Freitag, 26. August 2016

Waschtag in einem Bauernhaus vor rund 100 Jahren.

Erinnerung eines damaligen Schulmädchens:
Das Wäsche waschen bei den Bauern war mühsam. Waschmaschinen gab es nicht. Deshalb wurde die Unterwäsche höchstens einmal in der Woche gewechselt. Knechte und Mägde trugen die Wäsche noch länger.
Gewaschen wurde nur mit Regenwasser weil es weicher war als das Wasser vom Bach. Vor dem Waschtag wurde eine Lauge aus Holzasche hergestellt. Die Holzasche wurde mit viel Wasser gekocht und stehen gelassen. Wenn die Asche abgesunken war wurde das Wasser abgelassen. Dieser Vorgang dauerte 3 bis 4 Tage. Die Aschenlauge war schön weich, wie auch das Regenwasser. Davon wurden auch stark verunreinigte Wäschestücke wieder sauber. Erst wurde die Kochwäsche gewaschen, dann die Buntwäsche und zuletzt kam die Stallwäsche daran. Die Wäsche wurde vor dem Haus über einem offenen Feuer in einem großen Kessel gekocht.
Zum Schwemmen luden die Mägde Wäsche in Weidenkörbe, stellten sie auf einen Radelbock und fuhren damit zur Steyr. Im Winter war es oft bitter kalt und 30 Grad unter Null waren keine Seltenheit. Die aus Hausleinen hergestellten Leintücher und Polsterüberzüge waren sehr schwer, so daß man sie kaum zu zweit auswringen konnte. Die Wäscherin kniete auf einer Decke und schwemmte im eiskalten Wasser der Steyr die Wäsche, die dann in der Presshütte zum Trocknen aufgehängt wurde. Sie war  tagelang steif wie ein Brett. Den wunderbaren Geruch, den die frisch gewaschene Wäsche  ausströmte, wenn sie zum Nachtrocknen um den Kachelofen hing, erreicht kein heutiges Waschmittel. Zum Bügeln mußte in das Bügeleisen glühende Kohle gefüllt werden.
Zerrissene Wäsche wurde von einer alten Magd geflickt. Auf ihrem Stopfholz, das bestimmt schon sehr alt war, stand der Spruch:
"Wenn Dich die bösen Buben locken,
bleib zu Haus und stopfe Socken".   

Es geschah einmal, daß ein junger ca. 15 jähriger Knecht für den Winter nur eine einzige lange Unterhose besaß. Beim Waschen wurde festgestellt dass sie zerrissen war. Die alte Magd, die die Wäsche flicken mußte, sah nicht mehr so gut und stopfte nicht nur das aufgerissene Loch, sondern nähte auch noch über den Hosenschlitz einen Leinenfleck. Sie schimpfte sehr über die vermeintlich so arg zerrissene Unterhose.
Jetzt muß man sich vorstellen, daß unser Abort über dem Heuboden lag und man mußte einen langen Weg um den Stall machen um dort hinzugelangen. Der Knecht, der den Weg in der Finsternis und Kälte ohnehin, einem starken Drang folgend, sehr eilig gegangen war, fluchte im Abort so laut, weil sein Zugang an der Unterhose zugenäht war. Sogar der Bauer hörte das Geschrei und kam  mit der Laterne nachschauen um der Sache auf den Grund zu gehen. Da erst stellte sich heraus warum der Knecht so in Nöten gekommen war.




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