Samstag, 5. Dezember 2015

Über die Rangordnung der männlichen Dienstboten am Bauernhof

Auf den großen Bauernhöfen im Stodertal bis zum 19. und 20. Jhdt. waren viele Bedienstete mit geringem Lohn beschäftigt, weil moderne Arbeitsgeräte wie Traktoren, Harvester (Holzerntemaschinen), Melkmaschinen, Motorsägen etc. noch nicht zur Verfügung standen. Die Arbeiten, wie Holzschlägerungen, Viehwirtschaft, Ernte usw. mußte händisch und ohne maschinelle Hilfe getan werden. Dazu brauchte man Dienstboten wie Knechte und Mägde die wiederum genau festgelegte Aufgaben und Dienstränge hatten.
Der Ranghöchste nach dem Bauern war der "Moar". Er handelte und befahl im Auftrag des Bauern. Er stand als erster auf und weckte die übrigen Dienstboten. Er betete beim Essen vor und befahl den Feierabend. Er war für alles verantwortlich. In Vertretung des Bauern konnte er auch neue Dienstboten "dingen" (einstellen). Dem Moar stand darüber hinaus noch ein besonderes Ehrenamt zu. Er ging "Gevatterbitten". Der Moar hatte als Standeszeichen die Kotscheibe.
Nach dem Moar kam der Prügelknecht. Sein Zeichen war der Wiesbaum. Diesem fiel die stärkste Arbeit zu. Er mußte z.B. die ganze "Fechsung " (Ernte) aufheben oder auch das Holz, bei dem er aber den "Stümmel" zum Helfer hatte. Er hatte auch das Werkzeug in Ordnung zu halten.
Dann kam in der Rangordnung der "Fasser". Er stand dem Prügelknecht zur Seite. Er mußte das Getreide, das Heu und das Stroh "fassen" (übernehmen). Bei Tisch mußte er das Brot schneiden, deshalb war sein Zeichen der Brotlaib.
Dem Roßknecht waren die Pferde anvertraut. Er mußte sie betreuen und füttern. Sein Zeichen war die Peitsche.
Dann kam der Ablader. Sein Zeichen war die Heugabel. Er hatte jede Fuhre abzuladen und bei Holzfuhren besorgte er das "Abklampfen".
Unterschiedliche Arbeiten standen dem Hausknecht zu. Sein Zeichen war der Bohrer. Er mußte den Heustock richten, die Schindel putzen, das Sauerkraut einstoßen und beschweren. Außerdem mußte er den Krapfenteig abschlagen.
Der "Stümmel", der als Zeichen die Mistgabel hatte mußte "Gras" tragen, das heißt Fichten- und Tannenreisig als Streu für den Stall zusammentragen. Außerdem mußte er verschiedene Hilfsdienste leisten.
Dem "Ochsler"waren die Ochsen zugeteilt. Er mußte sie versorgen. Meistens war er ein älterer Mann, der keine schwere Arbeit leisten konnte. Sein Zeichen waren Ochsenhörner.
Der "Lauf", sein Zeichen war der Besen, mußte überall mitarbeiten wo man ihn brauchte. Die Arbeit durfte nur nicht zu schwer sein, weil er dafür zu jung war.
Zuletzt kam noch der "Schaferl". Im Sommer mußte er auf der Alm die Schafe hüten, der Schwoagerin bei der Stallarbeit helfen. Im Winter mußte er die Schafe füttern und im Stall helfen.

  









Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen