Freitag, 26. Januar 2018

Chaos am Ende des 2. Weltkrieges

Als Mädchen hat eine Stodertalerin diese Zeit miterlebt und später aufgeschrieben.

"Fremdarbeiter, Zwangsarbeiter, Polen, Ukrainer, jüngere Männer und Frauen aus den besetzten Gebieten waren zum Arbeitseinsatz an Stelle der eigenen Söhne und eingerückten Männern bei Bauern untergebracht. Durch die tägliche Zusammenarbeit von Einheimischen mit Fremdarbeitern entstanden manchmal auch feste Verbindungen bis zu Intimitäten. Manche Bäuerinnen bekamen ein Kind und wenn der Ehemann nach Hause kam gab es große Probleme. Der Krieg beeinträchtigte die Landwirtschaft der Bauern, denn es wurden Pferde beschlagnahmt, Lebensmittel mussten abgegeben werden und Männer wurden zum Kriegsdienst eingezogen.
Als Hitler kam brachte er der Bevölkerung Arbeit und damit Geld. Die Not hatte ein Ende, aber um welchen Preis?
Mein älterer Bruder war Bordfunker. Später wurde er im Kampf gegen Partisanen eingesetzt.  Seine Briefe von der Front machten uns Angst. Manche Sätze schrieb er in Geheimschrift, damit Mutter sie nicht lesen konnte. Mit 18 Jahren galt er in Südfrankreich als vermisst. Das Leid einer Mutter, wenn der Sohn nicht mehr zurückkommt ist so  groß, dass man es nicht beschreiben kann.
Auch Vater wurde zum Kriegsdienst verpflichtet. Er musste in St. Valentin in einer Munitionsfabrik in der Nähe vom Konzentrationslager Mauthausen arbeiten. Von dort hat er Läuse und anderes Ungeziefer mit nach Hause gebracht. Wenn Mutter ihm Vorhaltungen machte wurde er wütend und warf die eiserne Bratpfanne nach ihr. Der Kriegsdienst veränderte seinen Charakter. Er fing zu saufen an und wurde ein richtiger Grobian. Wir Kinder mussten ihn betrunken vom Gasthaus abholen, wenn er beim Kartenspiel das ganze Geld verlor. Mutter machte mit ihm die Hölle durch und es wurde oft gestritten. Er konnte keine Frau, keine Kittelschürze in Ruhe lassen und betrog ständig meine Mutter.
Es gab Leute, die meldeten alle, die zur Sonntagsmesse in die Kirche gingen dem NS- Blockwart. Nach dem Krieg war es für manche eine Genugtuung, wenn sie sahen, wie diese Leute als Straßenarbeiter oder Totengräber zur Strafe Dienst tun mussten. 
Als der Krieg zu Ende war kamen aus vielen zerbombten Städten Flüchtlinge und Soldaten die ihr Heim verloren hatten und die hier eine Unterkunft suchten. Ein US-Militärlastwagen mit Lebensmitteln stürzte einen Hang hinunter und sofort rannten alle Anrainer um Schmalzdosen, Konserven, Erdnussbutter, Reis, Kakao und Schokolade aufzusammeln.  
 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen