Dienstag, 17. November 2015

Gevatterbitten, bäuerliches Brauchtum

Zum wichtigsten Brauch bei der Geburt eines Kindes in der Bauernfamilie gehörte das "Gevatterbitten", das Bitten , die Patenschaft bei der Taufe des Kindes zu übernehmen.
Dazu ging der Vater oder, bei großen Bauern, der Moar (der erste Knecht) im Sonntagsgewand mit einem Taufstecken, einem Haselstecken, auf den ein Blumenbuschen gebunden war, zum Hof des ausgewählten, angehenden Paten. Dieser wurde vor das Haus gerufen, aber nach den bäuerlichen Höflichkeitsregeln war es nicht möglich, gleich mit dem eigentlichen Grund des Besuches zu beginnen.
So fing z.B. der Gevatterbitter an: "Jetzt hab ich mich vergangen im Nebel und im Jammer. Bin ich jetzt bei der intern (unteren) oder bei der oberen Hütten?" Aber bald fuhr er fort:

"Jetzt wär ich da  ins Gevatterbitten.
In der (z.B.) Vorderramseben haben`s an Heiden im Haus.
Die Vorderramsebnerleut lasserten recht schön bitten,
wann`s ihr ihnen machert`s einen Christen daraus".

Nach dieser Einleitung trat er in die Stube und begann noch einmal. " Ich kummert Gevatterbitten für die Vorderramsebner". Danach nahm er bei Tisch Platz und unterhielt sich mit dem Bauern, während die Bäurin "Eier in Schmalz" mit Most servierte.

Während des Essens erfolgte die Zusage. Die Patenschaft mußte immer angenommen werden, denn das "Kindlheben" durfte niemand abschlagen, weil, so sagte man, sonst großes Unglück auf das Haus geladen wird.

Für eine Bauernmagd mit ledigem Kind galt der Spruch."Lieber weniger (oder gar kein Geld) als beim Essen keinen Platz". (Keinen Platz für das Kind, wenn es am Hof nicht geduldet wurde)

Magd mit Kind ca. 1915

 Der kleine Oliver, mit zünftiger Lederhose, wird von
 Pfarrer Dr. Hackl 2010 getauft 

  

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