Die Oberdonau Zeitung vom 6. 2. 1943 berichtet in einer Geschichte von Anton Stieger über ein Gespräch zwischen Vater und Sohn. Der Artikel wurde etwas gekürzt und unserer Zeit angepasst.
Der Bauer prüfte den Holzblock, drehte ihn und nahm ihn von neuem zwischen die Knie. Und wieder flitzte das Messer und spritzten die Späne.
Da kam Michel sein Jüngster, der ihm darum so ans Herz gewachsen war, weil er in
allem und jedem seinem Vater glich. Bauer Hochmann war stolz auf seinen Buben und er wusste, dass der den Hof später richtig weiter verwalten würde.
„Du bist noch fleißig, Vater?"
„Ja, Bub, das muss man wohl!“
„Kann ich dir helfen, Vater?"
„Ich werde bald fertig sein. Bei dieser Arbeit braucht es wohl keine besondere Genauigkeit."
„Was schnitzt du denn?“
„Eine Holzschüssel soll das werden für den Ahnl (Großvater). Du weißt ja, dass der Ahnl schwach und zittrig ist und nichts mehr fest anpacken kann. Das tönerne Geschirr taugt nicht mehr für ihn, gestern erst wieder hat er zwei Teller zerbrochen. "Das kommt teuer, Bub, weißt du, man muss sparen.“
Wieder flitzte das Reifmesser und die Späne spritzten. Michel stand ruhig daneben und sah nachdenklich auf die Hände des Vaters. Ruhig und ohne Aufmucken stand er da, immer auf jede Bewegung des Bauern achtend. Der merkte erst nichts, dann begann er die Blicke des Buben zu spüren. Ein Anflug von Unruhe überkam ihn. Er mahnte den Jungen, ob er im Hof schon alle Arbeit gemacht und ob er nichts Besseres zu tun hätte, als hier herumzustehen und ihn immerfort mit großen Augen anzustarren und auf jeden seiner Griffe zu achten.
„Die Arbeit im Hof ist getan“, gab ihm Michel zur Antwort.
„Aber auch dieses
Zusehen wird seinen Nutzen haben. Denn, Vater, auch du wirst ja einmal alt und der Ahnl auf dem Hof sein. Und dann bist du auch zittrig und kannst die Teller nimmer halten. Ist es dann nicht von Vorteil, wenn ich Bescheid weiß und dir so eine grobe Holzschüssel zurecht machen kann?“
Da wurde dem Bauern Hochmann ganz seltsam ums Herz. Er nahm den unförmigen
Holzstock in die Hände, besah ihn von vorne und von hinten, stellte ihn vor sich auf die Schnitzbank, schüttelte den Kopf und meinte dann:
„Nein, Bub, die Schüssel brauchen wir nimmer. Aber hole drüben vom Stoß die besten Eichenbretter! Wir wollen für den Ahnl einen Lehnstuhl machen und einen Schemel dazu!“
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