Sonntag, 8. Juli 2012

Fast ein Wunder


Kirche von Hinterstoder

In den 1970er Jahren war es für die Dame von Welt einfach selbstverständlich, eine Perücke zu besitzen und sie meist zu besonderen Anlässen auch zu tragen. Wahrscheinlich kam diese Mode, wie viele andere bis zum heutigen Tag, aus Amerikas Filmmetropole Hollywood. Wer wollte nicht so aussehen wie ein Filmstar?

In Hinterstoder sahen kundige Augen diese falsche Haarpracht hauptsächlich beim sonntäglichen Kirchgang und vorwiegend bei Gattinnen betuchter Ferienhausbesitzer. Eine dieser Damen bevorzugte bei der Sonntagsmesse mit ihrer Familie einen Sitzplatz ganz vorne am Chor. Die Messe verlief ganz harmonisch, bis zur Opferung. Damals kam der Mesner zum Absammeln mit einem samtenen roten Klingelbeutel, der auf einer ca. 2 Meter langen Stange montiert war, um auch die im hintersten Winkel befindlichen Opferwilligen erreichen zu können.

Als er nun am Chor den Klingelbeutel weit bis zu den vordersten Reihen hinstreckte, passierte ein Missgeschick. Der Beutel streifte die Perücke der Dame, das klingelnde Messingglöckchen am Beutel verhakte sich darinnen, zog die Perücke behutsam vom Kopf und die Haarpracht fiel kerzengerade in das Kirchenschiff hinunter. Zum Glück haben das nur ein paar Leute mitbekommen und die reckten sofort ihre Hälse um zu sehen, wo das haarige Stück hingefallen war. Als sie es sahen, konnten sie nur mit größter Mühe schallendes Lachen unterdrücken. Die Haarpracht fiel einem glatzköpfigen älteren Mann genau auf den Kopf, der erstaunt und erschreckt aufsah und gleich mit den Händen danach griff, um sie festzuhalten. Vielleicht dachte er sogar einen Augenblick lang, ein Wunder sei geschehen.

Zum Glück bekamen das aber nur ganz wenige Leute in der Kirche mit.

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