Wie vor 100 oder 150 Jahren Hochzeit gefeiert wurde können
Sie hier im 2.Teil nachlesen.
Nach der Trauung war der Platz der Braut an der linken Seite ihres
Mannes. Die weltliche Feier wurde mit dem Ehrentanz, meist um 12 Uhr eröffnet.
Der Zubräutigam tanzte zunächst alleine mit der Braut drei
"Landlergsetzln", trat aber statt des "Radls" zwischen den
"Gsetzln" zurück und zog vor dem zuschauenden Bräutigam den Hut. Nach
dem 3. "Gsetzl" übergab er die Braut dem Bräutigam und sagte mit
einer Verneigung "Danke schön, viel Glück und ein langes Leben". Nun
tanzte der Bräutigam mit der Braut und der Zubräutigam mit der Zubraut. Erst
nachher durften alle anderen Gäste
tanzen. Nach dem Ehrentanz begann die Hochzeitstafel, die das Fest in
Abständen bis in die späte Nacht begleitete. Die einfachste Form war die eines
Mittagessens, einer Jause und eines Nachtmahls. Folgendes Beispiel soll die
Speisenfolge großer Hochzeiten vergangener Tage aus dem Stodertal illustrieren:
1. Rindsuppe mit Nudeln, Frittaten oder Semmelbröselknödel
2. Rindfleisch mit Semmelkren
3.Schnürkrapfen aus Mürbteig
Pause
4.Sauerkraut mit Krenwürstl, weiße Würstl oder gebackene
Laibchen
5.Einmachsuppe mit Semmelbröckerln
6. Schweinebraten mit Salaten
7. Torte
Pause
8. Kalbsbraten mit süßen und sauren Salaten
9. Butterkrapfen oder Strauben
10. Weinkoch oder fettes Schmalzkoch mit gedünstetem Obst
11. Bauchwuzlkoch (ein Mehlmilchkoch mit Rosinen und
Verzierung aus Zimtstaub)
Rindfleisch und Kren hatten symbolischen Charakter und
sollten vor Krankheit schützen.
Das Hochzeitsfest war aber noch lange nicht zu Ende. In den
Pausen zwischen dem Essen wurde getanzt und manchmal auch die Braut gestohlen.
An der Hochzeitstafel selbst nicht teilnehmende Gasthausbesucher entführten die
Braut in ein anderes Gasthaus und gaben sie erst frei, wenn der Bräutigam oder
Zubräutigam sie gefunden hatte und die angelaufene Zeche bezahlt wurde.
Beim "Kranzltanz" im Stodertal nahmen alle
unverheirateten Mädchen und die "Kranzljungfrauen" teil. Sie trugen
künstliche Myrtenkränze und einen Rosmarinzweig im Haar. Ein Mädchen mit Kind
durfte nur einen halben Kranz von Ohr zu Ohr tragen. Jeder Besucher war stolz
eine Kranzljungfer zu haben. Wenn Kranzljungfrauen keinen Tänzer fanden, mußte
der Zubräutigam einen beschaffen. Der Kranzltanz war ein Ländler, an dessen
Ende ein Kranzl übergeben wurde. Daher auch die häufigste Frage der Burschen:
"Wem hast Du das Kranzl abgetanzt?" Nach dem Tanz hielt der Tänzer
sein Mädchen frei und mußte (oder durfte) sie später nach Hause bringen. Den
Kranz brachte er heim, denn wer keinen hatte, von dem hieß es "er treibt
den Bock heim".
Den Abschluß bildete der "Polsterltanz" der
Ledigen. Ein Tänzer und eine Tänzerin küßten sich auf
einem Polster knieend und schieden aus. Wenn nur mehr wenige tanzten wurde mit
einem Besen "Kehraus" gemacht. Es war keine Ehre dabei zu sein. Vom
Rest der Speisen nahm sich jeder ein "Bschoadbinkerl" mit heim.
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