Freitag, 5. Mai 2017

Der Schulbesuch im Wandel der Generationen

Eine Schülerin, die 1930 in die Volksschule ging, erinnerte sich an das was ihre Mutter über ihre Schulzeit um 1900 erzählt hat.
"Als meine Mutter ein Schulkind war, erzählte sie, konnte sie nur ab und zu zur Schule gehen. Nur im Winter konnte sie die Schule häufiger besuchen. Da fiel weniger Arbeit an. Im Sommer musste sie bei der Bauernarbeit helfen und deshalb ließen ihre Eltern sie nicht zur Schule gehen. Für die Bauern waren die Schule um 1900 sowieso nur "Spompanadeln" und dumme "Flausen." Die Schultasche samt Inhalt war nur ein "Glumpt" (unnötiges Zeug).
Die Zeugnisse oder Entlassungsscheine beachtete man kaum. Die Bücher wurden schnell zusammengepackt und in den hintersten Winkel der obersten Rumpelkammer geworfen. Viele Bauern konnten damals weder Lesen noch Schreiben.
Viele Eltern warteten schon sehr darauf, bis ihre Kinder schulfrei wurden, damit sie zu einem Bauern oder Handwerker arbeiten gehen konnten. Erst dann konnten sich die Kinder selbst ernähren und lagen den Eltern nicht mehr auf der Geldtasche.
Damals wollte man keine aufgeklärten Menschen sondern nur nutzbringende Menschen. Bildung und Aufklärung galten als staatsgefährdend. Man brauchte fleißige Arbeiter die man ordentlich in das Joch spannen konnte - wie man es nannte.
Bildung bei den unteren Ständen lehnte man ab. Denn so sagte man: "Bildung macht Menschen kritisch und resoniersüchtig". Sie ermutigt den aufsässigen Geist der niederen Stände und zerstört die notwendige Unterordnung".
Die Aristokratie und die Kirche waren die mächtigsten Faktoren, die einem Ausbau des staatlichen Schulwesens entgegenstanden.
Zu Mutters Kinderjahren um 1900 war Kinderarbeit ganz normal. Kinder waren billige Arbeitskräfte und bekamen nur 1/3 des Lohns, den Erwachsene bekamen. Bei Bauern bekamen Kinder nur  Kost und Quartier für ihre Arbeit.
Die Arbeitszeit betrug damals bis zu 14 Stunden täglich und das auch für Kinder nach Ende der Schulzeit.
Auf Ansuchen der Bauern wurden die Kinder vom Schulbesuch zwischen Ostern und Allerheiligen frei gestellt um daheim bei der Arbeit mithelfen zu können. Das nannte man "Sommerbefreiung".



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen