Freitag, 15. April 2022

Die Geschichte wie unser Herrgott den Russen erschuf und über den gallischen Hahn.


Im "PilsnerTagblatt" am 5. August 1906 und am 7. Januar 1915 konnte man folgende Anekdoten lesen.
Die Artikel wurden etwas gekürzt und unserer Zeit angepasst.

Wie unser Herrgott den Russen erschuf. 

Bekanntlich sind die armenischen Händler, die alljährlich zu vielen Hunderten, meist mit einem Bündel unter dem Arm, die russischen Jahrmärkte überschwemmen, sehr listige und verschlagene Gesellen, die über eine erstaunenswerte Beobachtungsgabe verfügen und namentlich für die kleinen Schwächen ihrer Mitmenschen ein offenes Auge haben. Diese Eigenschaften kommen oft treffend in ihren Erzählungen und Anekdoten zum Ausdruck.

Vor einigen Jahren, es war auf der großen Herbstmesse in Nischni-Nowgorod, nahm ich mir, so erzählt ein Mitarbeiter der Zeitung, einen dieser Burschen zum Führer. Als er von mir hörte, dass ich kein Russe, sondern ein „Ausländer" sei, fragte er mich plötzlich mit verschmitztem Gesicht:
„Herr, Du bist doch ein Studierter, weißt Du aber auch, wie unser Herrgott den Russen erschuf?"
„Nein, erzähle!" „Nun, das war so. Eines Tages ging unser Herrgott mit Christus zusammen über Land. Da er gerade guter Laune war, meinte er: „Weißt Du, Christus, wir haben den Juden, den Griechen, den Armenier erschaffen eigentlich sollten wir nun auch noch den Russen machen."
Christus hatte jedoch Bedenken. „Väterchen," sagte er, „ich bitte Dich, lass das lieber sein; wir werden schließlich nur noch Unannehmlichkeiten haben."
„Ach, was denn," machte der liebe Herrgott und sprach sein Schöpfungswort.... Aber kaum stand der Russe vor ihnen, so herrschte er sie auch schon an:
„Halt! Wo sind Eure Pässe?" „Siehst Du, Väterchen, meinte da Christus vorwurfsvoll, nun haben wir die Geschichte."
Unser Herrgott jedoch griff lächelnd in die Tasche, holte ein Zwanzig - Kopekenstück hervor, drückte es dem Russen in die Hand — und ungehindert durften sie passieren.
„Und siehst Du, Herr," schloss mein Armenier seine Anekdote, „genau so ist es geblieben bis auf den heutigen Tag."

Weshalb der gallische Hahn gern kämpft.

Der gallische Hahn ist zu allen Zeiten sehr kriegsfreudig und rasch in Waffentaten gewesen. Er gilt unter anderem als Symbol für Frankreich.
Auf welchen Grund diese Eigentümlichkeit zurückgeht, kann man aus folgender Anekdote erkennen:
Als Bismarck im Jahre 1867 preußischer Gesandter in Paris war, lernte er einen französischen Marschall kennen, der im Laufe des Gespräches bemerkte: „Wir werden eines Tages die Bajonette kreuzen. "„Gut“, antwortete Bismarck, „Wenn Sie darauf bestehen! Aber warum denn, wenn ich fragen darf?" „Weil wir Hähne (lateinisch galli) sind und weil ein Hahn es nicht gern hat, wenn ein anderer lauter kräht als er selbst."


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