Freitag, 25. August 2023

Not und Elend in turbulenten Zeiten.

In der Linzer Tages-Post und im Wiener Tagblatt  konnte man folgende Artikel lesen. Sie wurden etwas gekürzt und unserer Zeit angepasst.

Prielkreuz Gemälde von E.T. Compton

(Linzer) Tages-Post 12. Januar 1922
Schiunglück oder Verbrechen.
Aus Gößl bei Bad Aussee wird uns berichtet: Ein in Sportkreisen bekannter
Hamburger, Herr Othmar, der sich derzeit in Österreich aufhält, ist auf einer
Schitour, die er allein von Hinterstoder aus über das Tote Gebirge machen
wollte, schwer verunglückt. Othmar dürfte Infolge des einsetzenden Tauwetters
seine Tour rasch noch erledigen haben wollen und dürfte die Absicht gehabt
haben, über den Brotfall und das Prielplateau, nach Elmgrube und Gößl zu fahren,
geriet jedoch in das sogenannte Feuertal, wo er am 7. Januar schwer verwundet
gefunden wurde. Schneeschuhläufer, die ebenfalls nach Bad Aussee wollten,
bemerkten im Schnee einen zirka 100 Meter langen Blutstreifen, der in
abschüssiger Richtung gegen das Feuertal zeigte. Die Leute befürchteten
sofort ein Unglück und fanden, als sie dieser entsetzlichen Markierung
nachgingen, bei einem Steinblock liegend, den Verunglückten.

Othmar war vollständig bei Besinnung, obwohl er eine große Menge Blut
verloren hatte. Allerdings verlor er kurze Zeit darauf, nachdem man ihn
auf eine aus Schi zusammengestellte Tragbahre gelegt hatte, sein Bewusstsein.
Es wird gezweifelt, ob Othmar mit dem Leben davon kommen wird, zumal schwere innere Verletzungen festgestellt wurden. Merkwürdig ist, dass der
verunglückte Schiläufer weder Geld noch eine Uhr hatte, obwohl ein Bergführer
der sich Othmar zur Führung antrug, bestimmt behauptet, dass Othmar eine
„gut gefüllte" rote Juchtenlederbrieftasche und eine Armbanduhr gehabt hätte,
da er den Führer frug, in wie viel Stunden es möglich wäre, Gößl zu erreichen,
wobei er den Sweater zurückstreifte und auf die Uhr sah. Gleich darauf
sei er allein aufgebrochen. Diese Umstände würden ein Verbrechen nicht
ausgeschlossen machen und es wird Sache der Untersuchung sein, die näheren
Umstände aufzuklären.
Ein in Hamburg lebender Bruder des Verunglückten wurde telegraphisch verständigt.
— Diese etwas geheimnisvolle Nachricht über das Schiunglück ist jedenfalls mit
einiger Vorsicht aufzunehmen.

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Anfang der 1920er Jahre, in den Zeiten der Hyperinflation, in der die Geldscheine täglich rasant an Kaufkraft verloren, waren viele Gemeinden, wie auch Hinterstoder gezwungen, eigene Geldscheine drucken zu lassen. Das sogenannte Notgeld. Die Währung waren Kronen und Heller.
1 Krone hatte 100 Heller.
Im Jahr 1924 ging die Republik Österreich zur Schillingwährung über.
Aus 10 000 Kronen wurde 1 Schilling. 

(Linzer) Tages-Post 22. Juni 1920
Das von der Gemeinde Hinterstoder zur Ausgabe gelangende Notgeld (Entwurf von E.T. Compton) wird in allernächster Zeit ausgegeben und in Verkehr gesetzt. Es wollen sich alle diejenigen, welche bereits Notgeld bei der Gemeinde
Hinterstoder bestellten und Geld hierfür eingesandt haben, noch kurze
Zeit gedulden, da das Notqeld demnächst fertiggestellt ist und nach
Einlangen sofort an die Besteller abgesendet wird.
Die Gutscheine werden folgende Bilder tragen: 10er Scheine das
Prielkreuz, 20er Scheine die Spitzmauer, 50er Scheine die Polsterlucke.
Die Ausführung ist eine sehr gediegene und gute und diese Notgeldserie
wird gewiss jedem Sammleralbum eine Zierde sein.

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Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe) 4. August 1939
Am Samstag, den 5.8.1939 findet in den Bergen von Hinterstoder eine
Gedenkfeier für den im Jahre 1934 beim Hissen einer Hakenkreuzfahne
tödlich verunglückten illegalen Ortsgruppenleiter der NSDAP- von Hinterstoder
Karl Weigerstorfer statt, der in der damaligen schweren Zeit mit seinen großen
Propagandaaktionen beispielgebend wirkte. Von den mächtigen Bergwänden des
Stodertales grüßte fast an jedem neu erwachenden Tag ein neues mächtiges
Hakenkreuz das Tal. In schwerer Kletterei in kalten Nächten, mit dem Farbkübel
oder mit eingerollten Fahnen, stieg Weigerstorfer mit seinen SA-Kameraden
in die schwersten Wände ein und brachte die Zeichen der Bewegung an Stellen
an, wo sie die Hüter des damaligen Systems auch bei Tag sich nicht zu entfernen
getrauten. Eines Tages nun kam Weigerstorfer von einer solchen Kletterei nicht
mehr zurück. Man fand ihn zwanzig Meter unter der wehenden Fahne, die er
vorher noch gehißt hatte, an einer Felswand, von der er abgestürzt war
tot auf. An dieser Stelle soll nun ein würdiges Ehrenmal errichtet werden.
 

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