Freitag, 24. Januar 2020

Der zweite Weltkrieg geht zu Ende

Über das Ende des 2. Weltkriegs 1945 berichtet ein damals 16 jähriges Bauernmädchen aus Hinterstoder, das in Steyr die Schule besuchte.

In der Ferne tobte der Krieg. Auch Steyr wurde von Bomben nicht verschont, da sich hier die Hermann Göring Werke befanden. Viel Zeit verbrachten wir in stinkenden Luftschutzbunkern um unser Leben zu retten.
In Hinterstoder erreichte der Krieg unsere kindlichen Köpfe und Herzen nur sehr am Rande. Abenteuerlich war es nur, wenn die Alliierten Bomberverbände über unseren Luftraum flogen. Man hörte in der Ferne tief und bedrohlich Flugzeugmotoren brummen. Am Fensterbrett klirrten die Mostgläser. Vom Himmel fielen schmale Aluminiumstreifen zur Täuschung der Flugabwehr. Die Jagdflieger flitzten wie Schwalben durch den Himmel. Bomben wurden abgeworfen. Die Bombensplitter mit spitzen Zacken sammelten wir später ein.
In den Großstädten, so wurde erzählt, aß man wegen der Hungersnot auch  Hunde, Katzen und Pferdefleisch. 
In unserem Garten war kein Platz mehr für Gemüse. Unser Vater hat überall Tabak angepflanzt. Tabak konnte man gut verkaufen. Alle Kammern waren voll davon. Die Tabakblätter, die auf Schnüren aufgehängt waren, wurden immer wieder mit Wasser bespritzt und gewendet, bis die Blätter ganz dunkelbraun waren.

Damals hatte niemand ein eigenes Fahrzeug und alle Autobusse waren hoffnungslos überfüllt. Es gab immer mehr Fahrgäste als Plätze. Oft mussten Leute zurückbleiben und auf den nächsten Bus warten. Wenn auf den Bänken bereits 4 statt 2 Personen saßen und im Mittelgang schon alles zusammengepfercht war, riefen die Busfahrer: "Geht´s z´ruck, die anderen wollen auch noch rein." Half  dann nichts mehr, dann stieg der Fahrer aus und sah sich von außen an, ob noch irgendwo eine Handbreit frei war. Er schob die Leute mit den Händen hinein. Dann verriegelte er die Tür, dass niemand hinausfallen konnte. Erst dann ging es los. Halten brauchte sich keiner, denn umfallen konnte man nicht. Auf der Fahrt wurde die Menge zusammengerüttelt und wenn man Glück hatte, bekam man sogar soviel Platz, dass man auch den zweiten Fuß hinstellen konnte. War der Bus am Ziel, bewegten sich so große Menschenschlangen heraus, dass man es nicht glauben konnte, dass sie alle in einem einzigen Bus gewesen waren. Ich fuhr trotzdem lieber mit dem Bus als mit dem Zug.
Am Verschiebebahnhof Klaus musste man nach Steyr umsteigen und die Fahrt ging weiter mit der "Schnackerlbahn". Dieser Zug war so langsam, dass man im Sommer während der Fahrt aussteigen konnte um Blumen zu pflücken.

Pullover wurden in der Not mit allen möglichen "Mitteln" gestrickt. Verbandstoff und in Streifen geschnittene Windeln wurden als Wolle verwendet. Am Körper kratzte das ganz arg. Die Knoten von dem zusammengebundenen Garn juckte furchtbar auf der Haut. 

In der Schule wurden uns abschreckende Filme über Geschlechtskrankheiten gezeigt.
Plakate: "Feind hört mit" hingen an den Wänden.

Später, als die Amerikaner kamen, wurden wir vor und nach dem Aussteigen aus dem Zug mit dem Ungeziefervertilgungsmittel DDT unter den Armen und am Kopf eingesprüht.

Tabakblätter färben sich



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