Freitag, 9. Dezember 2016

Leinenstoffe für die Bauernhäuser

Vor rund 100 oder mehr Jahren, wurde in den Bauernhäusern im Stodertal fast alles was man zum Leben brauchte selbst hergestellt. Auch das Leinen, das man zu Stoff verarbeitete.
Der Flachs, das Haar oder der Lein wie man es nannte, wurde folgendermaßen bearbeitet:
Zunächst zog man die Flachspflanzen mit samt den Wurzeln aus dem Boden. Das nannte man "Haar fangen". Dann legte man die Pflanzen gebündelt in die Hauslache (kleiner Teich), das hieß "das Retzn". Dann legte man die Pflanzen in kleinen Büschchen auf die Wiese zum Trocknen auf. Das war das "Broatn" (ausbreiten). Um den Flachs brüchig und hart zu machen wurde er im Dörrofen geröstet und in der "Haarstube" verarbeitet. Die "Haarstube" war wegen der Feuergefahr etwas abseits vom Bauernhof gelegen.
Wenn der Flachs trocken war konnte man ihn "riefeln". Durch das Ziehen über eiserne, aufrecht stehende Zinken streifte man die Samenkapseln von der Pflanze. Aus den ölhaltigen Samen wird das Leinöl gewonnen. Der nächste Schritt in der Verarbeitung war das "Brecheln" und "Schwingen". Alle Verunreinigungen wurden entfernt und übrig blieb in Strähnen das "Werg", das noch einmal über einen Nagelstock gezogen und gereinigt wurde. Das feine Haar wurde nun für die Spinnrocken gebündelt. Das grobe Haar verwendete man für Stricke zum Binden der Bäume oder zum Verstopfen von Löchern in der Hauswand.
Traditionell hat man mit dem "Spinnen" zu Weihnachten begonnen. Das grobe Material wurde zur Herstellung von Stricken verwendet. In Bauernhäusern wurden oft und viele Stricke gebraucht. Das feine Haar wurde zu Tischtüchern, Leintüchern und Frauenkleidern verarbeitet. Ursprünglich war das Leinen braun und wurde erst mit der Zeit durch waschen und bleichen weiß.
Die Hosen und Janker (Röcke) der Männer wurden oft auch aus Hanfgewebe hergestellt. Leder aus Rinder oder Schafhaut wurde auch selbst gemacht und war dementsprechend steif.

Flachsbrechel

Riffelkamm

Flachsriffel


Spinnen

Spinnrad


                                              Flachsbearbeitung in den 1920er Jahren




Modekatalog ca.1880

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