Samstag, 19. September 2015

"Es gibt nichts Schöneres auf Erden, als Braut und Bräutigam zu werden."

Das besagt ein alter Spruch, der so scheint es, heute einiges an Glanz eingebüßt hat. Wie unsere Vorfahren vor 100 oder 150 Jahren im Stodertal Hochzeit gefeiert haben können Sie hier im ersten Teil nachlesen. Wie im Gasthaus bis zum nach Hause gehen gefeiert wurde erzählt ein weiterer Teil, der später folgen wird.


Das Aufgebot bestellten die Brautleute im Pfarrhof. Das Brautpaar wurde dreimal "von der Kanzel geworfen" (verkündigt). Bei der zweiten Verkündigung mußte das Paar in der Kirche sein, denn sonst sagte man, würden die Kinder des Paares "derisch" (taub) werden.
Zur Organisation der Hochzeit wurden eine ganze Reihe Personen aus dem Freundeskreis der Familien benötigt. Zunächst der Hochzeitslader, der Zuvater und die Zumutter ("Zuvaterleute"), der Zubräutigam und die Zubraut ("Zubrautleute") und die "Kranzlmenscha und Buam". Die Zubraut besorgte und heftete die Hochzeitssträußchen an. Sie sorgte auch  für ein kleines Geschenk das der Trauungspriester bekam. In damals Innerstoder ( heute Hinterstoder) war es stets ein Zuckerhut. Der Zubräutigam war der Organisationsleiter des Festes. Er sorgte für einen geordneten Ablauf und war auch Tanzherr. Am vorletzten Sonntag vor der Hochzeit kamen die Brautleute mit allen Helfern im Gasthaus, in dem die Feier stattfinden sollte, zusammen, um die Details wie Speisenfolge, Mahlgeld, einzuladende Personen, Musik und Fuhrwerk auszumachen. Das nannte man "Andingen".
Eine Woche vor der Hochzeit ging der Hochzeitslader von Haus zu Haus um die Hochzeitsgäste einzuladen. Den Hut zierte ein Blumenstrauß und in der Hand hielt er den mit Blumen und Bändern geschmückten "Hochzeitsstecken" (Wanderstock).
Vor jedem Haus der einzuladenden Gäste jauchzte er, ging in die Stube und sagte seinen Spruch, der über Ort Zeit und Höhe des Mahlgeldes, Aufzählung der Speisenfolge und Unterhaltung  informierte.
Er schloß mit der eindringlichen Bitte, bestimmt zu erscheinen. Dann vermerkte er die Zusage in einer Liste und verzeichnete darin auch die Höhe des "Wiegelhandgeldes"(ein Geldbetrag  als Beisteuer für die Hochzeit), das er für das Brautpaar entgegen nahm. Das eigentliche Hochzeitsgeschenk brachten die Gäste zur Tafel mit. Nach einer kleinen Stärkung ging der Hochzeitslader zum nächsten Haus.
Am Sonntag, der dritten Verkündigung (dem "Kranzltag") fand im Haus der Braut das "Kranzlbinden" statt. Es kamen alle Freunde des Brautpaares, Nachbarn und gute Bekannte zusammen, um gemeinsam den Brautkranz und die Rosmarinsträußchen für die Hochzeit zu binden. Zubraut und Zumutter brachten die Hochzeitsblumen.
Schon im Morgengrauen eröffneten am Hochzeitstag Böller- und Pistolenschüsse beim Brauthaus das Fest. Am Morgen holte der Zubräutigam den Bräutigam, beide zusammen die Zubraut und zuletzt dann die Braut mit der jeweiligen Verwandtschaft ab. Die Wagen waren festlich geschmückt. Zu beiden Seiten des Kutschers saßen die "Blockbläser", zwei  Musikanten die Ländlerweisen spielten. In jedem Haus, insbesonders im Brauthaus, wurde der Wagenkonvoi bewirtet. Auf dem Weg zur Kirche oder zum Gasthaus wurde gelegentlich die Straße durch Stangen oder Ketten abgesperrt und der Bräutigam oder der Zubräutigam mußte mit Trinkgeld den Zug freikaufen.
Nach der kirchlichen Feier fuhr der Hochzeitszug in der gleichen Ordnung in das Gasthaus.







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