Freitag, 21. April 2023

Geschichten, über die vor rund 100 Jahren Zeitungen berichteten.

Im Prager Tagblatt  konnte man folgende Anekdoten lesen. Die Artikel wurden etwas gekürzt und unserer Zeit angepasst.

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Marie Antoinette (geb.1755, gest.1793)
Geboren als Erzherzogin von Österreich
Königin von Frankreich

Prager Tagblatt 11. Oktober 1931
Die Guillotine der Marie Antoinette.
Bei der Hinrichtung von sechs Chinesen auf den Neuen Hebriden wurde ein Fallbeil verwendet, an das sich die Erinnerung an eine der unglücklichsten Fürstinnen knüpft.
Durch diese Maschine starb die Königin Marie Antoinette von Frankreich, die Tochter Maria Theresias. Das Instrument ruhte viele Jahrzehnte in irgendeiner Rumpelkammer, bis man es hervorholte, weil in irgendeiner Kolonie ein Fallbeil zur Vollstreckung eines Todesurteils benötigt wurde. Man wollte sich keine Kosten machen und sandte die Mordmaschine über das Meer zu neuer Arbeit. Seitdem ist diese Guillotine im ganzen französischen Staatsbereich herumgewandert und hat allenthalben, wo der Scharfrichter angefordert wurde, seine Zweckbestimmung erfüllt. Dass es sich um die Guillotine handelte, durch die Marie Antoinette enthauptet wurde, erfuhr man erst viel später.
Seitdem diese Situation durchsickerte, wurden von amerikanischer Seite zahllose Angebote in den letzten Monaten gemacht. Die Offerten wurden abgelehnt, weil es sich um eine noch im amtlichen Gebrauch befindliche Exekutionsmaschine handelt. Immerhin soll sie jetzt nach ihrer blutigen Arbeit auf Auckland (Neuseeland) aus dem Dienst gezogen und nach Paris zurückgebracht werden, wo man sie in einem Museum aufzustellen gedenkt.

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Prager Tagblatt 4. August 1922
Die Logik der Sparsamkeit.
Vor einigen Jahren war ein reicher Türke Besitzer eines Pariser Theaters, aber trotz seines Reichtums kümmerte er sich sehr um die Rechnungen und kontrollierte alle Ausgaben. Wie ein Pariser Blatt erzählt, fand er in der Rechnung auch jede Woche 3 Francs angesetzt für Fleisch für 8 Katzen, die gehalten wurden um den Fundus vor Ratten zu schützen. Er strich diesen Posten indem er dazu schrieb „Wenn die Katzen die Ratten fressen, wozu das Fleisch? Wenn sie sie nicht fressen wozu die Katzen?"

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Thronfolger Franz Ferdinand und seine Gemahlin wurden
am 28.Juni 1914 in Sarajewo von Gavrilo Princip ermordet.
Dadurch wurde der 1. Weltkrieg ausgelöst.
                                                                                                          
Prager Tagblatt 10. August 1924
Über die Vorahnung, von der auch Schopenhauer überzeugt war. (Ein
Traum warnte ihn vor dem Ausbruch der Cholera in Berlin, er gehorchte und
verreiste.)

Am 28. Juni 1914, so erzählte einer meiner Geschäftspartner, machten wir einen Autoausflug in die Umgebung von Wien. Wir waren den ganzen Tag über heiter. Von ernsten Angelegenheiten, von Politik wurde nicht gesprochen. Als wir am Nachmittag zur Rückfahrt aufbrechen wollten, begab sich Herr M. in die Garage des Gasthauses, in dem wir rasteten. Nach einer Weile kehrte er bleich, am ganzen Leib zitternd zurück und sagte, er habe in unserem Auto zwei Leichen, einen Mann und eine Frau liegen gesehen. Wir eilten in die Garage. Es ist halbdunkel dort, das Auto ist leer und in normalem Zustand.

Wir reden von „Sinnestäuschung", lachen Herrn M. aus, der sich gleichwohl nicht beruhigen kann. Sobald wir an den ersten Häusern der Wiener-Vorstadt anlangten, bemerken wir eine seltsame Bewegung der Menschen. Man flüstert erregt und steht in Gruppen beisammen. Wir steigen aus und fragen.
„Eben ist die Nachricht eingelangt, dass der Thronfolger und seine Frau in Sarajewo in ihrem Auto erschossen worden sind."

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Mark Twain (geb. 1835, gest.1910)
Schriftsteller

Prager Tagblatt 20. Juni 1909
Eine neue Mark Twain-Anekdote.
Neben dem berühmten Schriftsteller saß kürzlich bei einem Diner eine junge hübsche Dame vom Land, die mit besonderer Aufmerksamkeit seine Tischkarte studierte, auf der sein bürgerlicher Name stand: Samuel L. Clemens.
„Interessiert Sie mein Name so, mein Fräulein?" fragte der Schriftsteller freundlich. „Ach ja," plauderte vertraulich die junge Dame, „ich hörte nämlich, Mark Twain sei hier und ich hatte solche Angst, dass ich vielleicht neben ihm zu sitzen käme und mit ihm über seine albernen Novellen sprechen müsste, von denen ich, offen gestanden, noch nicht eine einzige gelesen habe." 
„Nun," lächelte Mark Twain, „wir können uns ja von etwas anderem unterhalten, z.B. von der Gänsezucht ihres Herrn Vaters."

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