Freitag, 19. August 2016

Erinnerungen aus der Zeit in der ich noch ein Schulmädchen war.

Aus der Erinnerung eines Schulmädchens:
Es muß so in den 1930er Jahren gewesen sein, als mein Vater von Gendarmen einmal 3 Tage in den Kerker eingesperrt wurde. Schuld war ich. Es wäre ja nichts herausgekommen wenn ich es nicht verraten hätte.
Wenn es regnete ging mein Vater zur Steyr um zu fischen. Er mußte doch für uns alle sorgen und wir freuten uns, wenn etwas Abwechslung in unsere Kost kam. Wir hatten kein eigenes Fischwasser und er mußte deshalb "schwarz" fischen gehen.
Als er bei der Stromboding in der Steyr fischte hörte er hinter sich ein Geräusch. Es war ein Gendarm in Zivil. Vater tat als würde er nichts hören und ließ ihn ganz nahe heran. Plötzlich drehte er sich wie der Blitz um, packte ihn am Genick und dümpelte sein Gesicht so lange im Wasser bis er ganz benebelt war. Dann lief Vater so schnell er konnte davon. Dabei verlor er seinen Hut mit den Bergsteigerabzeichen und einem Abzeichen aus der Zunft der Sensenschmiede.
Gerade als wir beim Heumachen waren kamen die Gendarmen. Einer hatte den Hut in der Hand und fragte ob ich ihn kenne. Voller Freude habe ich ja gesagt. Damit war mein Vater überführt. Ich hatte eine furchtbare Angst, denn ich stellte mir vor Vater müsste bei Wasser und Brot in einem finsteren Kerker schmachten.
Aber das war nicht mein einziges Erlebnis mit der Gendarmerie. Eines Tages kamen zwei Gendarmen und gaben uns Kindern Zuckerl. Dann fragten sie ob wir wissen wo Vater die Rehfelle hat. Sie wollten Beweise für sein Wildern haben. Ich zeigte ihnen die Jauchegrube und sagte ihnen daß ich darin schon Felle gesehen habe. Sie holten eine lange Stange und fischten Hasenfelle, von unseren Kaninchen, an das Tageslicht. Dann sind sie wieder unverrichteter Dinge abgezogen.
Das Wildern war damals keine Seltenheit. Die Zeiten waren schlecht und besonders Holzknechte wie mein Vater, die viel im Wald lebten, hatten zum Wildern die besten Möglichkeiten. Mein Vater ging öfters wildern. Meine Tante war mit einem Jäger verheiratet und von dem hat sich Vater das Gewehr ausgeliehen. Vater hatte auch ein Flobertgewehr, das er im Heustadl unter morschen Brettern versteckt hielt.
Einmal ist Vater beim Wildern neben dem Weg gesessen und an eine Fichte angelehnt, eingeschlafen. Sein Gesicht war ganz schwarz angestrichen und neben ihm lag das Gewehr. Da kamen Gendarmen des Weges, sahen ihn und fragten was er denn hier macht. "Nichts," sagte er, "er sucht nur Schwammerl" (Pilze). "Schwarz angestrichen und mit der Büchse Schwammerl herausschießen? Das sollen wir glauben"? Vater wurde mitgenommen und in Steyr in den Kerker gesperrt.

Wenn Vater vom Wildern länger nicht nach Hause gekommen ist, haben wir uns in der Stube nieder gekniet und für ihn gebetet, damit er bald wieder zurückkommt. Wir Kinder liebten unseren Vater sehr.



Der Jäger sucht den Wilderer

Ein Wilderer wird vom Förster und Jäger gestellt
   

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