Mittwoch, 26. Juli 2017

Auf Sommerfrische Ideen schmieden. Der Landinger Sommer verknüpfte Entspannung und Austausch

Diesen Rückblick auf den Landinger Sommer, vom 13. bis 21.7.2017, in Hinterstoder hat Julia Körber von der Gemeinde  zur Verfügung gestellt.

Wenn in Hinterstoder ein Viehtransporter Kunstwerke vom Berg ins Tal fährt und Raumplaner in der Sechser-Gondel die neuesten Entwicklungen im Städtebau diskutierten, dann ist der „Landinger Sommer“ ins Tal gekehrt. Die Veranstaltungs- und Vernetzungswoche lud auch dieses Jahr von 13. bis 21. Juli zu einer Sommerfrische der besonderen Art.
„Der Landinger Sommer ist eine einwöchige Ausnahmesituation in einer inspirierenden Umgebung. Hier erfahren lernfreudige Menschen manchmal etwas über Themen, von denen sie zuvor gar nicht wussten, dass es sie gibt“, sagt Initiator Christof Isopp. Seit 2012 treffen sich kreative Köpfe aus Stadt und Land um gemeinsam die Bergkulisse zu genießen und laut über die Zukunft nachzudenken. Die Wanderschuhe gehören dabei genauso selbstverständlich zur Ausstattung eines Besuchers wie Laptop und Visitenkarten.
Die diesjährige Themenpalette reichte vom Innovationsmotor Stadt, über Kunst im Dorf bis hin zum Containertransport. Diese Vielfalt brachte Kommunalpolitiker, Forscher, Architekten, Stadtplaner, Kunstinteressierte und Regionalentwickler an einen gemeinsamen Tisch. Auch dieses Jahr standen die Türen der Hinterstoderer Hösshalle für alle offen, die eine Woche oder auch nur einen Nachmittag zuhören und mitreden wollten.
Das Programm startete mit dem vom Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie initiierten „Smart-Cities-Thementag“. Bereits zum vierten Mal versammelten sich Stadtentwickler aus allen Ecken Österreichs zum ungezwungenen Ideenaustausch. Im Veranstaltungssaal, bei einer Fahrt mit der Gondel und an den Stehtischen am abendlichen Schmankerl-Buffet drehten sich die Gespräche um die Stadt als Motor für Innovation.
Dass nicht nur in der Stadt sondern auch am Land viel Neues entsteht, zeigte sich tags darauf. Vertreter aus innovativen Gemeinden in Österreich und Deutschland vernetzten sich bei einer Veranstaltung der Plattform Zukunftsorte mit dem Titel „Co-Kultur – Über eine Kultur des Kooperierens & Teilens“. Neun Vortragende präsentierten nachahmungswürdige Kooperationen am Land über Altersgrenzen, Unternehmensgrenzen und Gemeindegrenzen hinweg. Zusammenarbeit, so das Fazit, spart Ressourcen, macht den Tourismussektor wieder fit, ermöglicht Integration und setzt neue wirtschaftliche Impulse.
Das Projekt von Florian Radner zeigte etwa, wie in einer Gemeinde wie Hinterstoder eine mobile Bibliothek entstehen könnte. Ein spezieller Bibliotheks-Anhänger könnte von Ort zu Ort reisen und nebenbei auch als Lesebühne oder Klassenraum dienen. Mehrere Gemeinden teilen sich eine Bücherei auf Rädern und sparen damit Geld und Personal.
Das Kunstprojekt „Landschaft revisited“ diente als Beispiel bereits realisierter Kooperationskultur. Der Bayrische Künstler Peter Lang empfing die „Landinger Sommer“-Besucher am 15. Juli bei rauem Wetter auf der Hutterer Höss in seinem Atelier-Container. Hier lebt und arbeitet der Landschaftsmaler einen Sommer lang auf über 1.800 Meter Seehöhe, um die Lichtstimmungen der Kalkalpen auf Leinwand zu bannen. Dabei geht es ihm um mehr als nur die schöne Bergkulisse: “Wenn, man die Landschaft versteht, versteht man auch die Leute”, sagte Lang zu seinem Besuch.
Dass der Atelier-Container nach Aufenthalten in Patagonien und Island nun auch Hinterstoder besucht, verdankt der Ort ebenfalls dem Landinger Sommer. Vergangenes Jahr entwickelte der bayrische Soziologe Klaus Zeitler gemeinsam mit Hinterstoderer Vordenkern in der Sommerfrische-Woche die Idee, Peter Lang einzuladen. Ein Jahr später hängen die Früchte dieser Vernetzung sichtbar in der Hösshalle. Bei der Vernissage am 15. Juli präsentierte der Künstler erste Werke aus seinem reisenden Atelier. Dazu beförderte ein Viehtransporter die meterlangen Großleinwände mehr als 1200 Höhenmeter ins Tal hinab.
 “Dieses Projekt ist ein weiterer Meilenstein für uns”, sagt der Hinterstoderer Bürgermeister Helmut Wallner. Der Ort profitierte nicht nur direkt von den Landschaftsportraits, sondern gewann auch wichtige Kontakte zur Kunstwelt. So fand die Ausstellung Peter Langs in Reinhard Spieler, Direktor des Sprengel Museum Hannover, einen prominenten Kurator.
Zwischen konzentrierten Vorträgen und Kunstgenuss fand auch gemütliches Beisammensein seinen festen Platz im Programm. Auf die Vernissage folgte das feierliche Maibaum-Umschneiden.
Auch das so-genannte „Bänkle-Hock“ besetzt einen Fixplatz im Zeitplan des Landinger Sommers. Das gemeinsame auf der Hausbank-Sitzen bei Kaffee oder einem Bier gehört für Bürgermeister Helmut Wallner zu den Höhepunkten: „Hier trifft man sich in gemütlicher Atmosphäre und bespricht Ideen nach. Man begegnet sich viel ungezwungener als auf einer Konferenz und kann gemeinsam Projekte entwickeln.“
Sich begegnen, austauschen und mit neuen Kontakten und Ideen wieder nachhause fahren – das ermöglichte der Landinger Sommer in verschiedensten Settings und zwischen unterschiedlichen Gruppen. Genau das macht ihn für Christof Isopp zur erfolgreichen Ideenschmiede: „Neues entsteht dort, wo Unterschiede verknüpft werden – und daher oft bei Begegnungen von Menschen, die einander im Alltag nie treffen würden.“








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