Dienstag, 9. Dezember 2014

"Ein Weihnachtsengel vor der Hinrichtung"

so titelte die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" eine Überschrift in ihrer Ausgabe vom 22.12.2012.
Im Untertitel hieß es: "Vor 70 Jahren wurde Libertas Schulze-Boysen hingerichtet. Sie kämpfte im Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Erinnerung an eine bemerkenswerte Frau".

Libertas Schulze-Boysen, geb. 20.11.1913, war die Enkelin von Fürst Philipp zu Eulenburg-Hertefeld, der Diplomat und einer der besten Freunde von Wilhelm II, dem deutschen Kaiser war. Die Familie residierte auf Schloß und Gut Liebenberg ca. 60 km nördlich von Berlin und hat auch in Hinterstoder Besitzungen.
Aus dem Familienbesitz in Hinterstoder ist mittlerweile die "Eulenburg-Hertefeldsche Stiftung" geworden.
Im Juli 1936 heiratete Libertas, die damals Pressereferentin der Filmproduktion Metro-Goldwyn- Mayer war, den Offizier im Reichsluftfahrtministerium Harro Schulze-Boysen. Als die Politik und die Judenverfolgung des Nationalsozialismus immer deutlicher erkennbar wurden, formierte sich um Schulze-Boysen die Gruppe "Rote Kapelle", die gegen den Nationalsozialismus Widerstand leistete. Die Gruppe flog auf und Libertas und Harro Schulze Boysen sowie viele Mitverschwörer wurden am 22.12.1942 in Berlin hingerichtet.

Am 22.12.1942 schrieb Libertas den folgenden Abschiedsbrief an ihre Mutter:

Meine unbeschreiblich geliebte Mutti!

Da ich bereits in einem Traum lebe, aus dem ich glücklich wie ich bin, zu keiner grausamen Wirklichkeit mehr erwachen muss, fallen mir Worte schwer. Du bist im Herzen bei mir, ach, könnte ich Dich doch ganz mitnehmen, um Dir das Leid zu sparen, das ich überwunden habe. Es kam rasch und unerwartet, aber die Stunden vor Gericht und jetzt noch und dazwischen waren so groß, dass ich fühlte Größeres gibt es nicht mehr.....Ich bleibe jung in Euren Gedächtnis....Ich brauche nicht mehr zu leiden. Ich darf sterben wie Christus starb: Für die Menschen! Ich durfte nochmals alles und mehr erleben, was Menschen überhaupt erleben können. Und - da niemand vor der Erfüllung seiner Aufgabe stirbt - so konnte ich, aus dem Zwiespalt der Natur heraus, eben nur durch dieses Sterben zur großen Leistung kommen.....Ich liebe die Welt, ich habe keinen Hass, ich habe den ewigen Frühling! Gräm Dich nicht um Dinge, die vielleicht noch hätten getan werden können, um dies und das - das Schicksal hat meinen Tod gefordert. Ich habe ihn selbst gewünscht...... Ich habe als letzten Wunsch gebeten, dass man Dir meine "Materie" überlässt. Begrabe sie wenn es geht, an einem schönen Ort mitten in der sonnigen Natur.....So , mein Liebling, die Stunde schlägt.
In unendlicher Nähe und Freude - alle Kraft und alles Licht....
                                                                                                                   Dein Kind

Aus : "Ein Schloss in der Mark Brandenburg" von Wend Graf zu Eulenburg-Hertefeld

Libertas Schulze-Boysen

Harro und Libertas Schulze-Boysen

Das Urteil: Die mit einem Kreuz gekennzeichneten Personen wurden hingerichtet.

Briefmarke aus der DDR 1982

Das Jagdhaus der Familie Eulenburg-Hertefeld in Hinterstoder





   

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