Freitag, 30. Dezember 2016

Lausbubenstreiche

Erinnerungen einer Schülerin an die Schulzeit vor rund 100 Jahren:
"Unser alter Pfarrer war ein gütiger Mann, trotzdem gelang es manchen Buben ihn zur Weißglut zu bringen. Einmal mußte der Gustl als Ministrant einspringen und unserem Pfarrer bei der Sonntagsmesse dienen. Nach der Messe, in der Sakristei, drehte sich der Pfarrer um und gab dem Gustl links und rechts eine Ohrfeige. Er hatte nämlich in den Weihrauchkessel, den er schwenkte, aus reinem Interesse, versuchsweise ein paar Stückchen Radiergummi dazu gegeben. Der Geruch, der dem Weihrauchkessel entströmte, passte wirklich nicht zur feierlichen Sonntagsmesse empfand der gütige alte Herr Pfarrer.
In unserer Schulzeit unterrichtete auch einige Zeit ein hartherziger, jähzorniger Lehrer. Seiner Meinung nach waren manche Schüler Trottel und Idioten. Ein paar Buben in den letzten Klassen waren wirklich die reinsten "Rotzlöffel". Einige Buben rauchten heimlich und das war für den Lehrer ein ganz furchtbares "Verbrechen". Wenn sie erwischt wurden schlug ihnen der Lehrer mit dem Rohrstaberl auf die Finger. Dabei sagte er: "Brennts schon? Brennt die Zigarette schon?" Mancher krümmte sich vor Schmerzen wie ein Wurm, wenn er ihn am Haaransatz über dem Ohr  hochzog.

Im Winter bei einem Schikurs haben sich die Buben an ihm gerächt. Wir waren in einer Schihütte untergebracht wo auch Ausflügler zu Gast waren. Der Lehrer hatte ein Einzelzimmer. An einem Abend montierten die Buben von der Aborttüre den Pappendeckel mit "OO" (WC) ab und befestigten das Schild mit 2 Reißnägel an seiner Zimmertür, die man nicht abschließen konnte. Am nächsten morgen war er ganz verstört, weil in der Nacht Leute in sein Zimmer stürzten, die Hose herunter rissen und er sie nur mit Mühe daran hindern konnte, die Notdurft in seinem Bett zu verrichten.
In der Schule strichen diese "Musterschüler" aus der oberen Klasse einmal Senf auf den Kathederstuhl des Lehrers. Als er sich darauf setzte schrie ein Schüler laut, dass dem Herrn Lehrer etwas passiert sei. Der griff sich sofort an sein Hinterteil und spürte die gelbbraune Masse auf seinen Fingern. Er rannte sofort hinaus und kam bald wie ein wild gewordener Stier zurück. Die ganze Klasse musste Unmengen  von Strafaufsätzen schreiben, nachsitzen und die vermutlichen Sünder mussten auf der letzten Bank, der "Eselsbank", sitzen. Da die Schule gleich neben dem Friedhof war gab es noch eine Steigerung der Strafe. Der böse Bub wurde eine Stunde in die Totenkammer, dort wo die Aufbahrungen statt fanden, eingesperrt. Manchen machte das wenig aus.
Mit ihrer Schleuder schossen sie "Apfelputze" (das Kerngehäuse der Äpfel) auf den Lehrer".





Freitag, 23. Dezember 2016

Erinnerungen an das Schifahren in den 1930er Jahren.

Eine damalige Schülerin erinnert sich an diese Zeit zurück.
"Unsere Schier waren lange Eichenbretter. Die Lauffläche war das blanke Holz und befestigt wurden diese Bretter mit einer Riemenbindung an den Schuhen. Wir Kinder fuhren überall hinunter. Wenn es einen Hohlweg hinunter ging konnten wir keine Schwünge machen und mit der Bindung aus Riemen und den glatten Holzflächen ohne Stahlkanten ging das nicht so leicht. Wenn es zu schnell wurde gab es nur eine Möglichkeit. Wir bremsten mit den Stecken, die wir zwischen die Beine nahmen.
Wenn der Schnee feucht war, klebte er auf dem blanken Holz und bildete einen dicken Belag.
Wir haben die Schi mit Kerzenwachs und Parafin eingewachselt.
Anfangs benützte ich meine Schier nicht als Sportgerät sondern als Fortbewegungsmittel. Meine Fahrweise war dementsprechend. Damals wußten wir noch nichts von Pisten, Stahlkanten und Sicherheitsbindung. Alles was wir wußten war, daß das Schifahren eine einzige Freude und der Schnee ein wunderbares Geschenk des Himmels war. Mein älterer Bruder lernte mir den Telemarkschwung und den Christianschwung. Vom Gegenschulterschwung und Fersenschub hörte ich erst später in Schikursen. Bei meiner Schwester sind alle Bemühungen, ihr Schifahren zu lernen, fehl geschlagen. Ein einziges Mal schaffte sie es bei einem Bruder mitzufahren. Sie stellte sich auf seine Schi und hielt sich bei ihm fest. Diese Fahrt endete nach einem kurzen Stück mit einem Fiasko. Sehr zum Vergnügen von uns Zuschauern.
Manchmal lösten sich die Schier mit der einfachen Riemenbindung von den Füßen und machten sich selbstständig. Wir mußten sie dann unten am Abhang in den Schneewehen zwischen den Bäumen suchen.
Für die Schüler wurde von der Volkschule Hinterstoder auch ein Abfahrtslauf ausgetragen.
Zum Start vom "Sturm" weg hatten sich 14 Teilnehmer gemeldet. Ich war mit 10 Jahren die Jüngste und auch die Dünnste von allen. Nach einem zähen Aufstieg, bei dem uns der scharfe Wind die Eisnadeln in das Gesicht warf, erreichten wir den Start.
Ich stand ganz links in der Reihe und rechts von mir stand der Toni. Wir mußten alle auf ein Signal hin gleichzeitig losfahren und wer als erster das Ziel erreichte, hatte gewonnen. Ich war voller Angst und Startfieber. Dann ging es los und wir starteten. Wer wird als erster unten sein? Der Anführer schrie "aufpassen!" Ziel war die Wiese beim alten Feuerwehrdepot. 1-2-3-los. Alle 14 zischten wir durch den flockigen Pulverschnee in den Steilhang hinein. Der Wind warf mir eine Schaufel Schneeflocken in das Gesicht. Ich sah nichts als Schnee und hörte nur die Stimme von Willi: "Lass es laufen, lass es rauschen..." Dann lag er schon in einem Schneeloch und ich habe ihn erst am Nachmittag bei der Preisverleihung wieder gesehen.

Gewonnen hatte den für die damaligen Verhältnisse schweren Abfahrtslauf der Ludwig. 2. wurde der bärenstarke Toni und 3. wurde trotz aller Angst ich".



Dienstag, 20. Dezember 2016

Veranstaltungen in Hinterstoder

Diese Übersicht über die nächsten Veranstaltungen in Hinterstoder hat Julia Körber von der Gemeinde  zur Verfügung gestellt:






Freitag, 16. Dezember 2016

Wenn Kinder in der "guten alten Zeit" zur Welt kamen

"Wenn wir in die so genannte "gute alte Zeit" zurückblicken, werden wir schnell sehen, daß
es uns noch nie so gut gegangen ist wie jetzt, in unserer Zeit", sagt ein ehemaliges Schulmädchen wenn es an ihre Jugend in den 1930er Jahren zurückblickt.
"Das begann schon bei der Geburt. Wenn im Stodertal vor rund 80 oder 100 Jahren ein Kind geboren wurde, hatte es bestimmt 10 oder noch mehr Geschwister. Geburtenkontrolle und Verhütung gab es nicht.  Wenn ein Kind oder ein paar Kinder starben, war das weiter nicht so schlimm, weil die Familie immer noch genug Nachwuchs hatte. Damals bekam die Wöchnerin nach der Geburt eine Kindlbettsuppe. Das waren in Leinöl geröstete Semmelschnitten. Darüber kam ein Eidotter mit Salz und Muskatnuß. Dann wurde Kamillentee darüber gegossen. Für die Wöchnerin war das eine Spezialität, die sie drei Tage lang zu essen bekam. Sonst aß sie nichts. Die neu geborenen Kinder wurden in einen Wickelpolster gesteckt, ein so genanntes Steckkissen. Die Hände des Kindes wurden gerade an den Körper gelegt und das Kind einbandagiert. Nur der Kopf schaute heraus. Das Kind wurde so fest eingebunden, dass man es fast hinstellen konnte. Die Hände und Füße wurden eingewickelt, damit das Kind gerade Glieder bekommt, so sagte man. Damals gab es eine sehr hohe Kindersterblichkeit und es kam oft vor, dass von 10 oder 15 Kindern nur 4 oder 5 überlebten. Viele Kinder starben bald nach der Geburt oder als Kleinkinder. Oft waren Ernährungs- und Pflegefehler schuld. Manche Frauen konnten sich nicht die Zeit nehmen das Kind zu stillen. Viele Kinder wurden mit Mehlkoch gefüttert. Mehl und Milch wurden aufgekocht und den Brei bekamen die Kinder zum essen. Manche besorgte Mütter glaubten Ziegenmilch sei das Beste für den Säugling. Aber das war noch schlimmer als Kuhmilch, weil sie zu eiweißreich und fett war und dadurch zu Darmstörungen führte. Erst später kam Reisschleim auf, der verträglicher war. Allerdings konnten sich viele den Reis nicht leisten. Wenn ein Kind schrie wurde ihm der "Zuzel" gegeben um es zu beruhigen. Der "Zuzel" war ein Leinenfleckchen in das ein Zuckerstückchen eingewickelt war. Das tauchte man in Rum oder Schnaps und gab es den Babys. Damit wurden die Kinder betäubt, schliefen lang und die Mutter konnte in Ruhe arbeiten.
Viele Kinder hatten Rachitis. Der Grund war Vitaminmangel. Gleich am 1. oder 2. Tag nach der Geburt wurden die Kinder getauft, damit sie, wenn sie nicht überlebten, nicht als Heiden sondern als Christen sterben.
Auch die Kindesmutter starb oft bei der Geburt. Das nächste Krankenhaus oder der nächste Arzt waren viele Stunden entfernt, so daß man Hilfe nur in äußersten Notfällen  herbei holen konnte und die kam meistens zu spät. Bei Komplikationen konnte die Hebamme nicht helfen und wartete oft auf gut Glück sehr lange zu. Die Einlieferung zum Krankenhaus oder zum Arzt erfolgte meist mit einem Pferdefuhrwerk und das dauerte viel zu lange".







 
Leere große Regentonnen wurden als "Gehschulen"
für Kleinkinder verwendet. Hier verbrachten sie
oft den ganzen Tag weil sie nichts anstellen konnten.