Die Artikel wurden etwas gekürzt und unserer Zeit angepasst.
Gioachino Rossini (geb.1792, gest.1868) Italienischer Komponist |
Prager Tagblatt 4. März 1906
Eine hübsche Rossini-Anekdote erzählt die Zeitung „Gaulois":Rossini kam eines Tages zu einem seiner Freunde, der in Auteuil wohnte und erklärte ihm, dass er notwendig 4000 Francs haben müsse. „Wenn Du mir sie verschaffen kannst," sagte er zu ihm, „dann will ich dem Gläubiger alle meine Anrechte auf meine neue Oper, an der ich schreibe, überlassen.
„Ist das die Oper, aus der du mir schon einzelne Stücke vorgespielt hast?"
„Ja, die ist es." „Du bist ja verrückt! Diese Oper wird dein Ruhm und Reichtum werden." „Aber ich muss unbedingt 4000 Francs haben und deshalb muss ich sie irgend wem verkaufen." Da erhob sich der Freund, öffnete eine Schublade, entnahm ihr 4000 Francs und gab sie Rossini. „Diese 4000 Francs, sagte er, „sind alles, was ich besitze, ich will sie dir leihen und aus dem Gewinn deiner neuen Oper wirst du sie mir wiedergeben."
„Aber wenn sie nun nicht 4000 Francs einträgt?"
„Sei ruhig, sie wird mehr eintragen." Die Oper, die Rossini in seiner Geldverlegenheit für 4000 Francs hatte verkaufen wollen, war „Wilhelm Tell" und brachte ihm mehr als eine Million ein,
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Der „zache" Papagei.
In ihrem „Zeitlosen Tagebuch" erzählt Marie Ebner von Eschenbach ihrem Vater die folgende Anekdote:
Ein österreichischer Kaufherr, der eine Reise nach Australien unternommen hatte, schickte von dort seinem in Wien lebenden Bruder einen ungewöhnlich schönen und gelehrigen Papagei.
Heimgekehrt, war eine seiner ersten Fragen:„Na, wie habt ihr denn meinen Papagei gefunden?" Eine kleine Verlegenheitspause trat ein, dann brachte die Hausfrau schonend hervor: „Ein bisserl zach war er halt."
„Zach"? — um Gottes willen, ihr habt ihn doch nicht gebraten und gegessen? Er hat ja vierzehn Sprachen gesprochen." Der Bruder schlug die Hände zusammen: „Jessas? warum hat er denn nix gsagt?"
„Zach"? — um Gottes willen, ihr habt ihn doch nicht gebraten und gegessen? Er hat ja vierzehn Sprachen gesprochen." Der Bruder schlug die Hände zusammen: „Jessas? warum hat er denn nix gsagt?"
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Leopold I, König von Belgien (geb.1790, gest.1865) |
Prager Tagblatt 20. Mai 1909
Eine Anekdote von Leopold I., König der Belgier, erzählt ein französisches Blatt.
Eine Anekdote von Leopold I., König der Belgier, erzählt ein französisches Blatt.
Der König verlässt den Palast und sieht an der Schlosstür den Wachposten, der gemütlich ein Stück Pflaumenkuchen verzehrt. „Woher stammst Du, mein Freund?" fragt der König. Der wackere Soldat sieht den König von der Seite an: „Sind sie aber neugierig!" Schließlich gibt er dem Fragenden Auskunft und erkundigt sich nun auch seinerseits: „Und sie, was sind Sie denn eigentlich. Wahrscheinlich Offizier!" „Jawohl." „Verabschiedet?" „Pensioniert; aber raten Sie, mit welchem Rang." „.Hauptmann?" „Nein, höher." „Major?" „Nein." „Oberst?" „Nein." „General?" Nein, noch höher." „Dann sind Sie wohl vielleicht der König selbst?"„Ja."
„Ach — dann halten Sie mir mal bitte meinen Kuchen, damit ich vor Ihnen salutieren kann ."
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