Freitag, 5. Oktober 2018

Von der Nanni ihren "Wuzelnudeln" und Schätzen.

Eine Bauerntochter aus Hinterstoder, die später nach Deutschland heiratete, erinnerte sich gerne an ihre Kindheit in den 1930er Jahren und schrieb Erlebnisse aus dieser Zeit auf.

"Besonders gerne aßen meine Geschwister und ich "Wuzelnudeln". Diese Nudeln wurden aus Erdäpfelteig gemacht, zuerst in heißer Butter heraus gebacken, mit Rahm übergossen und dann in das Backrohr in den Ofen gestellt.
Die Nanni hatte beim Drehen der "Wuzelnudeln" eine besondere Technik. Der Teig wurde von ihr zunächst in kleine Stücke gerissen und daraus Wuzerl geformt. Dabei wuzelte sie den Teig in der Hand, dass die Teigfleckchen an beiden Enden möglichst spitz waren. Oft zog sie ihren Rock weit über ihre Knie hinauf und stellte die Schüssel mit dem Teig auf den Boden. Dann nahm sie den Teig in die linke Hand, riss mit der rechten Hand kleine Stückchen ab und wuzelte sie über ihren Oberschenkel in eine Schüssel hinein. Das ging sehr flott. Ob es sehr hygienisch war, war eine andere Frage. Aber darum kümmerte sich niemand. Man war es so gewohnt.
Die Nanni hatte für ihre Hochzeit in einem Schrank besonders schöne Dinge aufbewahrt.
Bündel von Leinen und Wolle lagen darin ordentlich sortiert. Ein Gebetbuch mit wunderschönen Bildern und Golddruck hatte sie, wie man es sonst nur in Kirchen sehen konnte. Das Geheimnisvollste in ihrem Kasten war ein eingebautes Fach mit vielen kleinen Schubladen.. Da hatte die Nanni ihre Kräutersammlung und Tinkturen für alle möglichen Krankheiten aufbewahrt. In einem weiteren Fach in diesem Kasten bewahrte sie Leinen, Loden und Tuchstücke auf, wie sie die Dienstboten als Jahreslohn bekamen. Alles war fein säuberlich sortiert und dazwischen lagen Päckchen mit Thymian und Lavendel um vor Motten zu schützen. Unter den Stoffen hatte sie auch zwei kunstvolle Wachsstöcke versteckt".







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