Freitag, 10. Februar 2017

Mein Schulweg im Winter

Erinnerungen an die Schulzeit eines Mädchens in den 1930er Jahren:
"Der lange Schulweg, manchmal durch Meter hohen Schnee, Lawinen, Wildbäche, dort wo sich Fuchs und Henne -gute Nacht- sagen, das war oft ein Abenteuer für ein Mädchen mit damals sieben Jahren. Im Winter waren die Temperaturen wochenlang unter minus 20/30 Grad Celsius. Auf den Wimpern der Schulkinder bildete sich Raureif, der manchmal bis über die Augen fiel.
Wenn es Reif gab konnte man herrlich die steilen Hänge auf den Schuhen hinunter rutschen und den Weg abkürzen. Wir beherrschten das bestens und wetteiferten miteinander, wer die schönste Spur hinterließ. Es kam nicht selten vor, dass wir bis zu den Hüften im Schnee wateten. Der Erste in der Reihe, der die Spur machen musste, hatte es am anstrengendsten. Wir wechselten uns aber ab, damit nicht immer derselbe vorwaten musste. Wenn wir zur Schule kamen und bevor wir hinein gingen, drehten wir unsere Rock- und Hosensäcke um und leerten den Schnee aus. Wenn wir nach dem Unterricht wieder nach Hause gingen war der Weg oft wieder so verschneit, dass wir unsere Spuren nicht mehr erkennen konnten. Ich ging auch gerne bei Schneefall und es machte mir nichts aus durch die wirbelnden Schneeflocken zu gehen. Es war eine sonderbare Stille über dem Land. Die Flocken fielen leise  und so dicht, dass man stellenweise nichts als den Schnee unter den Füßen und die Flocken rundherum sehen konnte.Auf meinem Schulweg kam ich über eine große Wiese, da gab es eine Stelle, auf die von November bis Februar keine Sonne schien. Wenn es längere Zeit kalt war bildete sich dort ein Raureif, der von Tag zu Tag größer und schöner wurde. Auf dem Schnee waren ganz dichte, feine, glasklare Raureifblättchen. Wenn man mit der Hand über diese Blättchen streifte, dann klingelten sie wie lauter winzige Glöckchen. Wenn man über Wiesen mit dickem Raureif ging oder bei starkem Schneetreiben über Pulverschnee, dann hatte man das Gefühl man würde auf Federn gehen. Im Februar, wenn die Sonne diese Wiese erreichte, war es für uns das erste Anzeichen für den kommenden Frühling".

                                                       Winter im Stodertal









Der Frühling kündigt sich an

    

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