Freitag, 8. September 2017

Der weite Weg von Hinterstoder nach Kalifornien.

Vor einigen Wochen besuchte mich Gösta Iwasiuk mit dem ich 1950 meinen Schulbesuch in der         ersten Klasse Volksschule in Hinterstoder begann. Es gab damals noch kein eigenes Schulgebäude. Klassen der Schule waren, wie unsere 1. Klasse, im Haus gegenüber der Kirche untergebracht. Dort wo später jahrelang das Postamt war.
Göstas Eltern mussten im 2. Weltkrieg aus ihrer Heimat Tschernowitz, ehemals Österreichisch-Ungarische Monarchie, vor den Russen flüchten und sein Vater, von Beruf Arzt, wurde im Krieg von 1942 bis 1945 Gemeindearzt von Hinterstoder. Sie bezogen eine Wohnung in der Prielervilla des Fürsten von Eulenburg und Hertefeld. Die Ordination war im Gemeindehaus. Göstas Eltern hatten den Wunsch in die USA zu emigrieren. Es bot sich die Möglichkeit für seinen Vater bei den US Streitkräften als Arzt zu arbeiten. 1954 übersiedelte die Familie nach Amerika und Dr. Iwasiuk sen. arbeitete als Internist in einem Tuberkulose-Krankenhaus in Peoria Illinois.
Gösta vollendete seine Schulausbildung in Peoria und studierte anschließend an der Universität von Illinois Medizin.
1967 erhielt er das Diplom als Doktor der Medizin und praktizierte anschließend im Medical Center Los Angeles. Dort wurde er als Gefängnisarzt eingeteilt. Das war ein begehrter Arbeitsplatz für Praktikanten, weil die Jungärzte dort kaum beaufsichtigt wurden. Lediglich ein paar Mal in der Woche kam eine erfahrene Ärztin mit der sie die Therapien besprechen konnten. Gösta war noch nicht lange dort, als ein Gefangener eingeliefert wurde der eine Glühbirne zerbrochen und gegessen hatte. Einen solchen Fall hatte er in seiner medizinischen Ausbildung noch nie erlebt. Erst später kam er dahinter, dass Gefangene wussten wie man eine Glühbirne essen konnte ohne sich zu verletzen. Sie wollten sich damit nur ein paar schöne Tage im Krankenzimmer bei besserem Essen und mehr Freiheiten machen.
Einmal wurde ein Mörder eingeliefert, der seine Opfer, meistens Verwandte nach Abschluss hoher Lebensversicherungen, ganz raffiniert mit einer Überdosis Insulin tötete, obwohl diese Personen ärztlich betreut wurden. Der Mörder, dem später mehr als 20 Morde nachgewiesen wurden, erzeugte bei den Opfern künstlich Symptome wie bei einem Herzinfarkt. Nachdem Ärzte die Opfer behandelt hatten spritze er heimlich eine Überdosis Insulin, die den Tod herbeiführte. Es wurde angenommen die Patienten starben an Herzversagen. Stark verbesserte Untersuchungsmethoden würden das heute verhindern.
Gösta wurde zum Chirurgen ausgebildet und arbeitete mit medizinischen Robotern in den Krankenhäusern von Ventura, Santa Paula und Santa Barbara in Kalifornien.
Er wurde als Arzt und als Luftwaffenmajor der US Air Force im Vietnamkrieg hochdekoriert und ausgezeichnet.  
Jetzt endlich, wenn er die Zeit dazu hat, schreibt er interessante Bücher, in denen immer wieder seine Verbundenheit mit der alten Heimat Hinterstoder zum Ausdruck kommt.
Den Gemälden seines Vaters Vladimir, der nicht nur ein ausgezeichneter Arzt sondern auch ein begabter Maler war, widmete er das Buch "Vladimirs Visionen" (Blogbeitrag vom 21.7.2017).
Sein Leben beschreibt er in dem Buch "Tales of a Country Surgeon" und in dem Buch : "The Jesus Gene" denkt er über die Fragen nach: "Warum sind die Menschen religiös?" und "Woher kommt die Religion". Derzeit arbeitet er an einem neuen Buch, das vorwiegend seiner alten Heimat Hinterstoder gewidmet ist. Der Titel: "Tales From My Hometown".

Gösta mit seinen Eltern in Hinterstoder

Göstas erster Schultag

Klassenfoto 1950

Die Prielervilla

Hochzeit mit Mary Jane

Mit Mary Jane als Offizier der Air Force


Im Operationssaal


Dr. Gösta Iwasiuk

"Geschichten eines Landchirurgen"



Heute, im Ruhestand, lebt Dr. Gösta Iwasiuk mit Familie in einer 110 ha großen Ranch in Santa Paula in Kalifornien mit Pferden und vielen Haustieren. In seinen Plantagen wachsen Avocados, Orangen, Zitronen und Äpfel. .










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