Freitag, 11. November 2016

Wenn ein Schwein geschlachtet wurde

Erinnerungen an die Kindheit in einem Stodertaler Bauernhof  in den 1930er Jahren.
"Wir waren 2 Mädchen und 2 Buben im Alter zwischen 7 und 14 Jahren und wuchsen vor rund 70 Jahren in einem kleinen Bauernhof im Stodertal auf.
Wir Kinder waren mit den Tieren sehr verbunden. Die Kühe hatten alle einen Namen und sie hörten auch darauf. Wenn die Schweine in das Freie gelassen wurden und sich auf der Wiese wälzten wurden sie von uns am Hals gekrault und grunzten vor Vergnügen.
Man kann sich vorstellen wie schrecklich es für uns war, wenn eine Sau geschlachtet werden mußte.. Wenn sich Schweine auch im Dreck wälzten, war es doch lieb anzuschauen, wie sich das Mutterschwein um ihre kleinen Ferkel kümmerte. Als ich das zum ersten Mal sah, saugten 12 kleine Schweinchen die Milch aus der Mutter und ich konnte über den friedlichen Anblick nicht genug staunen. Die Alte blieb ruhig liegen und die Kleinen schliefen alle ruhig nach dem Trinken ein.
Das Schweine schlachten war furchtbar. Damals wurden die Tiere nicht betäubt sondern einfach niedergeworfen und mit einem großen, langen Messer in den Hals gestochen. Das arme Schwein schrie, röchelte und zuckte am ganzen Körper. Dann wurde es in einen großen Trog gelegt und mit Pech und Asche, dem "Saupech" eingerieben und mit einer Kette bearbeitet, so lange herumgedreht und gezogen bis alle Borsten weg waren. Auch die allerletzten Borsten und Haare mußten entfernt werden.
Wenn der "Sauabstecher" zu uns kam haben sich meine Geschwister und ich sofort im Bergwald versteckt. damit wir das Schreien nicht hören mußten. Aber oft hörten wir trotzdem die Todesschreie bis zu uns auf den Berg herauf.
Nach dem Schlachten wurde das Blut in einem Eimer aufgefangen. Großmutter rührte ständig im Eimer damit das Blut nicht stockte und klumpig wurde. Davon wurden später die "Blunzen" (Blutwürste) gemacht.
Nach dem Schlachten bekamen alle  heißen Tee mit Rum oder Zwetschkenschnaps zum Aufwärmen.

Dann wurde das Schwein auf einem Holzschragen auf 2 Holzstützen aufgehängt, in der Mitte auseinander geschnitten und das Fleisch in verschiedene Teile zerhackt".






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