Freitag, 1. Dezember 2023

Was einst in der Zeitung stand.

Im Grazer Volksblatt, in der Linzer Tagespost und im Linzer Volksblatt konnte man folgende Artikel lesen. Sie wurden etwas gekürzt und unserer Zeit angepasst. 

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Grazer Volksblatt 25. November 1926
Jugend von heute.
Der Lehrer sagt: „Also, Kinder, ich habe euch jetzt die Kugelgestalt der Erde erklärt. Ich will sehen, ob ihr mich verstanden habt. Du, Moritz, pass einmal auf: Wenn du mitten in der Stadt ein Loch zu graben anfingst, verstehst du und du gräbst immer tiefer, immer tiefer weil du doch bei der anderen Seite herauskommen willst, — wo würdest du da hinkommen?" 
Sagt der kleine Moritz: „In die Irrenanstalt, Herr Lehrer!"

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(Linzer) Tages-Post 15. Juni 1918
„Ein irrend Wanderleben".
Man schreibt uns aus Vorderstoder: 
In die dem Besitzer Hermann Ramsebner, vulgo Löger, gehörige Alpenhütte, auf dem Hochstein in Hinterstoder wurde durch das Dach eingebrochen. Der Einbrecher, der darin gekocht und einen Laib Brot genommen hat, ließ einen Zettel zurück mit den Worten: „Ich bitte um Entschuldigung, ich bin kein Dieb!
Ich bin nur ein irrendes Wanderleben." Es dürfte ein flüchtiger Kriegsgefangener gewesen sein.

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(Linzer) Tages-Post 9. Juni 1928
Ein tschechischer Deserteur vor den hiesigen Schöffen.
Der nach Vierzighuben in der Tschechoslowakei zuständige Webergehife Emil Schneider wurde im Jahre 1927 von der Wiener Polizeidirektion für immer aus Österreich ausgewiesen. In seiner Heimat wurde er dann zum Militärdienst eingezogen. Von seiner in Olmütz liegenden Garnison riss er aber im April aus, um wieder ins liebe Österreich zurückzukehren.
Auf seinen Wanderzügen - angeblich wollte er zur Arbeitsuche nach Steiermark — versuchte er sich in einem Forsthaus in Hinterstoder Lebensmittel anzueignen. Der Einbruch gelang ihm, als er aber ins Zimmer trat, überraschte ihn der von einer Hahnenbalz zurückgekehrte Jäger Heinrich Arminger mit schussbereiter Waffe. Schneider wurde verhaftet und gab an, lediglich aus Hunger auf Lebensmittelbeute ausgegangen zu sein, ein Geständnis, das er bei der durchgeführten Verhandlung auch aufrecht hielt.
Mit Rücksicht auf zwölf, meistens wegen Eigentumsdelikten erlittenen Vorstrafen konnte der Senat von einem Milderungsrecht keinen Gebrauch mehr machen. Schneider erhielt diesmal— als dreizehnte Strafe— gemäß der vom Staatsanwalt vertretenen Anklage drei Monate schweren Kerker, verschärft mit Dunkelhaft monatlich (unter Einrechnung der Haft seit 29. April) womit er sich einverstanden erklärte.
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Linzer Volksblatt 6. August 1929
Ein bedauerlicher Verstoß der Post gegen die Unparteilichkeit. 
Aus Hinterstoder und Klaus gehen uns Beschwerden zu, dass in den letzten Tagen dort von der Post offiziell an alle Postempfänger Fahrpläne der Postkraftwagenlinie Dirnbach-Stoder-Hinterstoder verteilt wurden, denen ein Bestellblatt für das sozialdemokratische Hetzblatt »Die Unzufriedene« perforiert angeschlossen war. Diese Fahrpläne wurden den Postämtern von der Postdirektion Linz mit dem Auftrag zugemittelt, sie im Amtslokal auszulegen und an die Postempfänger verteilen zu lassen.
Es ist sogar vorgekommen, dass die Werbezettel für „Die Unzufriedene" anderen Drucksorten, wie z. B. der Reichspost, beigelegt wurden. Es ist begreiflich, dass die nicht sozialdemokratische Bevölkerung, die vor dem üblen roten Frauenhetzblatt Abscheu hat, schärfsten Protest dagegen erhebt und dass sozusagen von Amts wegen für ein solches Blatt Propaganda gemacht wird. Der Postdirektion sind die betreffenden Werbeschriften von der Inseratenfirma 
E. Horwath in Wien zugegangen mit dem Ersuchen um Verteilung. Dem Ersuchen wurde entsprochen, weil die Beteiligten Postorgane nach ihren Angaben den Charakter des Blattes nicht kannten. Wir sind aber der Ansicht, dass es die Post  überhaupt vermeiden sollte, für irgend eine Zeitung Propaganda zu machen, da die Postanstalt unparteiisch zu sein hat. Es wäre auch anzuempfehlen, dass sich die Post eine andere Firma aussucht als die Firma Horwath, die sie mit solchen Reklamen hineinlegt. Man kann von der Postdirektion verlangen, dass sie die Ausgabe der betreffenden Fahrpläne sofort einstellt und dass sie die Bevölkerung darüber aufklärt, dass sie in keiner Weise für das sozialdemokratische Blatt amtliche Propaganda zu machen beabsichtigte.
Diese Aufklärung ist die Postdirektion der Bevölkerung schuldig, will sie nicht in den Verdacht kommen, dass sie sich für irgend ein Parteiblatt— noch dazu für eines von dem Niveau der ,,Unzufriedenen“ einsetzt.

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