Sonntag, 10. Juni 2012
Brot
Brot vom Steyrsberg
Für 22 Laibe herrliches Bauernbrot
braucht man 33 kg Mehl, Germ, Wasser, Fenchel, Kümmel und sechs
Hände voll Salz. Und natürlich einen Backofen Baujahr 1912. Das
Wichtigste aber ist das Augenmaß und die Hände der Altbäuerin
Theresia Platzer, die aus dem Teig das wunderbare Bauernbrot vom
Steyrsberg machen.
Die vielen Wanderer, die im Sommer im
Steyrsbergerreith Einkehr halten, können es bestätigen. Nach so
einem guten Bauernbrot muss man lange suchen.
In der Saison wird zweimal in der Woche
Brot gebacken. Die 90-jährige Altbäuerin und ihre Schwiegertochter
Maria, sind ein perfektes Team. Jeder hat seine Aufgabe und jeder
Handgriff sitzt. Das Brotbacken ist eine genaue, saubere und
anstrengende Arbeit. Auf vielen Höfen hat man das Backen deshalb
schon aufgegeben. Früher wurde im gesamten Stodertal Getreide
angebaut. Am Steyrsbergerreith 1936 zum letzten Mal. Frau Platzer
erinnert sich, dass oft Rehe und Hirsche in das Getreidefeld gekommen
sind. Das Wild hat man mit im Feld versteckten Weckeruhren, die auf
Weckzeit 24 Uhr Mitternacht eingestellt waren, vertrieben. Man kann
sich heute kaum mehr vorstellen, wie hart um Ernteerträge gekämpft
worden ist.
Alle Gäste des Steyrsbergerreith
hoffen, dass die alte Tradition des Brotbackens noch lange
weitergeführt wird.
Freitag, 8. Juni 2012
Interessante Menschen
Erinnerung an den alten
Friedlbauer
Heimatforscher und
Wurzelschnitzer
Wenn es im Stodertal darum ging, eine alte Begebenheit, vergessenes Brauchtum, Hochzeitslader-Sprüche aus vergangenen Tagen oder uralte Fotos wieder lebendig werden zu lassen, dann gab es nur eine Adresse. Hans Lang, den alten Friedlbauer. Er wusste einfach alles, was sich so in der Vergangenheit im Stodertal zugetragen hatte. Als er 2005 mit 85 Jahren starb konnte er schon selbst auf ein beträchtliches Stück Zeitgeschichte zurückblicken.
Er kannte die Geschichte vom
Bauernknecht, der alleine sein schweres Steyrer Waffenrad am Rücken
über den Salzsteig getragen hatte, er kannte die Geschichte vom
Kindermacher-Karl und er wusste, warum es geheißen hat, Bäuerin
sterben ist kein Verderben – Ross verrecken kann den Bauern
schrecken. Das ist aber nur eine Seite von ihm. Aus den seltsam
geformten Wurzeln alter Baumstöcke schnitzte er phantastische
Gesichter oder bizarre Tiere, die die Phantasie entfachten und zum
Raten anregten.
Wenn er gelegentlich auf Bauernmärkten
seine Kunstwerke zeigte, ist er oft von Kindern umringt gewesen, die
ihn alle ganz besonders ins Herz geschlossen hatten. Mit seinen
Urenkerln, 4 Mädchen, für die er einfach alles bedeutete, war der
Uropa auch erzieherisch tätig. Es stört ihn, dass die Menschen, so
wie es früher am Land überall üblich war, das Grüßen scheinbar
verlernt haben. Deshalb setzt er sich mit den 4 Mädchen auf eine
Bank und wartet, bis fremde Leute vorbeikamen. Wenn es dann soweit
war, schmettern vier Mädchen- und eine Männerstimme ein lautes
„Grüß Gott“. Meistens kam ein erstauntes „Grüß Gott“
zurück. Dann sagt der Friedlbauer zu seinen Urenkerln ……. so,
jetzt haben wir hoffentlich wieder einem das Grüßen gelernt.
Wen wundert es, dass das
Original „Friedlbauer“ bisweilen von Fernsehen, Rundfunk und
Presse aufgesucht wurde um Interviews zu geben. Er wußte einfach
viel zu erzählen.
Der Binder vom Schafferteich
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Franz Lindbichler |
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