Freitag, 8. Juni 2012

Interessante Menschen

Erinnerung an den alten Friedlbauer

Heimatforscher und Wurzelschnitzer

Wenn es im Stodertal darum ging, eine alte Begebenheit, vergessenes Brauchtum, Hochzeitslader-Sprüche aus vergangenen Tagen oder uralte Fotos wieder lebendig werden zu lassen, dann gab es nur eine Adresse. Hans Lang, den alten Friedlbauer. Er wusste einfach alles, was sich so in der Vergangenheit im Stodertal zugetragen hatte. Als er 2005 mit 85 Jahren starb konnte er schon selbst auf ein beträchtliches Stück Zeitgeschichte zurückblicken.
Er kannte die Geschichte vom Bauernknecht, der alleine sein schweres Steyrer Waffenrad am Rücken über den Salzsteig getragen hatte, er kannte die Geschichte vom Kindermacher-Karl und er wusste, warum es geheißen hat, Bäuerin sterben ist kein Verderben – Ross verrecken kann den Bauern schrecken. Das ist aber nur eine Seite von ihm. Aus den seltsam geformten Wurzeln alter Baumstöcke schnitzte er phantastische Gesichter oder bizarre Tiere, die die Phantasie entfachten und zum Raten anregten.
Wenn er gelegentlich auf Bauernmärkten seine Kunstwerke zeigte, ist er oft von Kindern umringt gewesen, die ihn alle ganz besonders ins Herz geschlossen hatten. Mit seinen Urenkerln, 4 Mädchen, für die er einfach alles bedeutete, war der Uropa auch erzieherisch tätig. Es stört ihn, dass die Menschen, so wie es früher am Land überall üblich war, das Grüßen scheinbar verlernt haben. Deshalb setzt er sich mit den 4 Mädchen auf eine Bank und wartet, bis fremde Leute vorbeikamen. Wenn es dann soweit war, schmettern vier Mädchen- und eine Männerstimme ein lautes „Grüß Gott“. Meistens kam ein erstauntes „Grüß Gott“ zurück. Dann sagt der Friedlbauer zu seinen Urenkerln ……. so, jetzt haben wir hoffentlich wieder einem das Grüßen gelernt.
Wen wundert es, dass das Original „Friedlbauer“ bisweilen von Fernsehen, Rundfunk und Presse aufgesucht wurde um Interviews zu geben. Er wußte einfach viel zu erzählen.

Friedlbauer





Der Binder vom Schafferteich

Franz Lindbichler




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