Freitag, 5. Juli 2019

Auf welche Weise ein unschuldiges Häschen dem Jäger eine Nase drehte.

Von einem großem Glück für ein Häschen, bei einer Jagd im Jahr 1867, berichtete die "Gemeinde-Zeitung". Der Text wurde geringfügig geändert und unserer Zeit angepasst.



Vor einigen Tagen hielt der Eigentümer eines ausgedehnten Jagdgebietes ein paar Hasentriebe ab und Jäger Jörgl, der auch weiß wo man zu Schuss kommt, hatte ganz richtig kalkuliert, denn bald heulten die Hunde auf und schon von Ferne sah er das Häschen, einen Waldzaun entlang, die Richtung nach ihm zu nehmen. „Nu, der kommt mir auch einmal schön,“ dachte sich Jörgl und machte sich schussfertig.- Was ist das? Der Hase, der doch nicht mehr abweichen konnte, ward auf einmal unsichtbar. Dies dauerte aber nicht lange, denn plötzlich sieht er, etwa 100 Schritte von sich, wie der Hase bei einer Staude am Zaun pfeilgrad in die Höhe springt und zurückschnellt. Das sonderbare Hasen-Manöver wiederholte sich und Jörgl verzog seine Miene zu einem ironischen Lächeln, denn er, der alte Jäger, sah bald, dass der Hase in eine Schlinge geraten war. Nun gehörst du aber auch ganz gewiss mein,“ dachte Jörgl wieder und eilte der Staude zu, denn die Hunde liefen schon herbei um den Hasen abzunehmen? - aus der Schlinge schießen? - oder was sollte Jörgl tun und wie die Beute dann deklarieren? Im Schicksalsbuch des Hasen war es anders beschlossen, als Jörgl dachte. Kaum noch 20 Schritte entfernt machte das Häschen einen verzweifelten Sprung, die Schlinge musste der Kraft nachgeben, der Hase kam los und „das Ding“ ging schon einmal dem guten Jörgl zu unerwartet und zu schnell, er konnte keinen Schuss mehr abgeben.

Ein Specht, der von einer hohen Lärche aus den stillen Beobachter machte, beschloss das Jagdmalheur des Jäger Jörgl auszuposaunen und so hat es denn auch seinen Weg in die „Gemeinde-Zeitung“ gefunden. In einem Postskript (Nachsatz) erzählte noch der lose Specht: Als das Häslein aus dem Schussbereich war, machte es gegen Jörgl gewandt ein „Mandl“ und mit den Vorderläufen eine Bewegung, die ganz einer „langen Nase“ gleichsah.
Jörgl brütet seitdem auf Rache und will nicht eher ruhen, bis er gerade diesem Häschen ein´s auf´s Fell gepfeffert hat. Ob er es wohl wieder erkennen wird?


Gemälde von Albrecht Dürer (geb.1471 in Nürnberg, gest.1528 in Nürnberg)

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