Freitag, 23. Februar 2024

Alte Zeitungsgeschichten

Im Linzer Volksblatt und im Prager Tagblatt konnte man folgende Artikel lesen. Sie wurden etwas gekürzt und unserer Zeit angepasst.



Linzer Volksblatt 16. September 1917
Auszug aus dem Artikel Urlaub, der das Stodertal vor rund 100 Jahren beschreibt.
„Mostschädel" nennen manche Leute geringschätzend den Oberösterreicher. Mostschädel! Ja, hätte der Kaiser nur lauter Mostschädel in seinen weiten Landen, nichts Besseres könnte er sich und wir ihm wünschen. Und zwischen Wald und Obstgarten schimmert golden das Korn, dort und da Weizen, Hafer; „böhmische Weintrauben" lassen sich auch gut an; man nennt sie hier Erdäpfel.
In diesem einsamen, wunderschönen Tal lebt ein gesundes, kräftiges Volk; wortkarg, aber freundlich, heiteren Sinnes, das dem Fremdling nie den Gruß versagt und arbeitsam, genügsam und hellen Kopfes seinem Boden den Lebensunterhalt abringt. Das die Leiden und Freuden seiner Heimat auskostet und erträgt mit jener Ruhe, wie sie eben den Gebirgler auszeichnet.
Mitten im Tal liegt anmutig hingebettet das freundliche Dörfchen mit dem kleinen Gotteshaus, dem Schul- und Pfarrhaus, Wirts- und Kaufmannshaus und dem Postamt. Telegraph und Telephon bringen den lieben Deinen zu Hause in wenigen Minuten Gruß und Nachricht und gleich auch die Antwort wieder. Und am Kirchenplatzl steht am Sonntag alt und jung, Männlein und Weiblein einträchtig beisammen und plauschen von diesem und jenem. Dann kommt der Briefträger und gibt denen, die gar weit auf den Bergen oben hausen, die Botschaft, die für sie in der vergangenen Woche in das stille Tat gefunden hat. Und abends wenn des Mondes silberhelle Scheibe am Himmel aufzieht, rauscht leise das Flüsschen durch das Tal, in den Bäumen säuselt und raunt es, die Blümlein all' recken und strecken sich und lassen sich vom Vater Mond den Gute Nacht-Kuss geben. Vater Mond küsst so lind und leise, er dürft schon ein Großvater sein. Da ist Frau Sonne schon viel leidenschaftlicher; sie küsst in heller Glut, dass gar manchem Blümlein das Köpfchen welkt. Und so ging es hier zu: Bei Tag im herrlichen, sonnendurchleuchteten Tal, das linder Duft und prächtige Luft durchzieht, behütet von trutzigen Berggestalten, die Gott als Riesenwälle gegen Nord und Süd und West ausgestellt, nachts hilft des Flüsschens Rauschen in das Traumland der Wunder hinüber. Und leise segelt dann der alte, gute Mond über die öde Fläche des Hochgebirges hinüber und sieht verwundert über all das versteinerte Getier herunter, das er schon gesehen, als es noch lebend die Gegend bevölkerte.
Und als ich kurze Zeit in dem Wunderland lebte, spürten Füße, Hände, Arme, Herz, Muskeln und das rote, warme Blut den Zauber des gottbegnadeten einsamen Tales und sie alle gaben die „passive Resistenz" bedingungslos auf.
Ich spürte wie mir allmählich die Flügel wieder wuchsen und dass ich wieder imstande sei, dem Herrn, der dieses Eden geschaffen, meinen tiefgefühlten Dank auf der höchsten Spitze des Hochgebirges selbst abzustatten. Ich war aber weder in Indien, noch in Ägypten, noch in der Schweiz, sondern nur in dem viel zuwenig- bekannten: Hinterstoder!
Schmalzerhof, 30. August 1917. Carl Eckart.

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Alexandre Dumas (geb.1802, gest.1870)
 
Prager Tagblatt 16.12.1920
Anekdote von Alexandre Dumas.
Dumas Großmutter war bekanntlich eine Mulattin. Als einst ein Journalist zu Dumas kam um ihn zu interviewen spielte er auf diese Tatsache an. Und fragte,“Ist es wahr Meister, dass ihre Großmutter eine Mulattin war. Da antwortete ihm der berühmte Dichter gereitzt und ungeduldig: “Ja mein Herr, meine Großmutter war eine Mulattin, meine Urgroßmutter eine Negerin und deren Eltern waren Affen. Meine Familie hat dort angefangen wo die ihre aufgehört hat.“

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Anekdote:
Die ehemalige Prinzessin Sch. ist ebenso fromm wie wohlerzogen. Sie geht durch ihren Wald. Ein Förster, den sie leutselig anspricht, klagt über die neuen hässlichen Zeiten. „Wäre es denn früher möglich gewesen, Durchlaucht, dass die Liebespaare schon an Wochentagen im Wald verschwinden? Und wissen sie was das Gesindel heutzutage im Wald macht. Die Prinzessin erbleicht und errötet.
„Sie werden es nicht glauben, Durchlaucht, was diese gottlosen Menschen im Wald tun:...sie rauchen!“

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Prager Tagblatt 2.Oktober 1896 
Ein seltsames Abenteuer wird aus Rom mitgeteilt: Der Genueser Handelsreisende Bolognini, der sich erst vor Kurzem mit einem hübschen jungen Mädchen vermählt hatte, musste bei Ausbruch des Krieges gegen Menelik (Kaiser von Äthiopien) als Militärpflichtiger nach Afrika ziehen. Bei einer Belagerung kam er zwar mit dem Leben davon, dagegen ereilte ihn ein Telegramm, welches ihm in dürren Worten mitteilte, dass seine Gattin ihn für gefallen wähnte und aus Verzweiflung Selbstmord begangen habe. 
Nach dieser Trauernachricht zog es Bolognini nicht mehr so sehr nach der Heimat. Als er nach einigen Monaten wieder italienisches Land unter die Füße bekam, ging er auch nicht nach Genua, seinem Wohnort, sondern besuchte erst seine Eltern in Cagliari (Sardinien), um im väterlichen Haus das Geschehene zu vergessen. Geschäfte führten ihn aber schließlich doch nach Genua, und dort erfuhr er zufällig von einem Freund, dass seine Frau offizielle Nachricht von seinem erfolgten Tod erhalten und bereits einen Anderen geheiratet habe. Bolognini setzte sofort alles in Bewegung um den Aufenthalt seiner Gattin zu erfahren und es gelang ihm auch bald, sie im kleinen Ort Calvizzano zu entdecken.
Nun stellte es sich heraus, dass die Beiden dem Schurkenstreich eines ehemaligen Verehrers der Frau zum Opfer gefallen waren. Dieser ließ der Frau eine gefälschte offizielle Todesanzeige zugehen und sandte andererseits dem Gatten die falsche Anzeige vom Selbstmord der Frau. Bald darauf gelang es ihm, die „Witwe" zu überreden, ihn zu heiraten. Der gewissenlose Intrigant ergriff die Flucht, als er den ersten Mann in seinem Haus erblickte, während das wiedervereinigte Paar, voll des Glückes, nach Genua segelte.

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