Freitag, 16. Februar 2024

Was heute Autos sind, waren damals Pferde- oder Ochsenwägen.

Was heute Autos sind, waren bis vor rund 100 Jahren in einem Bauernhaus Pferdekutschen oder Ochsenkarren, wie man einem Leserbrief aus einer Salzburger Zeitung von 1890 entnehmen kann. Als zugkräftige, sparsame Wägen wurden Ochsengespanne für Transporte und als empfehlenswert für Kirch- und Behördenwege sind Steirerwagerl mit einem Pferd angesehen worden.

Einmal kommt die Zeit, in der auch die einst so begehrten Fahrzeuge und Arbeitsgeräte der bäuerlichen Vorfahren ausgedient haben. Sie werden vergessen, weggeworfen und verrotten. Ein Bauer erzählt:  

"Es ist das der Luxus der unnötigen Pferde, der Luxus bei Hochzeiten, Leichenbegängnissen und dergleichen. Für das Gebirge sind kräftige Ochsen die beste Zugkraft des Bauern. Fütterung, Hufbeschlag, Sattler-, Schmied- und Wagnerrechnunqen sind bei Gebrauch von Ochsen weit billiger, als bei Pferden. Wenn ich Ochsen als Zugtiere nicht mehr gut verwenden mag, so kann ich sie mästen und der Fleischhauer bezahlt mir ein nettes Sümmchen dafür. Und ein Pferd, wenn das einmal anfängt zu altern, so ist es von Jahr zu Jahr weniger und endlich gar nichts mehr wert. Freilich kann die Bäuerin mit Pferden und „feschem Zeugs" in Kirche und Stadt fahren, während Mutter und Großmutter noch zu Fuß gingen. Der Bauer fährt auf jeden Markt im Umkreise, zu jeder politischen Versammlung; so mancher Bauer gerät dadurch in's Wirtshausleben und — geht zu Grunde.
Ich lasse mir ja gerne in einschichtig gelegenen Bauernhäusern ein Pferd und ein Steirerwagerl gefallen, wo es die Wirtschaft trägt. Aber den reichen Großbauer nachäffen, dort, wo der Schmalhans Stallmeister ist, mit zwei Pferden und Landauer (viersitzige, gefederte Kutsche) in den Markt fahren, wo Sparkasse, Vorschussverein und Steueramt fort und fort schon ungeduldig zu Zahlungen drängen, das tuts nicht überall! Ich bin gewiss ein religiös gesinnter Mann und halte meine Anverwandten im Grabe in Ehren. Wenn aber ein Bauer, eine Bäuerin stirbt, ein paar hundert oder tausend Gulden hinterlässt, auf die schon Kinder oder Enkel mit schwerem Herzen warten, um nicht unter den Hammer zu kommen (der Hof wird versteigert) — dann ist und bleibt eine "Ganz-Konduktleiche" (großes Begräbnis) ein Luxus. Auch bei Hochzeiten könnten es manche Bauern, die ihr Anwesen mit schweren Schulden übernehmen müssen, „etwas stader (ruhiger) geh'n lassen." Sparen muss man, wo man sparen kann und ein wirtschaftliches Opfer bringen dort, wo es sich lohnt, wie z. B. sich einen ordentlichen Viehstall, eine gute Düngerstätte, ein gesundes, freundliches Wohnhaus herrichten, Ochsen halten, wo ein Pferd nicht hingehört; bescheiden leben muss der Bauer, christlich sterben und sich standesgemäß als guter Wirtschaftsmann und nicht kavaliermäßig begraben lassen".

Gemälde: Dr.Wladimir Iwasiuk









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