen Sardinen- und Käsebüchsen die Zettel und pickt sie auf den armseligen Korb; nur der große Schirm den sie trägt, ist ein Komiker für sich. Er verhakt sich in der Notbremse, reißt Leute um und führt so sein eigenes Leben. Diese Nuancen sind das beste an ihren Filmen. Sie machen sie lustig, ohne ins Groteske zu verfallen. Die langen Schlußszenen im Laden sind überflüssig. Leider hat Anny Ondra nicht den richtigen Partner. Er ist zwar hübsch, aber wenn er als Diplomat so begabt ist wie als Schauspieler, könnte man seiner Mission nicht viel Erfolg versprechen. Bis auf diesen Liebhaber wird ausgezeichnet gespielt. Siegfried Arno und Hans Mierendorf sind in kleineren Rollen wirklich gut.
Dr. H.H.

Übrigens: Anny Ondra war die Gattin von Boxlegende-Weltmeister Max Schmeling.

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Bregenzer/Vorarlberger Tagblatt 12. Februar 1925 
Von dem kürzlich verstorbenen Geheimen Medizinalrat Prof. Bumm wurde vor dem Krieg in Berlin eine heitere Anekdote erzählt: 
Bei einem Fest, das irgendein hoher Staatsbeamter veranstaltete, war eine Reihe namhafter Persönlichkeiten vereint und es war ebenso bequem wie 
selbstverständlich, dass die Herren sich gegenseitig selbst vorstellten. Und so schreitet denn im Schmuck seiner Orden, sporenklirrenden Schrittes ein General in großer Uniform auf den in einer Ecke stehenden Professor Bumm zu, machte eine kurze Verbeugung und sagte.- „Gestatten General der schweren Artillerie von Pollack.“ Der bekannte Mediziner erwiederte die Verbeugung kurz und sagte: „Bumm!"
Der General ist in hohem Maße erstaunt und wiederholt seine Vorstellung mit etwas kräftigerer Betonung: „Gestatten, General der schweren Artillerie von Pollack!" Und wieder lautet die Antwort kurz: „Bumm! Der General ist fassungslos und unternimmt mit nahezu wuterregter Stimme einen letzten Versuch, verneigt sich noch einmal ganz kurz und sagt wiederum: „Gestatten, General der schweren Artillerie von Pollack!" Professor Bumm kann sich die wiederholten Vorstellungen des Generals nicht gut erklären und antwortet auf diesen dritten Versuch ganz kurz ein paarmal hintereinander „Bumm, Bumm, Bumm"!
Höchst unwillig kehrt ihm der General den Rücken und wendet sich an den Gastgeber mit den Worten:„Sagen Sie einmal, Verehrter, was haben Sie für merkwürdige Leute hier zu sich geladen? Ich stelle mich da eben dem Herrn dort in der Ecke vor und jedes mal, wenn ich zu ihm sage: „General der schweren Artillerie von Pollack", dann antwortet dieser Herr „Bumm!" Ich finde das doch ein in hohem Maße merkwürdiges Betragen." Der Hausherr lachte laut auf und klärte das kleine Missverständnis auf: „Sie erlauben, Herr General, dass ich Ihnen hier Geheimrat Professor Bumm vorstelle."

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Papst Pius IX

Prager Tagblatt 19. Juni 1931
Der wundertätige Strumpf.

Von Papst Pius IX. erzählt ein früherer Sekretär, der heute mehr als 80jährige Monsignore Zonghi, folgende hübsche Anekdote: 
Ein schwer Gichtleidender hatte einen Priester aus der Umgebung des Papstes gebeten, ihm doch heimlich einen getragenen Strumpf Seiner Heiligkeit zu verschaffen, von dem er sich eine wundertätige Wirkung versprach. Der Priester wollte dem Leidenden einen Gefallen tun und besorgte einen Stumpf. Schon wenige Wochen darauf stellte sich der tatsächlich inzwischen völlig Geheilte dem Papst vor um ihm zu danken und um Verzeihung, des zu so gutem Zweck erfolgten Diebstahls, zu bitten. 
Der Papst, der selbst sehr von Gicht geplagt war, sagte aber nur lächelnd: „Ich möchte gern wissen, wieso Sie schon ein einziger Strumpf geheilt hat. Mir, der ich täglich zwei trage, nützen sie gar nicht."

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