Dienstag, 30. Dezember 2014

Zum Jahreswechsel 2014 - 2015

Gesundheit, Glück, Zufriedenheit und die allerbesten Wünsche für 2015 allen Freunden des Stodertales.
Besonderen Dank an Rainer Remsing für seine administrative Unterstützung bei diesem Blog.
Allen die Beiträge zur Verfügung gestellt haben, ein herzliches Dankeschön.


Samstag, 27. Dezember 2014

Das Schlüsselwunder von Vorderstoder


In seinem Buch "Sagen und Märchen aus dem Stodertal" erzählt Gottfried Ramsebner die berühmte Geschichte vom Schlüsselwunder in Vorderstoder.

In den Jahren um 1642 betreute Pater Heinrich Otto Gassner vom Stift Spital/Pyhrn das Stodertal als Seelsorger.
Oft hat er unter widrigsten Bedingungen, er mußte bei jeder Witterung zu Fuß von Spital nach Vorderstoder gehen, in der Kirche den Gottesdienst gefeiert. Er war mit dem Stodertal und den Einwohnern so stark verbunden, daß er sogar mehrmals die Wahl zum Probst des Stiftes Spital ablehnte und dazu meinte: "Der Wanderstecken, mit dem ich den Weg nach Stoder gehe, paßt mir besser als der Hirtenstab des Probstes".
So kam es, daß er sich an einem finsteren Wintermorgen auf den Weg machte um in Vorderstoder die heilige Messe zu lesen. Lang und tief verschneit lag der Weg vor ihm. Mit all seinen Kräften kämpfte er sich durch die Schneemassen, denn er wußte die Kirchenbesucher erwarteten ihn. Als er endlich ankam wurde er von den Holzknechten, Bauern, Mägden und Knechten freudig begrüßt. Doch als er die Kirche aufschließen wollte mußte er feststellen, daß er den Schlüssel vergessen hatte. Die Gläubigen waren sehr enttäuscht, weil sie in der klirrenden Kälte standen und nun die Messe nicht gelesen werden konnte.
Aber Pater Heinrich Otto Gassner ermutigte die Kirchgänger, bat sie nieder zu knien und mit ihm zu beten, denn nicht die Messe allein zähle sondern der Glaube und die Aufrichtigkeit.
So beteten sie gemeinsam, innig und von ganzem Herzen und plötzlich sprang die Kirchentür auf.
Voll Dankbarkeit nahmen alle Platz und der Gottesdienst konnte gefeiert werden.

Das Schlüsselwunder von Vorderstoder ist im Linzer Dom in einem Fenster des linken Seitenschiffes dargestellt und kann dort besichtigt werden.

Dechant Heinrich Otto Gassner 1760

Fenster im Linzer Dom




Inszenierung des Schlüsselwunders  in  Vorderstoder durch
  Schuldirektor Rainer Schlesinger


Dienstag, 23. Dezember 2014

Weihnachtswünsche

Unseren Blog- Freunden in Nah und Fern wünschen wir ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest aus dem Stodertal.



Christmette 2014 in Hinterstoder




Samstag, 20. Dezember 2014

Von den Rauhnächten unserer Vorfahren


Die vier Rauhnächte sind am : 21. Dezember - Thomasnacht
                                                 24. Dezember - Heilige Nacht
                                                 31. Dezember - Silvesternacht
                                                   5. Jänner - Nacht vor Hl. 3 König

Möglichste Stille in der letzten Woche des Advents war strengstes Gebot. Das geschah wohl nicht aus Ehrfurcht vor dem nahen Weihnachtsfest, vielmehr aus Angst vor den Rauhnächten, denen man wundersame Ereignisse zuschrieb.
Ein Spruch besagte: Rauhnächt` san vier,
                                zwoa foast und zwoa dürr (2 fette und 2 magere).

In den mageren Rauhnächten (21. und 24.) durften weder Fleisch noch Fett gegessen werden.
Ob Rauhnacht von den "rauhen Nächten" oder von "räuchern" kommt ist unklar.
Frau Erika Neulinger schreibt in ihrem Buch über "Altes und neues Brauchtum im Stodertal":
Den Rauhnächten wurde eine besondere Schicksals- und Zukunftsahnung zugeschrieben.
Um das Schicksal günstig zu stimmen, hat man versucht, böse Geister durch Räuchern und Schießen ( Lärm) zu vertreiben.
Um etwas über die Zukunft zu erfahren, wurde früher in den Rauhnächten z. B. Blei gegossen, Hütlheben oder Pantoffelwerfen als Orakel befragt.
Blei gegossen wird heute auch noch.
Beim "Hütelheben" legte man unter neun Hüte bestimmte Gegenstände und diese hatten, wenn man sie aufdeckte, eine bestimmte Bedeutung.

Brot : - das tägliche Brot ist sicher                 Püppchen: - Kind
Schlüssel: - Haus wird erworben                    Geld: - Reichtum  
Ring: -  Hochzeit                                             Binkerl: - Wandern
Taschentuch: - Tränen                                     Leer: - Tod
Rosenkranz: - geistlicher Stand, Kloster.       ( Manchmal auch ein Kamm: - lausige Zeiten)

Bevor unter den Hüten die Gegenstände versteckt werden wird eine Person vor die Türe geschickt. Dann darf diese Person 3 Hüte aufheben. Dieser Vorgang wird drei mal wiederholt, wobei die Dinge vor jedem neuen Durchgang untereinander vertauscht werden. Wenn ein Symbohl  zweimal oder gar dreimal gezogen wurde, sollte das heißen, daß seine Bedeutung im kommenden Jahr in Erfüllung geht.

Beim Pantoffelwerfen setzen sich die Mädchen mit dem Rücken zur Stubentür und werfen einen Pantoffel über die Schulter in Richtung Tür. Schaute er in den Raum bedeutete es das man blieb, schaute er zur Tür, bedeutete es dass man das Haus verließ.



Dienstag, 16. Dezember 2014

Jeden Morgen werden die Schipisten präpariert

Zeitig in der Früh, bevor die Schifahrer die Pisten mit der Seilbahn erreichen können, werden schon die Hänge präpariert, damit die Gäste möglichst ideale Verhältnisse vorfinden. Siegfried Kniewasser hat diese Vorbereitungen fotografiert und für den Blog zur Verfügung gestellt. 









 
Wie eine Eintragung in der Chronik von Hinterstoder zeigt muß man in manchen Jahren länger auf den Schnee im Tal warten : "Am 19. Dezember 1901 wurden +20° C im Schatten gemessen. Es folgten seit menschengedenken die wärmsten Wintertage."

Dienstag, 9. Dezember 2014

"Ein Weihnachtsengel vor der Hinrichtung"

so titelte die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" eine Überschrift in ihrer Ausgabe vom 22.12.2012.
Im Untertitel hieß es: "Vor 70 Jahren wurde Libertas Schulze-Boysen hingerichtet. Sie kämpfte im Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Erinnerung an eine bemerkenswerte Frau".

Libertas Schulze-Boysen, geb. 20.11.1913, war die Enkelin von Fürst Philipp zu Eulenburg-Hertefeld, der Diplomat und einer der besten Freunde von Wilhelm II, dem deutschen Kaiser war. Die Familie residierte auf Schloß und Gut Liebenberg ca. 60 km nördlich von Berlin und hat auch in Hinterstoder Besitzungen.
Aus dem Familienbesitz in Hinterstoder ist mittlerweile die "Eulenburg-Hertefeldsche Stiftung" geworden.
Im Juli 1936 heiratete Libertas, die damals Pressereferentin der Filmproduktion Metro-Goldwyn- Mayer war, den Offizier im Reichsluftfahrtministerium Harro Schulze-Boysen. Als die Politik und die Judenverfolgung des Nationalsozialismus immer deutlicher erkennbar wurden, formierte sich um Schulze-Boysen die Gruppe "Rote Kapelle", die gegen den Nationalsozialismus Widerstand leistete. Die Gruppe flog auf und Libertas und Harro Schulze Boysen sowie viele Mitverschwörer wurden am 22.12.1942 in Berlin hingerichtet.

Am 22.12.1942 schrieb Libertas den folgenden Abschiedsbrief an ihre Mutter:

Meine unbeschreiblich geliebte Mutti!

Da ich bereits in einem Traum lebe, aus dem ich glücklich wie ich bin, zu keiner grausamen Wirklichkeit mehr erwachen muss, fallen mir Worte schwer. Du bist im Herzen bei mir, ach, könnte ich Dich doch ganz mitnehmen, um Dir das Leid zu sparen, das ich überwunden habe. Es kam rasch und unerwartet, aber die Stunden vor Gericht und jetzt noch und dazwischen waren so groß, dass ich fühlte Größeres gibt es nicht mehr.....Ich bleibe jung in Euren Gedächtnis....Ich brauche nicht mehr zu leiden. Ich darf sterben wie Christus starb: Für die Menschen! Ich durfte nochmals alles und mehr erleben, was Menschen überhaupt erleben können. Und - da niemand vor der Erfüllung seiner Aufgabe stirbt - so konnte ich, aus dem Zwiespalt der Natur heraus, eben nur durch dieses Sterben zur großen Leistung kommen.....Ich liebe die Welt, ich habe keinen Hass, ich habe den ewigen Frühling! Gräm Dich nicht um Dinge, die vielleicht noch hätten getan werden können, um dies und das - das Schicksal hat meinen Tod gefordert. Ich habe ihn selbst gewünscht...... Ich habe als letzten Wunsch gebeten, dass man Dir meine "Materie" überlässt. Begrabe sie wenn es geht, an einem schönen Ort mitten in der sonnigen Natur.....So , mein Liebling, die Stunde schlägt.
In unendlicher Nähe und Freude - alle Kraft und alles Licht....
                                                                                                                   Dein Kind

Aus : "Ein Schloss in der Mark Brandenburg" von Wend Graf zu Eulenburg-Hertefeld

Libertas Schulze-Boysen

Harro und Libertas Schulze-Boysen

Das Urteil: Die mit einem Kreuz gekennzeichneten Personen wurden hingerichtet.

Briefmarke aus der DDR 1982

Das Jagdhaus der Familie Eulenburg-Hertefeld in Hinterstoder





   

Dienstag, 2. Dezember 2014

Von den Anfängen der Stodertaler Tourismuswerbung


Bis ungefähr zur Mitte des 19. Jhdt. war das Stodertal ein einsames, abgelegenes Bergtal, das nur von wenigen Fremden besucht wurde. Hauptsächlich ist es drei Personen, nämlich dem Lehrer Josef Angerhofer, (geb.1860, gest.1947), dem Erholungsheimbesitzer Georg Julius Schachinger, (geb.1866, gest.1925) und dem Maler Edward Theodore Compton, (geb.1849, gest.1921), zu danken, daß dieses versteckte Tal von Gästen entdeckt wurde.
Der Lehrer und spätere Schuldirektor von Hinterstoder Josef Angerhofer begann 1881 hier zu unterrichten. Bereits 1890 erschienen seine ersten Broschüren "Prielkreuzblätter" und später "Das Stodertal", die dazu beitragen sollten, Gäste auf das Stodertal aufmerksam zu machen. Ein Satz aus seinem Vorwort: "Vorliegendes Büchlein entsprang der Liebe zum Ort, zur bescheidenen Orientierung für Naturfreunde, sowie es auch als schwacher Widerhall der Bestrebungen der Behörden bezüglich Hebung des Fremdenverkehres im schönen Oberösterreich gelten möchte."
Dieses Heft wurde alle paar Jahre aktualisiert, wurde durch Inserate von Beherbergungsbetrieben finanziert, gab den Gästen Wandervorschläge und berichtete über Aktuelles und Geschichtliches aus dem Stodertal. Angerhofer schrieb aber auch Theaterstücke, komponierte und war einer der Ersten der das Stodertal fotografisch dokumentierte. Seine Fotos wurden oft auch in Linzer Zeitungen veröffentlicht. Viele Jahre hindurch verfaßte er für Sterbebilder Verse auf denen er das Lebenswerk des jeweils Verstorbenen beschrieb.
Der Linzer Kaufmannssohn Georg Julius Schachinger, ein begeisterter Bergsteiger und Amateurfotograf, kam schon in Jugendjahren mit seinen Eltern in das Stodertal und verbrachte von da an oft seine freien Tage im Gebirge. 1900 erwarb er die Villa "Erika" am Ortseingang nach Hinterstoder und ein Grundstück auf der gegenüberliegenden Talseite. Dort entstand das Erholungsheim "Prielkreuz". Mit seiner Schweizer Ehegattin Clara und deren Verwandtschaft bewirtschaftete er die beiden Gebäude als Beherbergungsbetriebe für Urlaubsgäste. Das Haus "Prielkreuz" wurde als Erholungsheim nach Schweizer Vorbild ausgestattet. Neben einer großen Terrasse zum Sonnenbaden gab es Möglichkeiten zur Gartenarbeit, eine Dunkelkammer für Fotoausarbeitung, eine Tischlerei zum Basteln usw.
Besonders die Terrasse zum Sonnenbaden war dem Pfarrer Lehner ein Dorn im Auge, denn er befürchtete durch das hüllenlose oder nur leicht bekleidete Liegen in der Sonne eine Brutstätte der Unmoral.
Georg Julius Schachinger und Josef Angerhofer die befreundet waren und auch oft gemeinsame Bergtouren unternahmen, fotografierten die Schönheiten des Stodertals und des Toten Gebirges und dokumentierten es im Bild. Diese Bilder, die in vielen Zeitungen erschienen, rückten das Stodertal in das Bewußtsein der Öffentlichkeit und machten auf die Naturschönheiten aufmerksam.
Bei seinen Bergtouren, vermutlich in der Schweiz, lernte G.J. Schachinger den englischen, in Deutschland lebenden Maler Edward Theodore Compton  kennen und lud ihn nach Hinterstoder ein. Das Bergsteigen und Dokumentieren der Landschaft, der eine mit der Fotografie, der andere mit der Malerei, verband beide mit einer bis zum Tod anhaltenden Freundschaft. Compton, der sich als Gebirgs-. und Landschaftsmaler schon einen festen Platz in den Kunstgalerien geschaffen hatte, wurde durch Schachinger noch weiter gefördert, weil er Ausstellungen mit Gemälden und Fotos hauptsächlich in Österreich, Deutschland und der Schweiz organisierte. Die Bilder, die im Stodertal und Toten Gebirge entstanden dienten natürlich auch dazu Gäste zu werben.
Einen kräftigen Aufschwung im Tourismus brachte der 1906 eröffnete Bosrucktunnel, der den Verkehr mit der Bahn erheblich beschleunigte. 1889 ließ der k. k.(kaiserlich,königliche) Hofbaumeister Johann Schieder den kleinen Lahnteich vergrößern und schuf damit den Schiederweiher, der zu den schönsten Fotomotiven gehört die man in Österreich finden kann.

Josef Angerhofer ca. 1890

Broschüre für Gäste

Josef Angerhofer links ca. 1920

Georg Julius Schachinger ca. 1900

Georg Julius Schachinger ca.1920

Villa Erika


Schachingers Erholungsheim "Prielkreuz"

E.T.Compton ca. 1880