Freitag, 8. Juli 2016

Einblicke in eine alte Stodertaler "Rauchkuchl".

Viele alte Stodertaler Bauernhäuser sind vom Beginn des 20. Jhdt an bis heute renoviert und modernisiert worden. Man kann sich kaum mehr vorstellen wie vor mehr als 100 Jahren in so einem Haus gewohnt, gelebt und gewirtschaftet worden ist. Diese Schilderung von  einer "Rauchkuchl" ist erhalten geblieben.

Das Wohngebäude bestand aus einer großen Wohnstube, einem Vorhaus, einer schwarzen Küche, Speisekammer, Stübchen und über eine Holzstiege gelangte man in 2 Kammern.
Manche werden sich fragen, was ist denn eine "schwarze Küche". War sie schwarz ausgemalt? Die Wände der "schwarzen Küche" waren mit Löschkalk weiß ausgemalt. Jedes Haus hatte eine eigene Kalkgrube zum Ausmalen in der Nähe. Die "schwarze Küche" hieß deshalb so, weil mit einem offenen Herd geheizt wurde und der Rauch den Plafond entlang zum Kamin hin abzog. Die ganze Küche war von Rauch und Harzablagerungen glänzend schwarz. Am offenen Herd, der rund um die Uhr beheizt wurde,  stand ein Dreifuß aus Gußeisen. Oberhalb des Feuers war ein großer Kupferkessel mit Wasser aufgehängt.
In der Küche konnte man sich oft wegen des beissenden Rauches (witterungsabhängig) nicht aufhalten, Bei Kälte stand man beim Herd um sich die Finger aufzuwärmen. Durch den Rauch in der Küche konnten die Augen ganz schön brennen. In der Küche war nur ein Tisch und ein "Wasserbankerl", auf dem ein Schaff zum Geschirrabwaschen stand. Unter dem Herd wurde das Brennholz aufgeschlichtet.
Das Kochgeschirr war in der Speisekammer. Die Teller und Schüsseln waren im Vorraum in einem Ständer aufgestellt. Im Vorraum stand noch ein Vorratskasten für Mehl, Eier und diversen Lebensmitteln.  Auch Speisereste wurden dort aufbewahrt.
In der "schwarzen Küche" gab es auch noch andere Mitbewohner. Im Laufe der Jahre siedelten sich Schaben, Rußkäfer und Mücken an, die ihre Eier in Mehl, Nüssen und anderen Lebensmitteln ablegten. Ständig mußte man gegen das Ungeziefer ankämpfen. Unter Tags sah man wenig von dem Ungeziefer. Wenn man jedoch in der Nacht mit einer Kerze oder später Taschenlampe noch einmal die Küche betrat waren alle Wände, der Tisch und der Fußboden voll davon. Das Licht vertrieb Rußkäfer, Fliegen und Motten und sie verschwanden in allen Ritzen und Spalten der Küche. Stand ein Schaff mit Wasser in der Küche, war es am Morgen voll mit Käfern. Eigentümlicher Weise war im Vorratsschrank und in der Speisekammer kaum Ungeziefer zu finden.
In der "Rauchkuchl" befand sich auch die Selchkammer, in der Fleisch zum Selchen aufgehängt wurde. Mit Sägespänen und Rinde wurde Feuer gemacht so daß es wochenlang qualmte und rauchte.




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