Die Familie Schwanthaler war eine Bildhauerfamilie der Barock- und Rokoko-Zeit im 17.– 19. Jahrhundert in Oberösterreich. In vielen Kirchen und Kapellen in unserem Bezirk Kirchdorf kann man Werke von dieser Familie bewundern. Die Oberdonau-Zeitung berichtete am 28.11.1943 in einem Artikel über diese Künstlerfamilie. Die Geschichte wurde etwas gekürzt und der heutigen Schreibweise angepasst.
Hans Schwa(be)nthaler begründete 1632 in Ried eine Bildhauerwerkstätte, die bis 1838 bestand. Über zwei Jahrhunderte war dann die Familie Schwanthaler in Ried ansässig und künstlerisch tätig. Zu den Hauptmeistern der Rieder Werkstätte zählen Thomas, Johann Franz und Johann Peter der Ältere. Ein Zweig der Bildhauerfamilie war auch in München tätig.
Die Schwanthaler haben nicht immer im Innviertel gelebt, sie dürften zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges aus Süddeutschland, wahrscheinlich aus Schwaben, eingewandert sein.
1633 wird ein Hans Schwabenthaler, so hießen die Schwanthaler früher, bereits als ein „Bildschnitzer" im Hochzeitsbuch des Marktes Ried erwähnt. Ruf und Ruhm der Bildhauerfamilie schuf erst sein Sohn Thomas. Er wird in zeitgenössischen Schriftstücken stets als Schwanthaler angeführt.
Dieser Thomas Schwanthaler hat im Alter von 22 Jahren die Werkstätte des Vaters übernommen. Er hat Werke geschaffen, die als wahre Kunst anzusehen sind, wie den Floriani-Altar der Pfarrkirche in Ried oder den Hochaltar der Kirche in Gmunden. Sein Hauptwerk, der meisterliche Barockaltar in der Kirche von St. Wolfgang, wird leider, im Gegensatz zu dem Flügelaltar Michael Pachers, bei Besuchern der
Kirche nicht viel beachtet. "Unser Bildhauer hat sein Bestes an ihn gewandt, seine ungebrochene bäuerliche Kraft, die vor allem seinen Figuren innewohnt". Thomas Schwanthaler ist am 13. Februar 1707 im 73. Lebensjahr in Ried gestorben. Die Söhne Bonaventura, Josef und Franz haben den Beruf des Vaters ausgeübt.
Bonaventura dürfte der Begründer des Gmundner Zweiges der Familie Schwanthaler sein. Sein Interesse gehörte dem Kriegshandwerk.
Von seinen Brüdern war Franz der Bedeutendere. Josef scheint weniger tüchtig gewesen zu sein. Bezeichnend dafür ist seine Tätigkeit als Nachtwächter des Marktes Ried. Doch sind die Arbeiten des Franz Schwanthaler verschollen und wir haben nur durch Rechnungen von ihnen erfahren. Von seinem Sohn Johann Peter
hingegen sind mehrere Holzfiguren, Kreuzigungsgruppen, ein Vesperbild in der Pfarrkirche in Mehrnbach und verschiedene Kruzifixe der Vernichtung entgangen. Künstlerisch höherstehend ist jedoch der Sohn Bonaventuras, Hans Georg, der in Gmunden gelebt hat. Das Landesmuseum in Linz und das Stift Kremsmünster besitzen Schnitzwerke aus seiner Hand, die die Kraft von Thomas, seinem Großvater, spüren lassen.
Vier Generationen der Schwanthaler sind uns bereits begegnet. Ein Zweig der Familie ist nach Gmunden verzogen. Gut drei Jahre nach dem Tod des Johann Peter Schwanthaler, am 31. Dezember 1798, übernahm sein Sohn gleichen Namens die Werkstätte in Ried. Dieser, Johann Peter der Jüngere, ist insofern bedeutsam, weil sein Sohn Franz, ebenfalls Bildhauer, der seine Lehrjahre bei Johann Georg
Schwanthaler in Gmunden verbrachte, in München mit seinen Arbeiten großes Ansehen erlangte.
Seinem Sohn blühte dann Weltruhm.
Dieser ist Ludwig Schwanthaler, der 1802 zu München geboren (gest.1848) wurde und die höchsten Ehren erfuhr, deren ein Künstler seiner Zeit teilhaftig werden konnte. Unzählige Werke künden heute von Ludwig Schwanthaler. Er hat das 54 Fuß (16m) hohe Erzbild der Bavaria, das Wahrzeichen Münchens über der Oktoberwiese, geschaffen und von ihm stammen auch, um nur einige seiner Werke zu nennen, die im Dom zu Speyer aufgestellte Marmorstatue des Kaisers Rudolf von Habsburg, die beiden Giebelgruppen auf der Walhalla zu Regensburg, das Goethe-Denkmal in Frankfurt, die Gestalten der Heerführer Tilly und Wrede in der Feldhernhalle in München, das Mozart-Denkmal in Salzburg und der Austria-Brunnen auf der Freyung in Wien.
Daß ihm noch eine gewisse Bauernschlauheit eigen war, geht aus der Überlieferung hervor, daß die Bronzefiguren zum Austria-Brunnen dem Künstler gerade gut genug waren, sie für einen Zigarrenschmuggel zu nützen.
Ludwig Schwanthaler ist auch als Professor an der neugegründeten Akademie der Künste in München tätig gewesen und von König Ludwig I. von Bayern in den Adelsstand erhoben worden. Er erreichte aber kein hohes Alter und starb schon am
14. November 1848 mit 46 Jahren. Karl H. Watzinger
Ein Denkmal als Zigarrentresor.
In Wien gibt es ein Denkmal, das entgegen der in Denkmalkreisen herrschenden Gepflogenheit, nicht etwa mit Gips oder Mörtel ausgegossen, sondern mit
allerfeinsten Havannazigarren gefüllt ist. Es ist dies der Austria-Brunnen auf der Freyung und mit der Tabakfüllung hat es folgende Bewandtnis:
Ludwig von Schwanthaler, der Münchner Bildhauer, der die Brunnenfiguren schuf - Zeitungsartikel von 1943 - , war ein leidenschaftlicher Raucher und da um jene Zeit in Bayern Zigarren recht billig zu haben waren, während in Österreich Importe auf Grund der Monopolgesetze eine fast unerschwingliche Kostbarkeit darstellten, gedachte er, um während seines Wiener Aufenthaltes versorgt zu sein
und darüber hinaus auch seine dortigen Freunde bedenken zu können, den
österreichischen Zollbehörden ein Schnippchen zu schlagen.
Und so füllte er die Statuen, ehe er sie an den Postamenten mit Metallplatten verschloss und sorgsam verlötete, über und über mit Zigarrenkistchen. Dann stieg er befriedigt
schmunzelnd in die Postkutsche, indes die Statuen auf einem Donaudampfer die Reise nach Wien antraten.
Unterwegs erkrankte jedoch Schwanthaler, und als er wiederum soweit hergestellt war, da . . ., ja, da hatte man die Statuen bereits montiert und den Brunnen im Beisein Kaiser Ferdinands feierlich enthüllt. Ernst Machek.
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