Samstag, 4. Juni 2016

Eistouren im Toten Gebirge

In der illustrierten Beilage "Welt und Heimat" der Linzer "Tages-Post" Nr. 5 vom 29. Juli 1933 wird das Befahren der "Eislueg", einer selten begangenen Höhle in der "Dietlhölle", beschrieben.

Nach vierstündiger Wanderung erreichte Ludwig Moser jun. mit seinen Bergkameraden die erst vor wenigen Jahren entdeckte Eishöhle in der Nordwand des 2284m hohen Hebenkas. Nach einer kurzen Rast vor dem Höhleneingang wurden die Seile, Scheinwerfer und Kletterhaken zurecht gelegt und die Steigeisen montiert damit die Eiszunge, die bis zum Höhleneingang reicht, begangen werden konnte.

Die Höhle verengt sich schon nach wenigen Metern. Der Vordermann tastete sich behutsam mit seinem Eispickel nach unten bis seine Stimme aus dem Dunkel zum Nachkommen aufforderte. In einer mit Eis überzogenen Felswand steckt ein großer Ringhaken, den schon ein früherer Besucher montiert hatte. Daran knüpften die Höhlenforscher ein Seil und verbanden es mit dem Klettergurt. Die Eiswand wurde immer steiler und die Eiskletterer erinnerten sich an einen Bericht des oberösterreichischen Höhlenforschervereins vor 2 Jahren, in dem zu lesen war, dass der Eisabsturz mit ca. 15m Fallhöhe angegeben wurde. Ein Kamerad, der gut gesichert wurde seilte sich sorgsam die Eiswand hinunter. Zentimeterweise läuft das Seil durch den Ring. Plötzlich spannt sich das Seil und man hört das Scheuern und Schleifen des pendelnden Körpers, der den Halt verloren hat. Keuchend hing er in der Brustschlinge und erreichte erst mühsam, nach minutenlanger Suche nach Halt den Auslauf der Steilwand. Acht Meter hoch reichen die Felswände empor und formen eine schräg geneigte Höhle. Sie drangen weiter in die Höhle ein und kamen zu einer ca. 20m breiten und 60m langen Halle mit einem Boden aus blankem, durch Tropfwasser  etwas unebenen Eisparkett. Weißglitzernde Eissäulen schimmern märchenhaft im Schein der Scheinwerfer und Tropfsteine wie Stalaktiten und Stalagmiten zieren das Felsengewölbe.

Die Zeit ist schneller vergangen, so wird berichtet, als die Höhlenforscher gedacht haben. Sie traten rasch den Rückweg an, hasteten den Steig hinunter um noch rechtzeitig den Zug für die Heimfahrt zu erreichen.

Am 11. und 12.10.1952 entdeckte eine Gruppe von 12 Höhlenforschern aus Sierning in der Eislueg-Höhle einen neuen Eisdom (Chronik von Hinterstoder).

Der Gruppe gelang es in das Berginnere vorzustoßen und 2 Nebenschächte von 20 und 30m Tiefe zu befahren. Im Hauptsystem der Höhle konnte nach mühevoller Arbeit eine 12m hohe, senkrechte und vollkommen glatte Wand mit Hilfe von Behelfsleitern überwunden werden. Der Anblick der sich den Augen der Forscher bot lohnte die aufgewendete Mühe reichlich. Vor ihnen lag im Licht der Scheinwerfer ein riesiger Eisdom. 60m hoch wölben sich die Wände des Domes. Die Wände sind mit Perlsinter und schneeweißer Bergmilch überzogen. Vorhänge aus Tropfstein  von einem halben bis zu dreiviertel Meter hängen von der Decke. Die Höhlenforschergruppe gelangte auch zu einem See, der aber wegen der vorgerückten Zeit nicht mehr überquert werden konnte.
1952 sind die Eislueg, die Kreidehöhle und der Schwarzbach zu Naturdenkmälern erklärt worden.






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