Erinnerung an den alten
Friedlbauer
Heimatforscher und
Wurzelschnitzer
Wenn es im Stodertal darum ging, eine alte Begebenheit, vergessenes Brauchtum, Hochzeitslader-Sprüche aus vergangenen Tagen oder uralte Fotos wieder lebendig werden zu lassen, dann gab es nur eine Adresse. Hans Lang, den alten Friedlbauer. Er wusste einfach alles, was sich so in der Vergangenheit im Stodertal zugetragen hatte. Als er 2005 mit 85 Jahren starb konnte er schon selbst auf ein beträchtliches Stück Zeitgeschichte zurückblicken.
Er kannte die Geschichte vom
Bauernknecht, der alleine sein schweres Steyrer Waffenrad am Rücken
über den Salzsteig getragen hatte, er kannte die Geschichte vom
Kindermacher-Karl und er wusste, warum es geheißen hat, Bäuerin
sterben ist kein Verderben – Ross verrecken kann den Bauern
schrecken. Das ist aber nur eine Seite von ihm. Aus den seltsam
geformten Wurzeln alter Baumstöcke schnitzte er phantastische
Gesichter oder bizarre Tiere, die die Phantasie entfachten und zum
Raten anregten.
Wenn er gelegentlich auf Bauernmärkten
seine Kunstwerke zeigte, ist er oft von Kindern umringt gewesen, die
ihn alle ganz besonders ins Herz geschlossen hatten. Mit seinen
Urenkerln, 4 Mädchen, für die er einfach alles bedeutete, war der
Uropa auch erzieherisch tätig. Es stört ihn, dass die Menschen, so
wie es früher am Land überall üblich war, das Grüßen scheinbar
verlernt haben. Deshalb setzt er sich mit den 4 Mädchen auf eine
Bank und wartet, bis fremde Leute vorbeikamen. Wenn es dann soweit
war, schmettern vier Mädchen- und eine Männerstimme ein lautes
„Grüß Gott“. Meistens kam ein erstauntes „Grüß Gott“
zurück. Dann sagt der Friedlbauer zu seinen Urenkerln ……. so,
jetzt haben wir hoffentlich wieder einem das Grüßen gelernt.
Wen wundert es, dass das
Original „Friedlbauer“ bisweilen von Fernsehen, Rundfunk und
Presse aufgesucht wurde um Interviews zu geben. Er wußte einfach
viel zu erzählen.
Der Binder vom Schafferteich
Franz Lindbichler |
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen